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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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noch einen sicheren Weg finden, um diese Aufnahmen aus dem Hut zu zaubern.«
    Carlo will etwas erwidern.
    Das Telefon klingelt.
    Er nimmt ab. Hört zu. Stellt keine Fragen. Legt wieder auf.
    Seine Hand ruht auf dem Hörer. Er sieht Daniele an.
    »Apropos Zufälle.«
     
    Der Mann steht auf und stellt die Teller in die Spüle.
    Das Fernsehen bringt die Nachricht eines Mannes, der sich umgebracht hat, nachdem er seine Frau erschossen hat. Der Mann hört nicht zu, dreht den Wasserhahn auf, geht zum Tisch, drückt auf die Fernbedienung. Die Nachricht bricht ab.
    Er dreht den Hahn zu und wäscht mit routinierten, teilnahmslosen Bewegungen das Geschirr ab. Er stiert vor sich hin, während der Schaum sich mit jeder Bewegung teilt.
    Die Tage scheinen einfach nicht vergehen zu wollen.
    Er trocknet die zwei Teller und das Glas ab und stellt den Topf auf das Abtropfgitter.
    Er lauscht.
    Wind ist aufgekommen. Er stellt sich kleine Gestrüppballen vor, die haltlos über den Boden taumeln, sieht einen über die Erde schlingern und im Dunkel verschwinden.
    Es ist fast Nacht.
    Er steht am Fenster und späht nach den winzigen zuckenden Lichtern des Dorfes. Der Baum vor dem Haus erscheint wie ein noch schwärzerer Schatten. Noch immer Stille. Hustend schließt er die Vorhänge.
    Er setzt sich an den Küchentisch. Der Tisch eines einfachen Mannes in einem Bauernhaus. Er hustet abermals und zündet sich eine Zigarette an, um den Husten zu unterdrücken. Mit jedem Zug bläst er alle Luft heraus, die er in den Lungen hat.
    Er sieht dem Rauch nach, der sich im Lampenlicht auflöst.Dann wirft er die Kippe in den Aschenbecher, steht auf und wechselt das Zimmer. Das Portemonnaie liegt auf der Anrichte. Darin das Heiligenbildchen von Padre Pio.
    Er stellt es aufs Möbel.
    Kniet nieder.
    Schließt die Augen.
    Betet.
     
    Der Schatten versteckt sich in der Nacht. Still, reglos, lauernd. Ein schwarzer Schemen in der Finsternis.
    Er atmet, lauscht, späht. Wartet.
    Der Schatten ist ungreifbar wie ein Alptraum, man würde ihn im Vorübergehen kaum bemerken. Vielleicht verspürte man ein Schaudern. Das Gefühl unmittelbarer Gefahr.
    Der Schatten wartet seit Tagen. Seit Tagen lässt er sein Wispern hören.
    Der Schatten weiß, dass es nur einen möglichen Moment gibt zu tun, was zu tun ist. Und würde man ihn verpassen, wäre das ganze Warten umsonst gewesen. Die Jagd erlaubt keine Fehler. Und der Schatten ist ein Jäger, ein Alphamännchen. Er leitet das Rudel und bringt es in Sicherheit.
    Er blickt zum Haus hinüber. Nur noch ein Licht brennt, wie immer.
    Er kennt die Gewohnheiten seiner Beute, weiß, wann sie aufsteht und schlafen geht. Was und wie sie kocht, wer ihr die Lebensmittel bringt. Er kennt ihre Stimme und die langsamen, lustlosen Gesten. Er kennt den Blick, die schmalen, schläfrigen Augen. Er kennt die Gebete, die Uhrzeit, in denen sie gesprochen werden, und weiß, an wen sie sich richten.
    An die Lebenden und die Toten.
    Er weiß, dass der Mann jetzt am Boden kniet, lautlos die Lippen bewegt, mit geschlossenen Lidern, wie in Trance.
    Er blickt sich um.
    »Jetzt«, flüstert er und nähert sich dem Haus.
    Blickte der Mann drinnen jetzt aus irgendeinem Grund aus dem Fenster, sähe er, dass die dichte, schwarze Nacht sich regt, bereit, alles zu verschlingen.
     
    »Amen«, flüstert er. Und reißt die Augen auf.
    Sie sind grau und plötzlich wachsam.
    Das Geräusch kommt von hinten. Ein knackender Ast. Ein kurzes, klares Geräusch. Er muss sich nicht fragen, ob ein Mensch oder ein Tier es verursacht hat.
    Noch nie hat sich ein Tier so dicht ans Haus gewagt. Und Menschen sollten das ebenfalls besser lassen.
    Ganz sacht bewegt er die Beine, gerade genug, um die Füße aufzusetzen, die Zehen zu beugen, bereit, um aufzuspringen, ohne die Hände zu benutzen.
    Er bewegt den Kopf in Richtung Fernsehbildschirm. Ein blindes, dunkles Auge, in dem sich alles hinter seinem Rücken spiegelt.
    Er lässt die Hand zum Gürtel sinken. Hebt den Pullover, tastet nach dem, was er sucht, und findet es sofort.
    Er atmet. Betet. Diesmal nur einen Satz.
    Dann wird das Haus von der Nacht verschluckt.
     
    Tür und Fenster bersten gleichzeitig.
    Der Schatten tritt ein, die Pistole fest in der Faust, die Skimaske dicht auf der Haut, das Adrenalin schießt ihm in die Glieder und verdrängt das Blut und die Gedanken.
    Der erste Schuss kommt sofort.
    Er durchschlägt die Wohnzimmertür und entreißt irgendjemandem einen Fluch.
    Dann nähern sich Schritte, schnell und

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