Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
auf das Geschehen zwischen uns – nur für eine Sekunde, in der sich seine dunklen Brauen hoben –, dann sah er mich wieder an und schloss die Lücke zwischen uns mit nur zwei Schritten. Anstatt mir jedoch Komplimente zu machen, wie die anderen beiden sie bereits erhalten hatten, umfasste er lediglich mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ungeachtet der Tatsache, dass ich meine Schuhe nicht an den Füßen, sondern noch in meiner Hand trug, stolperte ich kichernd hinter ihm her. Noahs Tür war angelehnt, sein Zimmer lag zwischen Lucys und meinem. Ehe ich begriff, was hier vor sich ging, zog er mich über die Schwelle, schmiss die Tür hinter uns zu und presste mich von innen dagegen.
„Darf ich dich küssen, oder zerstöre ich dein ... ähm ... Make -up damit?“
Ich hätte nicht schneller den Kopf schütteln können. „Alles kussfest, hat Gemma behauptet. Testen wir es!“ Und das taten wir. Ausgiebig.
„Keine Chance, dir vor den anderen zu zeigen, was du mit mir anstellst“, flüsterte Noah ein wenig atemlos gegen meine Lippen, als wir es endlich schafften, zumindest wenige Millimeter Luft zwischen uns zu bringen. „Du bist so unfassbar schön, Emily.“
„Das sagt der R ichtige“, erwiderte ich lachend, während er über den glatten Stoff meines Kleides fuhr und dabei an mir herabsah.
„Türkis“, brummte er.
„Deine Augen“, wisperte ich und zog ihn wieder an mich.
Das Make-up hielt, was Gemma versprochen hatte. Als wir Minuten später sein Zimmer verließen und den anderen verlegen gegenübertraten, waren meine Lippen lediglich geschwollen, das künstliche Rot aber nicht verwischt.
Lucy war zu hibbelig, um sich über uns lustig zu machen. „Wir sind viel zu spät dran, es ist schon viertel vor fünf“, rief sie und wartete sicht lich ungeduldig auf den Fahrstuhl.
Als sich dessen Türen öffneten, schlüpften die vier anderen hin ein. Nur Noah blieb stehen und hielt mich an der Hand zurück. „Warte, ich habe mein Handy vergessen“, bat er und wandte sich dann den anderen zu. „Fahrt schon runter, wir sind gleich bei euch.“
Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis er wieder neben mir am Aufzug stand. Trotzdem war eine der beiden Limousinen bereits abgefahren, als wir im Entree ankamen. Adrians Rollstuhl wurde gerade in den Kofferraum eines schwarzen Mercedes-Kombis verladen.
„Bitte kommen Sie, Miss Rossberg !“, rief der junge Fahrer der zweiten Limousine und winkte uns heran. „Dieser Wagen ist für Sie reserviert“, ließ er uns wissen und hielt die Tür weit auf, bis wir eingestiegen waren.
Der Kombi startete vor uns und bog an der nächsten Kreuzung auf die Park Avenue ab. Etwa eine Minute später presste der Chauffeur unseres Wagens zwei Finger gegen den Kopfhörer in seinem Ohr. Er trug ein Headset und schien eine Anweisung zu erhalten, denn er nickte und bestätigte mit einem kurzen „Ja, ich bin startklar.“ Im selben Moment warf er den Motor des Wagens an und fuhr los.
„Moment!“, rief ich. Aus dem Rückspiegel schoss mir der erschrockene Blick des Fahr ers entgegen.
„Ähm, mein Bruder? “, stammelte ich.
Er drehte den Kopf ein wenig und lächelte mir zu. „Ihr Bruder ist bereits mit dem ersten Wagen abgeholt worden. Er wa r ... nun, ein wenig ungeduldig.“
„Sieht ihm ähnlich “, murmelte ich und nickte dem Chauffeur zu.
Wir fuhren etwa zwanzig Minuten in einer angespannten Stille, die selbst Noah mit seinen Streicheleinheiten nicht zu relaxen vermochte. Endlich kamen wir vor einem stählernen Tor zum Stehen, das sich nur langsam für uns öffnete. Ein breitschultriger Sicherheitsmann, der ebenfalls mit Headset und Funkgerät ausgestattet war, winkte uns durch und drückte sofort im Anschluss auf einen Sender, der das Tor hinter uns wieder verschloss.
Der Fahrer brachte den Wagen zum Stehen und öffnete Sekunden später schon unsere Tür. Sofort ertönte Gekreische, als hätte man den Lautstärkeregler bei einem Justin Bieber-Konzert schlagartig hochgeregelt. Wenn auch ein wenig entfernt, war das Geräusch doch eindeutig: die Zeremonie befand sich bereits im vollen Gange. Und wir waren viel näher dran – an diesem magischen Roten Teppich und all dem beängstigenden Glamour und Trubel, den er mit sich brachte –, als es dieser triste Hinterhof hätte vermuten lassen.
Noah stieg vor mir aus und reichte mir seine Hand. „B ereit?“, fragte er leise.
„Nein “, sagte ich und legte meine Finger seufzend auf seine. „Also komm, bevor ich es mir
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