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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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etwas sagen und beißt sich sofort auf die Lippen. Dann seufzt er tief.
    »Wenn man sagt, Paolo ist ins Innenministerium gegangen, ist daran nichts Besonderes. Er war in Rom, um Ferro zu verhören und der Minister war gerade neu im Amt. Aber wenn er im Ministerium Michele Giordano trifft, der gerade aus einem Büro herausspaziert, und man hat ihm soeben gesagt, eben dieser Michele Giordano sei ein Cosa-Nostra-Mann, dann sieht die Sache ganz anders aus.«
    »Und du weißt, wen er im Ministerium getroffen hat?«
    Leoffredi lächelt kurz.
    »Das ist eine der Antworten, die es herauszufinden gilt. Für Paolos Treffen gibt es keinerlei Bestätigung. Ich sage dir, wie es für mich aussieht. Er ist hier in Rom. Er verhört Ferro und hat Lamantia bereits befragt. ›Die geben mir einen Live-Bericht über die Mafia.‹ Das hat er mehrmals gesagt, auch zu mir. Während sie zusammensitzen, kommt ein Anruf. Er unterbricht das Verhör und sagt seinem Kronzeugen, er müsse ins Innenministerium. Im Terminkalender, der wiedergefundenwird, sind zwei Termine vermerkt: einer um 18:30 Uhr mit dem Polizeichef und einer eine Stunde später mit dem Minister. Als er zurückkommt, ist er fix und fertig, das sieht sogar Ferro und spricht ihn darauf an. Paolo hat zwei Zigaretten im Mund. Er sagt ihm, er habe Giordano im Ministerium gesehen.«
    »Das ändert so einiges.«
    »Warte, das ist noch nicht alles. Sein Begleiter hat Giordano nicht gesehen. Oder er erinnert sich nicht. Der Minister hingegen behauptet gar, er wisse nicht, ob er Borsellino getroffen habe. Er sei gerade neu im Amt gewesen und musste einen Haufen Leute treffen, außerdem hätte er damals sowieso nicht gewusst, wer das sei.«
    »Schwachsinn.«
    Leoffredi lächelt.
    »Sagen wir, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder der Minister lügt oder er war ganz schön neben der Spur. Wenige Wochen zuvor hatte sein Vorgänger Paolo für den Posten des Antimafia-Generalstaatsanwalts vorgeschlagen.«
    Er mustert Danieles Gesichtsausdruck. Wut, die sich in einer Art Grinsen Luft macht. Er denkt an das Gerücht, das sich um die Ernennung dieses Ministers rankt. Sein Vorgänger war sich seiner Wiederernennung sicher, stattdessen geht er als Minister ins Bett und wacht ohne Amt auf. Einige Zeit danach wird er zu der Schlappe befragt. Und er antwortet nicht. Er lächelt. Hätte es sich um einen Prozess gehandelt, wäre dieses Lächeln zu Protokoll gegeben worden.
    Leofreddi öffnet die Holzschachtel und nimmt sich noch eine Praline.
    »Möchtest du?«
    »Ich hänge an meinem Leben.«
    Achselzuckend wickelt er die Schokolade aus.
    Daniele schreibt etwas in sein Notizbuch. Die Frage schwirrt ihm schon seit Beginn des Treffens im Kopf herum.
    »Hast du mit Paolo darüber geredet?«
    »Nein, sonst wüsste ich mit Bestimmtheit, was gelaufen ist. Doch etwas hat er mir gesagt. Ende Juni kommt Paolo dahinter, dass zwei Wochen zuvor ein Bericht des ROS, der Sondereinheit der Carabinieri zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, eingegangen ist. Darin ist von einem Attentat der Cosa Nostra gegen ihn und einen mit dem Fall Tangentopoli befassten Richter die Rede.«
    Die Semprini, denkt Daniele. Die Anonima Cementi. Die Cosa Nostra, die an die Börse geht. Der Kreislauf aus Schmiergeld und Geldwäsche. In Palermo und in Mailand sind sie über unterschiedliche Wege an denselben Punkt gekommen.
    »Hast du’s?«
    Leoffredis Stimme. Er sieht von seinem Notizbuch auf und nickt.
    »Zwei Ziele also. Der Mailänder Richter wird Knall auf Fall für eine Weile nach Südamerika geschickt. Das weiß ich sicher. Paolo hingegen weiß von nichts.«
    »Wie bitte?«
    »Merkwürdig, oder? Es gibt einen Bericht, in dem steht, die Mafia will ihn umbringen, aber statt die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen, sagen sie es ihm noch nicht einmal. Nach seiner Rückkehr aus Palermo steigt er dem Leitenden Oberstaatsanwalt, der über alles im Bilde war, richtig aufs Dach. ›Er meint, das falle nicht in seinen Aufgabenbereich‹, erzählt er mir.«
    »Ein reizendes Bild.«
    Carlo nickt.
    »Und da wäre noch mehr, Daniele. Allerdings ist das nur ein Gerücht.«
    Daniele nickt ihm aufmunternd zu. Leoffredi fährt sich mit der Zunge über die Lippen und senkt die Stimme.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Paolo noch am selben Tag am Flughafen erfährt, dass es über den ehemaligen Bürgermeister von Palermo, Don Antonio Prestileo, einen Kontakt zur Cosa Nostra gibt.«
    Der Sizilianer, denkt Daniele. Wegen Korruption und

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