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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Dein Brief. Uns geht’s gut. Was soll man auch anderes sagen. Am Freitag war ich mit dem Rad mit Frau Kürbis im Oberholz Tanne organisieren, am Sonnabend Abend habe ich dann bis 12 Uhr abends gesessen und habe unsere Stube fertig gemacht. Adventskranz gemacht, Transparent und Leuchter aufgestellt, und Heidis Adventskalender angefangen. Heidi genießt bewußt wie die Mutti die Adventszeit. Abends sitzt sie mit mir im Sessel und dann singen wir bei der Kerze traulichem Schein unsere schönen alten Weihnachtslieder. Am Sonntag haben wir Erikas Geburtstag nachträglich gefeiert, und heute war ich bei Mutti, habe ein paar Kekse für den Niklas gebacken und Mutti Adventskalender gemacht. Auch Mutter hat einen Ständer mit einem Licht. Ich liebe nun einmal diese Zeit ganz besonders. Morgen sollen nun endlich die Maurer zu uns kommen. Heidi werde ich in dieser Zeit zu Mutti schaffen, denn es muß fast alles ausgeräumt werden. Aber dann ist es wenigstens ganz, wenn auch überall grob Schönheitsfehler sein werden. Ich kann dann wieder Gardinen anmachen und man fühlt sich dann etwas gemütlicher. Vor allem zieht es nicht mehr durch alle Knopflöcher.
    Für heute will ich schließen, kleiner Mann. Bleib gesund, behalt uns lieb und nimm 1000 liebe Grüße und Süße
    von Deiner Leni und dem Kerlchen
    Grüße von allen, besonders von Mutter und Mutti.
     
     
     
    Nummer 3 M 20.–Nienburg, den 9.12. 45
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Gestern Nachmittag kam ich von Heinz zurück und meine erste Frage auf der Bude war nach Post. Nichts war da und war ich ziemlich geknickt, das kannst Du mir glauben. Ich meldete mich auf der Schreibstube zurück und siehe da, es waren doch zwei Briefe für mich da, und zwar Dein Brief vom 28.11. und Helenchens Brief vom 29.11., die alle beide über Holtensen gegangen waren. Nun erst einmal recht vielen Dank für Deine lieben Zeilen, kleine Frau und hoffe ich nur, dass inzwischen weitere Briefe von mir Dich erreicht haben. Von Dir sind wohl laufend alle Briefe von Dir samt Inhalt eingetroffen, also funktioniert jetzt unser Briefwechsel ganz gut, nur bin ich gespannt, ob Du bis jetzt die 30.– Mark erhalten hast, die ich auf zweimal beigelegt habe. Weisst Du, ich bin nun völlig orientiert über Eure Ernährungslage, das ist ja furchtbar und nun will ich sehen, ob ich eine kleine Dose Cornedbeef bekomme und will ich sie dann Heinz mitgeben. Viel ist es ja nicht, aber ich wüsste nicht, was ich sonst schicken könnte. Ob Du wohl wirklich über Deine Krankheit richtig hinweg bist oder es mir nur zur Beruhigung so schreibst? Hoffentlich hast Du wirklich wieder eine Gewichtzunahme, kleine Frau, und wünsche ich Dir recht gute Besserung, allerdings ist es mir schleierhaft, wie Ihr Euch bei der Verpflegung wieder erholt. Auch um Mutter bin ich sehr in Sorge, da ich ja weiss, dass sie an sich immer zuletzt denkt. Kannst Du sie da nicht mal etwas kontrollieren? Ich werd ihr heute nochmals mit schreiben.
    Von Heidis Pelzmantel hattest Du mir noch nichts geschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass sie da stolz darauf ist. Die Eltern haben sich da ja ein teures Weihnachtsgeschenk geleistet. Da kann der Vati natürlich nicht mit landen, wenn er überhaupt etwas zum Schenken bekommt. Tante Ida hat wohl noch ihre Beziehungen zu den Kürschnern, denn so etwas zu bekommen ist sicherlich unmöglich. Wie geht es ihr? Wohnt sie immer noch mit Lieschen und ihrem Mann zusammen und wie ist das Verhältnis jetzt zwischen ihnen? Das Heidi jetzt im Allgemeinen wohlauf ist und ein kleiner Schelm, ist doch sehr gut und hoffen wir, dass sie so bleiben möge. Wie Du aus unserer Karte aus Holthusen ersehen hast, bin ich am Donnerstagabend bei Heinz gelandet und gestern, Sonnabend, wieder hierher gefahren. Das Postsparbuch habe ich mir geben lassen und hebe das Geld ab und werde es Heinz Weihnachten mitgeben, so dass Du dann es brauchen kannst, wie es sich nötig macht und die Gefahr entfällt, dass es in den Briefen wegkommt. Heute lege ich nochmals M 20.– bei und hoffe, dass Du dadurch nicht gar zu sehr unter der Geldknappheit zu leiden hast. Die Umschreibung geht ja schnell vonstatten und vor dem 20. fährt ja Heinz nicht.
    Hast Du Dich gut in ‘Die verkaufte Braut’ amüsiert? Ich habe die Oper noch nicht gesehen, ebenso wenig wie ‘Eugen Onegin’. Lass Dir nur nichts entgehen an Zerstreuungen, kleine Frau; es kann ja nicht mehr so lange dauern, dass wir dann zusammen wieder gehen können. Ob Du wohl mit Heidi ins

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