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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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einen Moment, um den Kloß im Hals runterzuschlucken, den Anouschkas erneute Eigenmächtigkeit hatte entstehen lassen. Sie war näher dran, okay, das verstand Nele. Sie hatte auch das Einsatzteam aus der Katzengasse dabei, aber sie hätte sie trotzdem schon von dort aus anrufen können, nicht erst von unterwegs.
    Nele wischte sich mit einer Hand über die Augen. Sie hatte den Eindruck, ein Schatten läge vor ihrem Gesichtsfeld.
    »Was ist denn?«, fragte Dag Hendrik.
    Nele wiederholte, was sie von Anou erfahren hatte.
    Seitz riss die Augen auf. »Er hat so etwas erwähnt, als er mit Jördis sprach, aber ich hielt das für Spinnerei.«
    Die Dämmerung war hereingebrochen, und hier draußen am Stadtrand, wo die Häuser von Wald umgeben waren, wurde es schneller dunkel. Der Himmel war wolkenverhangen, aber es hatte endlich aufgehört zu schneien.
    Nicola stand mitten in der Garage. Das große Garagentor war weit geöffnet, und helles Licht fiel als großes Viereck auf die unberührte Schneedecke auf dem Hof. Sie fror und hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen. Seit einer Viertelstunde stand sie dort, weil sie es im Haus nicht mehr ausgehalten hatte. Mit jeder verstreichenden Minute war sie lethargischer geworden und hatte sich am Ende sogar ausgemalt, wie der Sturm ihr die Entscheidung abnahm. Vielleicht war er auf glatter Straße ins Schleudern geraten und gegen einen Baum geprallt. Vielleicht war er längst tot. Diese Gedanken hatten an ihrer Entschlossenheit genagt, und das war nicht gut. Sie würde das nicht durchstehen, wenn sie nicht wild entschlossen war. Also war sie in die Garage gegangen, hatte den Motor wieder eingeschaltet und das Tor hochgefahren. Die Kälte tat gut. Sie weckte die Lebensgeister.
    Als die Schweinwerfer endlich die lange Auffahrt heraufkrochen, brannte plötzlich jede Stelle an ihrem Körper, die er jemals verletzt hatte, und die Narbe über ihrem rechten Auge schien gar in Flammen zu stehen. Angst und Nervosität lähmten ihr Denken, aber Nicola hielt sich verzweifelt an dem Gedanken fest, dass es für sie nur diese eine Chance gab. Diese oder gar keine. Leben oder sterben.
    Er fuhr bis dicht vor die Garage, stellte Motor und Scheinwerfer ab und stieg aus. Als erstes fiel ihr auf, dass es nicht sein Wagen war, dann, wie abgehetzt er wirkte. Seine Kleidung war zerknittert und stellenweise schmutzig, sein Haar nicht so perfekt frisiert, wie sie es von ihm kannte. Seit er von der Polizistin aus dem Haus geworfen worden war, hatte ihr Mann sich auch äußerlich verändert.
    »Wo ist dein Wagen?«, fragte Nicola.
    »Werkstatt«, sagte er, und sein Blick verdüsterte sich. »Was machst du in meiner Garage? Ich hatte dir verboten, sie zu betreten.«
    Nicola rührte sich nicht.
    Sie hatte den langen Tapetentisch so verschoben, dass er eine Barriere zwischen der Garage und dem Hof darstellte. Man konnte meinen, sie veranstalte einen Garagenflohmarkt. Auch auf diesem Tisch wurden Dinge dargeboten, doch die waren nicht zum Verkauf gedacht. Es handelte sich dabei um die vier Köpfe mit dem grauen Haar und um die beiden Aluminiumschalen mit der stinkenden, eingetrockneten Masse darin.
    Davor lag der Brief.
    »Was hast du getan?«, fragte Nicola ohne Umschweife.
    Ihr Mann kam bis an den Tisch vor. Sein Blick glitt nur kurz über die makabre Ausstellung, dann fixierte er sie. »Was soll das alles? Ich denke, du willst mit mir reden.«
    »Ja. Über das hier. Ich will wissen, was du getan hast.«
    Einen derart dreisten Satz hatte sie sich ihm gegenüber noch nie erlaubt. Es tat gut, so mit ihm zu sprechen. Es schmälerte die Angst und den Respekt.
    Seine Augen verengten sich. »Was ich getan habe oder tue, geht dich gar nichts an. Was soll diese Show, die du hier abziehst? Willst du mich provozieren und dann wieder die Bullen rufen? Kapier doch endlich: Die können dich nicht schützen. Am Ende gewinne ich, so wie immer.«
    Nicola schüttelte vehement den Kopf. »Nein, nicht wie immer. Du hast längst verloren.«
    Mit seinem intensiven Blick schien er den Sinn dieser Worte aus ihr herauspressen zu wollen.
    »Was soll das heißen?«, fragte er.
    »Lies den Brief.«
    »Ich hab keine Zeit für so eine Scheiße«, sagte er. »Raus aus meiner Garage.«
    »Erst liest du den Brief«, beharrte Nicola.
    Mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung warf er den Tapetentisch zur Seite. Die Köpfe flogen davon und kullerten in den Schnee, die dünnen Aluschalen fielen scheppernd zu Boden, ihr stinkender Inhalt

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