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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferruccio Pinotti , Patrick Fogli
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Kommissionsmitglieder vor, die sich von einem Ex-Mafioso den Inzest zwischen Kriminalität und Politik unter die Nase reiben lassen.
    Doch Lamantia will nicht schweigen.
    Im Grunde ist die Idee der Cosa Nostra ganz banal. Es gilt, die Parteien zu unterstützen, die auf eine Spaltung Italiens aus sind. Und eine Lega Sud auf die Beine zu stellen, über die man die Kontrolle über den Süden hat.
    Ich sehe auf.
    »Nur Elena konnte an so einer Sache dranbleiben.«
    Daniele räumt die Pizzakartons zusammen und wirft einen Blick auf die Blätter, die vor mir liegen.
    »Nicht schlecht, Lamantias Aussage, hm? Und er ist nicht der Einzige, der so was behauptet. Es gibt einige Reuige der ’Ndrangheta, die sehr ähnliche Dinge über die Verbindung zwischen organisiertem Verbrechen, Freimaurertum und Geheimdienst erzählen. Und Mitte der Neunziger gibt es Dutzende Legas, die wie Pilze aus dem Boden schießen, ins Leben gerufen von Leuten, die mit den Freimaurern und dem Terror von rechts unter einer Decke stecken. Leute, die genau das machen, was sie schon immer gut konnten: Verbindungsglied sein zwischen Politik, Geheimdienst, Freimaurern, organisiertem Verbrechen. Und darin sind sie wirklich tüchtig.«
    »Ich sag’s noch einmal. Wie kann man an so einer Sache dranbleiben?«
    »Indem man alles ignoriert, was gerade nichts zur Sache tut. Oder vielmehr, indem man es im Hinterkopf behält, falls es noch mal wichtig werden sollte. Das Freimaurertum zum Beispiel. Man nimmt zur Kenntnis, dass es enge Verbindungen zur Cosa Nostra, zur ’Ndrangheta und zum Staat gibt, speichert die Info ab und macht weiter.«
    Ich nicke.
    »Wir waren bei Curatolo.«
    »Der wurde ganz offensichtlich konstruiert. Oder schlimmer noch, das Ganze war schon geritzt, ehe überhaupt etwas passiert ist. Ein Haus wird von unten nach oben gebaut. Und das klappt prima. Curatolo gesteht, wird verurteilt, geht nicht in Revision, und damit ist sein Urteil in allen folgenden Verfahren gültig.«
    »Alles falsch.«
    »Alles falsch. Vielleicht.«
    Ich lasse mich auf das Sofa fallen und lehne den Kopf zurück. Mein Schädel schmerzt zum Zerbersten, ich fühle mich, als steckte ich in einem Labyrinth, aus dem es kein Entrinnen gibt. Daniele hingegen ist taufrisch. Er schiebt ein paar Blätter zusammen und nimmt einen Schluck aus der Wasserflasche.
    »Solara scheint in der ganzen Sache der Knackpunkt zu sein. Dein Vater behauptet, sie hätten sich einen Namen für die Leute ausgedacht, die diese seltsamen Anrufe tätigen, bei Giordano, beim CERISDI. Wie ein System, durch das sich irgendwie eine unbekannte Größe benennen lässt.«
    »Die umgeleiteten Geheimdienste«, sage ich. »Die es nicht gibt.«
    Daniele grinst.
    »Und tatsächlich sagt Adriano, Solara sei eine Erfindung. Reale und Graffeo hingegen scheinen überzeugt zu sein, es gebe ihn wirklich.«
    »Und du?«
    »Gute Frage. Offenbar tut es einem nicht gut, wenn man versucht, es herauszufinden. Michelas Tod, Reales Tod. Ariannas Verschwinden. Ein Blick auf die Tatsachen genügt.«
    Ich falle ihm ins Wort.
    »Fehle nur noch ich.«
    Daniele sieht weg. Die Blätter, das Licht, das sich in der Plastikflasche spiegelt, das Zigarettenpäckchen auf dem Couchtisch. Die Nacht draußen ist so dunkel, dass sich alles darin verbergen könnte.
    »Ich will ehrlich sein«, sagt er schließlich.
    Er zündet sich eine Zigarette an, steht auf, geht zum Fenster, lässt den Rollladen herunter und zieht die Vorhänge zu.
    »Die beobachten dich, da gibt es jetzt keinen Zweifel mehr. Deine Vermutungen zu dem Unfall, in dem Elena gestorben ist, kamen mir schon immer komisch vor. Wir haben ja oft darüber gesprochen. Nach Ariannas Verschwinden musste ich wieder daran denken. Niemand hat sie als vermisst gemeldet, und dennoch scheint sie unauffindbar zu sein. Ich hab mich ein bisschen umgehört, unter der Hand. Am Ende wärt ihr noch nicht mal die Ersten, die ohne offensichtlichen Grund aus der Kurve fliegen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Paketboten bei deinem Vater.«
    »Na schön, die beobachten uns also. Aber das ist nicht der Punkt.«
    »Wie du meinst, ich will nicht lange drumherum reden. Ich glaube, das Problem ist, dass sie sich unsicher darüber sind, was du weißt, was du in der Hand hast, was du vorhast. Nicht mal ich weiß das. Du hast mir das Zeug deiner Frau gegeben und mich nach meiner Meinung gefragt. Wir sitzen hier seit Stunden, es ist zwei Uhr nachts, und ich weiß es noch immer nicht.«
    Ich antworte, ohne

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