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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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unterschätzt hatte. Niemals hätte er Jördis und Carla mit ihm in Kontakt bringen dürfen. Niemals.
    Schön hatte sich grausam gerächt. Niemand anders konnte für das Blutbad in seiner Hütte verantwortlich sein. Vielleicht hatte Schön ihn in seinem Hof doch bemerkt und war ihm gefolgt. Vielleicht war er Jördis und Carla aber auch schon am Sonntag nach dem Literaturbrunch gefolgt. Wie auch immer: Er hatte herausgefunden, wo er lebte, und einen Zeitpunkt abgewartet, zu dem die beiden Frauen wehrlos waren.
    Wie hatte er nur so dumm sein können?
    Der schwere T5 rutschte seitlich durch eine lang gezogene Linkskurve. Alex dachte gar nicht daran, das Tempo zu drosseln. Vielleicht hatte er noch eine Chance, vielleicht hatte Jördis noch eine Chance, aber nur, wenn er so schnell wie möglich in die Stadt kam. Schön musste einen guten Grund dafür haben, warum er Jördis nicht so wie Carla sofort getötet, sondern entführt hatte. Er wollte mit ihr spielen, sie quälen, sich für die Schmach rächen, die sie ihm im Café zugefügt hatte.
    Die Worte der blonden Polizistin schossen ihm durch den Kopf.
    Er bleicht sie zu Tode.
    Das durfte einfach nicht passieren. Er würde alles daran setzen, das zu verhindern.
    Hinter der Kurve brachte er den Wagen wieder unter Kontrolle und drückte das Gaspedal noch weiter durch. Auf der Straße lag eine fünf bis zehn Zentimeter hohe, geschlossene Schneedecke, auf der es sich mit den neuen Winterreifen, die er im Dezember aufgezogen hatte, relativ gut fahren ließ. Bisher waren kaum Fahrzeuge durchgekommen, sodass der Schnee noch locker lag.
    Abwechselnd wischte Alex sich die Handflächen an den Oberschenkeln seiner Jeans ab. Immer wieder bildete sich ein Schweißfilm darauf. Schweißtropfen liefen ihm auch vom Haaransatz in den Nacken und weiter bis in den unteren Rücken, wo im Hosenbund seine Glock steckte.
    Das Magazin war voll geladen.
    Schön musste sterben, das stand fest. Er würde ihn nicht davonkommen lassen. Und sollte er Jördis etwas angetan haben, sollte er ihr auch nur einen einzigen Kratzer zugefügt haben, dann würde Alex ihn zu Tode quälen, so langsam, wie es nur möglich war. Er würde die Welt befreien von diesem Abschaum.
    Bei freier Straße dauerte die Fahrt in die Stadt eine gute halbe Stunde. Trotz des Wetters schaffte Alex es in der gleichen Zeit. Als er durch die Innenstadt fuhr und andere Fahrzeuge dabei rücksichtslos schnitt, war er vollkommen durchgeschwitzt, und die Wut war noch lange nicht erloschen. Sie glühte weiterhin hellorange in seinem Inneren.
    Er überfuhr zwei rote Ampeln und entging hinter der letzten nur knapp einem Zusammenstoß. Das Quietschen der Bremsen, das Hupen und Gestikulieren der anderen Autofahrer bekam er kaum mit. In seinen Gedanken spulte sich wie ein Film immer wieder eine einzige Szene ab. Er sah sich die Tür zu Horst Schöns Haus eintreten. Sah sich die Treppe hinauflaufen und in das Bordellzimmer stürmen. Dort lag Jördis gefesselt auf dem Bett, mit einem Knebel im Mund. Aus weit aufgerissenen, panischen Augen starrte sie ihn an.
    Schön stand hinter der Kamera.
    Alex schoss ihm eine Kugel direkt ins Auge. Blut und Gehirnmasse spritzten an die Wand hinter ihm.
    So, und nicht anders, würde es kommen.
    Doch er wurde schon in die Realität zurückkatapultiert, da hatte er das Haus Nummer 11 in der Katzengasse noch gar nicht erreicht. Konnte er auch nicht, denn davor stand eine Armada von Polizeifahrzeugen. Bei einigen zuckten die Einsatzlichter und warfen ihr blaues Licht gegen die Häuserwände. Rot-weißes Flatterband war quer über die Straße gespannt, dahinter standen uniformierte Beamte mit steinernen Gesichtern.
    Alex brachte seinen Bus mit einer Vollbremsung zum Stehen.
    Er verstand nicht, was er sah.
    Wieso waren die Bullen ihm zuvorgekommen?
    »Jördis«, brachte er mühsam hervor, dann stieß er die Tür auf und stieg aus.
    Die Polizisten hatten ihn fest im Blick, lange bevor er das Absperrband erreichte.
    »Hier geht es nicht weiter«, sagte einer, während der andere schon zur Waffe griff.
    Alex schlug einen Haken, bückte sich unter dem Band hindurch, kam aber nicht weit. Plötzlich war er eingekeilt zwischen vier Beamten, die ihn gegen die Hauswand drängten.
    »Waffe!«, schrie jemand. »Er hat eine Waffe!«
    Nele wollte eben die Straße überqueren, um die dicke Frau am Fenster zu vernehmen, da bemerkte sie den Tumult.
    Polizisten liefen auf eine einzelne Person zu. Jemand schrie etwas von einer Waffe.

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