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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sie gelegentlich diskutieren – nicht aber mit Dem Anderen.
    »Was gibt es zu glotzen?«, fuhr er sie an.
    Sein rechtes Lid zuckte.
    »Nichts … ich …«
    Mit einem schnellen Schritt war er bei ihr. »Du hältst gefälligst die Fresse! Ich will keinen gottverdammten Ton von dir hören.«
    Er stieß sie von sich.
    Nicola stolperte haltlos auf die Badewanne zu. Ihre rudernden Arme bekamen das Korbregal zu fassen und rissen es um. Sie drehte sich, stieß gegen den Rand der Badewanne, stürzte mit dem Gesicht voran hinein und knallte mit der Stirn gegen die Armatur. Sterne explodierten vor ihren Augen, dann wurde alles schwarz. Einer Ohnmacht nahe lag sie dort und konnte sich kaum noch bewegen. Warme Flüssigkeit lief ihr Gesicht hinunter. Instinktiv begann sie zu wimmern, damit er von ihr abließ.
    »Hör auf zu heulen! Ich will keinen Ton von dir hören! Du bist doch an allem schuld!«
    Sie spürte ihn über sich, sah nicht, was er tat, hörte aber ein sehr bekanntes Geräusch. Der Duschkopf! Er hatte den Duschkopf aus der Halterung genommen. Schon drehte er das Wasser auf und richtete den Strahl gegen ihren Hinterkopf. Zuerst war das Wasser kalt, dann angenehm warm, und Nicola dachte schon, es hätte schlimmer kommen können, doch dann wurde es immer heißer. Die Tortur war noch nicht beendet. Ungeachtet der Temperatur hielt er den Strahl weiter auf ihren Hinterkopf.
    »Bitte!« Sie prustete, spuckte, sah, wie sich auf dem Wannenboden Blut und Wasser vermischten.
    »Bitte, bitte«, äffte er sie nach. »Was willst du, hä? Gefällt dir das nicht? Mir gefällt auch so einiges nicht. Wer seine Versprechen nicht einlöst, der wird bestraft, so ist das nun mal.«
    Jetzt war das Wasser heiß, wirklich heiß, und der letzte noch rational denkende Bereich in ihrem Kopf fragte sich, ob die Temperatur für Verbrennungen ausreichte.
    Nicola schrie und zappelte, wollte sich aus der Wanne befreien, doch alles war nass und rutschig, nirgendwo ein Halt. Immer wieder schlugen ihre Hände auf den Wannenrand und rutschten daran ab. Zudem stellte Der Andere ihr einen Fuß in den Rücken und drückte sie noch tiefer hinunter.
    »Bleib da drin!«, schrie er und führte den heißen Wasserstrahl ihren Körper hinab.
    Ihre Kopfhaut hatte sich langsam an die sich verändernde Temperatur gewöhnen können, jetzt aber leckte die Hitze an Rücken, Hintern und Beinen hinab wie eine Feuersbrunst, vor der der dünne Stoff ihres Hausanzuges sie nicht schützen konnte. Zudem floss das Wasser nicht schnell genug ab; es staute sich am Wannenboden, und als Nicola nach Luft schnappte, schluckte sie etwas von dem Blut-Wasser-Gemisch, spürte den verdünnten Geschmack ihres eigenen Blutes im Mund, keuchte und hustete und wurde schnell schwächer.
    Du ertrinkst an deinem eigenen Blut , stellte der rational denkende Bereich fest.
    Aber so weit kam es nicht.
    Plötzlich verschwand der Druck des Fußes in ihrem Rücken, und der Duschkopf landete mit einem Knall zwischen ihren Beinen.
    »Du nichtsnutziges Ding«, stieß er aus und verließ das Bad.
    Nicola tastete nach dem Hahn, verbrannte sich die Finger an der heißen Armatur, schaffte es aber, das Wasser abzustellen. Schnell floss der Rest ab, und sie konnte wieder frei atmen. Mühsam stemmte sie sich hoch. Noch immer tropfte Blut von ihrer Stirn auf den Wannenboden und floss in schmalen Rinnsalen Richtung Abfluss. Auf der weißen Emaille leuchtete es in grellem Kontrast. Nachdem sie einige Male ausgerutscht war, schaffte sie es, aus der Wanne zu steigen, und sackte auf der weichen Matte davor kraftlos zusammen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie mit fahrigen Bewegungen und am ganzen Körper zitternd den nassen Hausanzug ausziehen konnte. Dabei hatte sie das Gefühl, als würden große Stücke ihrer verbrannten Haut mit dem Stoff zusammen abgerissen werden. Derweil tränkte Blut aus der Kopfwunde den lehmfarbenen Vorleger.
    Schließlich schaffte sie es, sich aufzurichten.
    Nackt, ein Handtuch an die Stirn gepresst, stand sie vor dem Spiegel.
    Ihre Haut war stark gerötet, aber es sah nicht so aus, als wäre sie wirklich verbrüht, und es waren natürlich auch keine Stücke abgerissen. Schlimm sah dagegen ihre Stirn aus. Über der rechten Augenbraue klaffte eine Wunde, die nicht aufhörte zu bluten. Sie war lang und tief, und Nicola brauchte keinen Arzt, um zu erkennen, dass sie genäht werden musste.
    Aus dem Spiegelschrank nahm sie ein großes Stück Mullbinde, drückte die Wundränder zusammen, den

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