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Bleischwer

Bleischwer

Titel: Bleischwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Wünsche
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hatten eine heiße Affäre, und seine Frau war wieder mal die
Gelackmeierte.«
    Jule
hakte ungläubig nach. »Du redest von Frank Becker, dem Dorfpolizisten?«
    »Genau,
so heißt er. Hatte ich ganz vergessen. Meinst du, es gibt einen Zusammenhang
mit den Verbrechen?«
    Jule
überlegte kurz. »Weiß nicht. Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Was
sollte diese Bettgeschichte mit dem Mord an Sonja oder dem an Stefan zu tun
haben?«
    »Keine
Ahnung. Ich habe mich damals bloß gewundert, dass die Sache mit Becker so sang-und klanglos zu Ende ging. Von einem auf den anderen Tag war der kein Thema mehr
für Sonja.«
    »Vielleicht
hatte er eine Neue, und sie wandte sich daraufhin wieder an Stefan«, mutmaßte
Jule.
    »Weiß
nicht. Da hat sie doch einen schlechten Tausch gemacht, oder? Sie erzählte mir
mal, dass sie Stefan nur durch eine Trennscheibe sehen durfte. Und meine
Schwester stand mehr als jede andere auf Körperkontakt. Sex war ihr total
wichtig.«
    »Immerhin
konnte ihr neuer alter Freund ihr nicht weglaufen wie Becker.«
    »Was so
auch nicht stimmt, wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat«, antwortete Melanie
traurig.
    »Da
hast du allerdings recht.«
    Daraufhin
schwiegen beide Frauen.
    Bis
Melanie endlich wieder das Wort ergriff. Ihre Stimme klang belegt. »Jule, was
ich dir noch sagen wollte … «
    »Ja?«
    »Auch
wenn ich manchmal etwas … abfällig über meine Schwester rede, habe ich sie lieb gehabt. Es
ist mir nicht gleichgültig, dass sie tot ist … Ich
wollte einfach, dass du das weißt.«
     
    Nach dem Telefongespräch
beschloss Jule, schlafen zu gehen. Es reichte für heute; der Tag hatte genug
Unruhe in ihr Leben gebracht. Gerade hatte sie sich in die übergroße Bettdecke
gekuschelt, als sie unten den Schlüssel im Schloss hörte. Jörg. Sie wusste
nicht, ob sie sich freuen sollte.
    Kurze
Zeit später war er bei ihr, setzte sich auf die Bettkante und gab ihr einen
zärtlichen Kuss.
    »Schön,
dass du noch wach bist. Nach einem langen Arbeitstag freue ich mich immer
besonders auf dich. Ich bin sehr froh, dass du zu mir zurückgekommen bist.«
    Jule
lächelte unverbindlich und streichelte seine Wange. Die Schuld, da war sie
wieder. Sie sah Micha und sich selbst, wie sie sich vorhin in Mamas Flur umarmt
hatten. Wie gern hätte sie ihn geküsst anstatt Jörg. Was war sie bloß für eine
Verräterin. Über diesen düsteren Gedanken hätte sie beinahe eine wichtige
Information verpasst.
    »…
kommen Freitagabend zum Skat spielen«, eröffnete ihr ihr Mann gerade, während
er sein Hemd aufknöpfte.
    »Leo
und Peter?«, fragte sie hastig nach.
    »Ja,
sagte ich doch gerade. Es ist der erste Freitag im Monat, da treffen wir uns
doch immer.«
    »Aber
ihr habt schon letzten Sonntag in der Eifel gespielt«, wunderte sich Jule.
    Jörg
zuckte mit den Achseln. »Na und? Wir wollen halt im Turnus bleiben.«
    Fast
hätte Jule genervt aufgestöhnt. Jörgs Schwarz-Weiß-Welt, typisch. Alles hatte
seinen Platz und seine Terminierung. Abweichungen gab es nicht. Dann besann sie
sich. Genau genommen kam es ihr gelegen, Peter Odenthal und Leonard Fröhlich zu
treffen. Vielleicht konnte sie unauffällig ein paar Fragen platzieren. Mit ganz
viel Glück erfuhr sie, ob die beiden irgendwie in die Eifelmorde verstrickt
waren.
    »Okay,
ich kümmere mich um das Essen«, bot sie an. »Selbst gemachte Pizza, die liebt
ihr doch, oder?«
    »Klasse.
Gute Idee.« Jörg war erfreut. Zufrieden kroch er zu ihr ins Bett. »Was bin ich
müde«, flüsterte er, küsste ihren Nacken und kuschelte sich an sie. Kurz darauf
hörte sie tiefe Atemzüge. Jule glaubte schon, er sei eingeschlafen, als er
plötzlich sagte: »Ach, bevor ich es vergesse. Ich habe heute Nachmittag mit
Hermann vom ›Eifelwind‹ telefoniert. Die Untersuchungen am Stellplatz sind
abgeschlossen. Es war eindeutig Brandstiftung. Man hat Spuren eines
Brandbeschleunigers gefunden. Hermann ist morgen wegen eines Termins in
Düsseldorf auf der Kö. Er würde sich gern mit dir gegen 12 Uhr im Café
›Rheintraum‹ treffen und dir die Pläne für die Neugestaltung der Parzelle
zeigen. Außerdem braucht er deine Unterschrift auf ein paar Papieren. Hast du
Zeit?«
    »Klar.«
Jule reagierte erstaunt und ein bisschen befremdet. Sie hätte nicht gedacht,
dass alles so schnell gehen würde. Außerdem verursachte ihr der Gedanke an den
zerstörten Stellplatz ein flaues Gefühl im Magen. Sie riss sich zusammen. »Ich
bin morgen Vormittag sowieso in der Uniklinik zur

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