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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Daraufhin zog Nele ihre eigene und eilte zwischen den quer gestellten Polizeifahrzeugen auf die Stelle zu, an der fünf Beamte eine Person zu Boden geworfen und fixiert hatten.
    Sie kannte das in den Schnee gedrückte Gesicht.
    Alexander Seitz.
    »Lassen Sie ihn los«, befahl Nele den Beamten.
    »Er war bewaffnet«, sagte der Einsatzleiter und hielt eine Glock hoch. Seine Männer machten keine Anstalten, Seitz loszulassen.
    »Behalten Sie die Waffe, aber Ihre Männer sollen ihn loslassen. Ich muss mit dem Mann reden.«
    Der Einsatzleiter sah sie zwar skeptisch an, drehte sich dann aber um und wiederholte Neles Befehl. Erst jetzt folgten ihm die Männer. Sie ließen von Seitz ab und traten einen Schritt zurück, hielten sich aber bereit, um sofort wieder zugreifen zu können, wenn es nötig werden sollte.
    Seitz drückte sich hoch und schüttelte den Kopf. Er hatte ordentlich was abbekommen. Seine Kleidung war verdreckt, sein Haar wirr, an der rechten Wange und der Schläfe war die Haut abgeschürft, wo die Beamten ihn gegen die Hauswand gedrückt hatten. Nele beobachtete, wie er sich mühsam auf die Beine kämpfte, und widerstand dem Impuls, ihm zu helfen.
    »Was soll das?«, fuhr sie ihn stattdessen an. »Sind Sie verrückt, hier mit einer Waffe aufzukreuzen?«
    Als Seitz sie ansah, bemerkte Nele, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Das war nicht mehr der selbstsichere, beißend ironische, überhebliche Kerl, den sie im Präsidium vernommen hatte. Er wirkte gehetzt und schien völlig neben der Spur zu sein.
    »Er hat sie getötet«, stieß er hervor und spuckte Blut in den Schnee.
    »Wer hat wen getötet?«, fragte Nele und zwang sich, den roten Fleck im strahlenden Weiß nicht zu beachten.
    Seitz stand jetzt aufrecht und starrte sie an. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Schön. Er hat Carla getötet und meine Freundin entführt.«
    Nele verstand gar nichts. Die beiden Namen hatte sie noch nie gehört. Sie packte Seitz an der Schulter und zog ihn mit sich.
    »Kommen Sie. Wir unterhalten uns drinnen.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte der Einsatzleiter.
    »Danke, es geht schon. Aber schicken Sie bitte jemanden los, der die Frau da oben vernimmt.«
    Nele deutete mit dem Kinn auf das Fenster, aus dem immer noch der dicke Kopf lugte. Natürlich hatte die Dame auch diese Szene mit Interesse verfolgt und würde sie später freimütig der Presse schildern, angereichert mit eigenen Ansichten natürlich.
    Sie führte Seitz ins Literaturcafé. Dort waren sie allein. Seitz begann mit bebender Stimme und in abgehackten Sätzen zu erzählen.
    Noch eine Tote. Wieder mit durchtrennter Kehle. Dazu noch eine entführte junge Frau . Großer Gott, nimmt dieser Alptraum denn überhaupt kein Ende? , dachte Nele und fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. Sie erklärte Seitz, was sie auf dem Dachboden gefunden hatten.
    »Wir gehen davon aus, dass es sich bei der Leiche um Miriam Singer handelt«, sagte sie. »Aber die Identifizierung ist schwierig.«
    Seitz starrte sie an. »Kann ich sie sehen?«
    Nele wusste, was in seinem Kopf vorging. Auch sie hatte sofort daran gedacht, dass die junge Frau auf dem Dachboden ebenso gut Seitz’ Freundin sein könnte.
    »Wollen Sie sich das wirklich antun? Das ist kein schöner Anblick.«
    »Wenn ich sie sehe, kann ich Ihnen sagen, ob es Jördis ist«, sagte Seitz mit tonloser Stimme.
    Nele nickte und ging voran.
    Eiskaltes Wasser umspülte ihren nackten Körper. Sämtliche Gefäße zogen sich zusammen, das Herz verformte sich zu einem festen Klumpen. Verzweifelt keuchend atmete sie ein, bevor die Lunge mitten im letzten Atemzug verkrampfte. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie zum Himmel empor, an dem wie zum Spott die Sterne glitzerten. Die Weite dort oben war unerträglich, denn sie selbst wurde immer kleiner und enger, hatte keinen Platz mehr in ihrem eigenen Körper, aus dem das Wasser sie herauszupressen schien.
    Sie musste fort von hier! Musste nach dort oben, wo irgendeine Form von Existenz sie aufnehmen und ihr ein Fortbestehen sichern würde. Hier unten war alles vorbei. Sie hatte lange gekämpft und doch verloren.
    Ein Schrei löste sich von ihren Lippen.
    Gleichzeitig riss sie die Augen auf.
    Es war hell! Durch die Fensterleiste oben in der Wand drang graues Tageslicht herein.
    Sie lag immer noch in dem Schwimmbecken. Ihre Hände waren nach wie vor auf dem Rücken gefesselt, und sie spürte ihre Arme nicht mehr.
    Was für ein entsetzlicher Traum! Sie hatte ihren eigenen Tod geträumt

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