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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferruccio Pinotti , Patrick Fogli
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Antwort ist nicht immer positiv und fast nie einfach.«
    Er nimmt sich ein Bier, gießt sich die Hälfte ein, füllt es mit Sprite auf und trinkt einen Schluck.
    »Ich konnte dich nicht mit Graffeo sprechen lassen, den Grund kannst du dir denken.«
    Ich nehme einen Schluck aus der Bierflasche und nicke.
    »Offiziell hat er nichts rausgelassen. Er weigert sich, mit Richtern zu sprechen.«
    »Und inoffiziell?«
    »Er weiß was, aber er wird’s nicht sagen. Noch nicht. Er ist misstrauisch. Und von seinem Standpunkt aus sogar zu Recht.«
    Ich greife nach einem Blatt Papier. Der Ausdruck einer Seite von Elenas Unterlagen.
    »Ich habe mit meinem Vater gesprochen«, sage ich und erzähle.
    Er hört zu, trinkt ab und zu einen Schluck, sieht mich nicht an, spielt mit dem Bierglas.
    »Dein Vater hatte recht. Elena hätte aufhören müssen.«
    »Das hätte sie nie getan.«
    Er starrt auf einen unbestimmten Punkt im Zimmer.
    »Nein, vielleicht nicht. Aber sie hätte müssen.«
    Er leert das Glas in einem Zug.
    »Ich hab das Zeug gelesen. Dreimal.« Er atmet tief durch. »Darin geht es vornehmlich um vier Dinge. Darauf bist du schon selbst gekommen. Insbesondere beziehen sie sich auf ein paar konkrete Fakten. Uns bleibt nur, alles der Reihe nach durchzugehen und zu sehen, wo wir landen, okay?«
    Ich mache ihm ein Zeichen, weiterzureden.
    »Als Erstes die Sache mit Curatolo«, fährt er fort. »Meiner Ansicht nach erzählt der einen Haufen Scheiße. Er ist nicht glaubwürdig, er hat weder den nötigen Biss noch – wie sollen wir es nennen? – den kriminellen Lebenslauf, um zu sein, was er zu sein vorgibt. Einige von Elenas Aufzeichnungen befassen sich damit. Es sind in erster Linie Zweifel, den ganzen späteren Zirkus hat sie nicht mehr mitbekommen, einschließlich der jüngsten Aussage von vor ein paar Tagen, du wirst davon gehört haben. Und eine Menge Fragen. Die gleichen, die sich am Ende alle hätten stellen müssen.«
    »Und die sich niemand gestellt hat.«
    »Nein. Du irrst dich. Sie sind gestellt worden, und wie. Ich tue es noch immer. Ich habe ihn vor ein paar Jahren verhört. Er hatte den Mord an einem Typen gestanden, gegen den ich Untersuchungen eingeleitet hatte. Ich habe ihm nicht geglaubt. Andere haben es nicht getan. Wenn man an den Punkt kommt, ein Geständnis anzuzweifeln, dann ist es sehr ernst.«
    »Fragt sich nur, warum er gesteht.«
    Er breitet die Arme aus.
    »Der Grund ist sonnenklar, egal, wie man es dreht und wendet. Es gibt nicht viele Möglichkeiten. Gehen wir davon aus, er lügt, okay? Er könnte sich alles ausgedacht haben. Das Auto, den Sprengstoff, das Nummernschild, die Werkstatt, den ganzen Irrsinn.«
    »Hat er aber nicht.«
    »Nein, hat er nicht. Das Auto stimmt, das Nummernschild stimmt, der Ort, an dem es gestohlen wurde, stimmt. So viele Einzelheiten sind kein Zufall.«
    »Also wusste er es.«
    »Wer, Curatolo? Bestimmt nicht. Man hat es ihm gesteckt. Bleibt die Frage, ob alles geplant war oder ob es hinterher zusammengestrickt wurde.«
    »Redest du von der Polizei?«
    Daniele antwortet nicht. Er kramt in den Unterlagen. Zieht einen Zettel hervor. Elenas Handschrift, ausnahmsweise sehr leserlich.
    »Das sind die Männer des Teams, das den Anschlag in der Via d’Amelio untersucht hat. Die, die Curatolo festgenommen haben und dann für seinen Schutz zuständig waren. Schon das sollte zu denken geben. Das tut man nie, man hält die beiden Dinge getrennt.«
    Er streckt mir die Liste hin. Es sind rund zehn Namen. Neben einigen ist ein Symbol, halb Davidsstern, halb Dreifuß. Typisch meine Frau.
    Der Erste ganz oben ist Vincenzo Pellegrino, der Einzige, den ich kenne, er leitete das Team. Polizeichef von Palermo, Neapel, Rom, verwickelt in den G8-Gau von Genua und dann Leiter des CESIS, des Regierungskomitees für Nachrichten und Sicherheitsdienste, der Verbindungsinstanz zwischen dem Militärischen Sicherheitsdienst und dem Verfassungsschutz.
    Neben seinem Nachnamen steht kein Zeichen, und man wird ihn nichts mehr fragen können. Er ist vor wenigen Tagen an Krebs gestorben.
    »Erstes Problem«, fängt Daniele wieder an. »Verstehen, was diese Zeichen bedeuten. Ich habe da eine Idee, aber der muss auf den Zahn gefühlt werden, wenn das überhaupt möglich ist.«
    »Elena hat die Namen angestrichen, die etwas mit den Geheimdiensten zu tun hatten.«
    Daniele grinst.
    »Einfach, nicht? Die servizi deviati … Seit in diesem Land das Märchen von den umgeleiteten Nachrichtendiensten kursiert, kann

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