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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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anders überlege.“
     
    Der Sicherheitsmann, der unseren Wagen auch eingewiesen hatte, führte uns auf direktem Wege durch den hinteren Notausgang in den Kinosaal. Die anderen waren bereits da, neben etwa zwanzig oder dreißig weiteren geladenen Gästen, die sich das Spektakel des Roten Teppichs offenbar ebenso ersparen wollten wie wir. Gut, wie ich .
    Lucy hätte vermutlich ihr rechte Hand dafür gegeben, durch den H aupteingang spazieren zu dürfen. Ganz zu schweigen von Jay, den ich übrigens nirgendwo erspähte. Adrian blickte sich suchend um, entdeckte uns als Erster und winkte uns heran. Zielstrebig steuerte Noah auf ihn zu.
    „Dein Vater ist schon da, schau!“, sagte Adrian zu mir und deutete auf die riesige Leinwand vor uns. Ja, mein Dad stolzierte über den Roten Teppich – keine Spur von Nervosität für die, die ihn nicht so gut kannten wie ich. Er ertrug das Blitzlichtgewitter mit einem nahezu stoischen Lächeln und beantwortete sämtliche Fragen der Reporter, so banal die auch teilweise sein mochten, auf sehr professionelle Art und Weise. Nun, vielleicht hatte Jasons Erziehung doch etwas Nützliches mit sich gebracht: Die Geduld unseres Vaters schien nahezu unerschöpflich zu sein. Stolz erfüllte mich, als ich ihn so überdimensional groß vor mir sah.
    Noah ergriff meine Hand. „Siehst du, ist doch gar nicht so schlimm, oder?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, vielleicht nicht.“ Und wirklich, die Live-Übertragung auf der großen Leinwand brachte eine solch emotionale Distanz zwischen mich und das Geschehen, das sich unmittelbar vor dem Kinosaal abspielte, dass es mir tatsächlich gelang mich zu entspannen und die Aufnahmen zu genießen. Bis sich etwas am Fuß der langen Treppe regte und meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie ein bewegter Scherenschnitt tauchte dort die Silhouette meines Bruders auf. Vermutlich war er ausgetreten, denn Jay unterlag einem Toilettendrang wie ein Meerschweinchen mit chronischer Blasenentzündung. Noah, der meine Hand noch immer fest in seiner hielt, schüttelte lachend den Kopf.
    „Es stimmt!“, beharrte ich auf meinem unausgesprochenen Gedanken.
    Auf der Leinwand gesellten sich derweil die Darsteller, einer nach dem anderen, zu meinem Dad. Als zu guter Letzt der männliche Hauptdarsteller hinzukam, übersteuerten die Lautsprecher beinahe unter dem Geschrei der hysterischen Teenieherde, die sich – gerade so, wie in Noahs Horrorvorstellung – gegen die Barrieren drückte und die Security Leute auf Trab hielt. Ein bedrohliches Brummen dröhnte aus den Subwoofern über uns, und so hörte ich Jasons Worte zunächst nicht, obwohl er sich zu mir herüberbeugte. Zwischen uns befanden sich zwei freie Plätze, die für meinen Dad und Jane reserviert waren, wie uns die Namensschilder an den Lehnen wissen ließen.
    Ich sah, dass sich der Mund meines Bruders bewegte, ich erkannte an seiner Mimik, dass er mich etwas fragte, aber ich verstand kein Wort. Also beugte ich mich ebenfalls zu ihm herüber und tippte kopfschüttelnd gegen meine Ohren.
    „Wo ist Jane?“, wiederholte er lauter und deutete dabei auf den Sitz neben sich.
    „Ist sie nicht hier?“, rief ich verwundert.
    Wieder zeigte Jay auf die leeren Plätze und zog eine Grimasse. „Sieht nicht so aus, oder? Sie war in keinem unserer Autos. Wir dachten, sie käme mit euch.“
    „Oh Gott, wir haben sie doch nicht etwa im Hotel vergessen?“, rief ich erschrocken aus, wunderte mich jedoch im selben Moment. Es sah Jane absolut nicht ähnlich, irgendwo zu spät zu erscheinen; sie war die Pünktlichkeit in Person.
    „Oder ...“, setzte Noah an, dem meine Zweifel nicht verborgen blieben, „... sie hat es sich anders überlegt und ist früher gefahren, um deinen Dad doch noch auf dem Roten Teppich zu begleiten.“
    Ich blickte auf die Leinwand vor uns und dann wieder auf Noah, der den Kopf schüttelte. „Wenn, dann waren sie nur in den ersten Minuten zusammen, vermutlich bevor wir überhaupt hier eintrafen. Sie trennen die Paare nach den ersten Bildern voneinander, führen die Partner ins Foyer zum Sektempfang und lassen die Schauspieler und Regisseure in Ruhe ihre Interviews geben“, erklärte er fachmännisch.
    Verwundert sah ich ihn an und legte den Kopf schief.
    „Was? Hast du noch nie die Oscars gesehen?“, fragte er und lächelte mir schelmisch zu.
    Ich ließ mir seine Theorie durch den Kopf gehen. Jason, der inzwischen zu uns aufgerückt war, schien dasselbe zu tun. Was Noah sagte, war theoretisch

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