Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
anderes, viel schöneres Gesicht ersetzt: Noah, wie er mich wenige Minuten zuvor angesehen hatte, als ich dem unbekannten Mann gefolgt war. Hilflos, ängstlich, zerrissen. Und ich wusste, dass er es gespürt hatte. Irgendetwas hatte er geahnt.
Noah, bitte! ..., rief ich in Gedanken, bevor mein Bewusstsein in tiefer Dunkelheit versank.
XXXI .
Du darfst sie nicht allein lassen, sie ist ohnehin schon so nervös.
Ihr Vater will aber nur sie sehen. Dagegen kann ich wohl kaum etwas tun, oder? Nicht einmal Jason durfte mit rausgehen.
Ja, warum eigentlich nicht? Kommt dir das nicht irgendwie seltsam vor?
Um kein Aufsehen zu erregen, das hat ihr Dad doch geschrieben.
Junge, wenn sie in drei Minuten nicht zurück ist ...
Dann werde ich nach ihr sehen, auf jeden Fall!
Ja, ich befand mich im inneren Disput mit mir selbst , während Emily dem Sicherheitsmann nach draußen folgte. Hilflos, wie ich mich fühlte, fokussierte ich mein Gehör auf ihre Schritte, die leise im Teppichboden der hinteren Seitentreppe versanken und sich immer weiter entfernten, bis Emily schließlich stehenblieb. Ein leises Quietschen – nur für meine Ohren wahrnehmbar – ließ mich wissen, dass der Mann die schwere Tür öffnete. Ich hörte seine Schritte, die plump auf Metall trafen – vermutlich auf die Stufen vor der Tür, über die wir in den Kinosaal gelangt waren. In diesem Moment tauchte auf der Leinwand zum ersten Mal der Hauptdarsteller des Films auf und erntete allein durch sein Erscheinen ein entzücktes Aufkreischen einiger Mädels im Publikum.
Nicht gut , so konzentriert, wie ich gerade lauschte.
Ich zuckte zusammen , widerstand nur knapp dem Reflex, meine Hände vor die Ohren zu schlagen, und verlor für einen Augenblick die Konzentration. Dennoch glaubte ich, ein eigenartiges, schnappendes Geräusch zu hören, metallisch, bevor mein Audio-Kontakt zu Emily komplett abriss. Sie befand sich nun draußen, hinter Wänden, die selbst für meine Ohren zu dick waren.
Unruhig knetete ich meine Hände.
Was konnte mit Jane geschehen sein, da ss David dermaßen erschreckt reagierte? Dass er Emily – und nur Emily – folgen ließ und sie aus der Weltpremiere seines Films zog.
Drei Minuten sind zu lang.
In Ordnung, zwei.
Also nur noch eine?
55 Sekunden .
„Noah, was ist los?“, fragte Lucy leise hinter mir.
„Ir gendwas ist mit Jane passiert“, erwiderte ich vage und zuckte mit den Schultern. „David wollte Emily sehen. Vermutlich erzählt er es ihr.“
Die Stirn meiner Schwester legte sich in tiefe Falten. Dennoch nickte sie, rutschte zurück in ihren Sitz und schmiegte sich wieder an Toms Schulter. Der zumindest wirkte vollkommen unbekümmert. Adrian hingegen drehte seinen Rollstuhl ein wenig und warf mir einen fragenden Blick zu, dem ich allerdings auswich. Was wollten sie alle von mir? Ich war genauso ratlos wie sie. Wie auf heißen Kohlen saß ich auf der vordersten Kante meines Sitzes, zum Absprung bereit, und zählte meinen selbstbestimmten Countdown.
Ich war bei elf, als ich es hörte. Leise, unglaublich leise, und ein wenig verschwommen. Aber ich hörte es:
„ Noah, bitte! ...“
Es war Emil y, ich hörte sie in meinem Kopf. Anders als wirkliche, reale Geräusche, die auch Menschen wahrnehmen konnten, sondern so, wie ich Michael hörte – oder jeden anderen, der mich berührte. Ich hörte ihre Gedanken. Und dieser winzige Fetzen, mit dem sie mich direkt ansprach, klang wie ein verzweifelter Hilferuf, nur ... unglaublich schwach.
Sofort sprang ich von meinem Sitz auf – so schnell, dass Jason und Kathy neben mir zusammenfuhren, und raste die Treppe zum Notausgang herab. Vergeblich versuchte ich den Griff herabzudrücken; die Tür war verriegelt.
Das schnappende Geräusch, das ich gehört hatte – natürlich. Warum hatte er die Tür verriegelt? Eine Notfalltür ...
Nun war ich mir sicher, dass etwas nicht stimmte. Mit diesem Mann, diesem Sicherheitsmann, stimmte etwas nicht. Er hatte e rst Emilys Dad aus dem Saal gelockt und danach sie ... Gelockt, genau.
Ich raufte meine Haare, zerrte an ihnen und atmete tief durch. Panik brachte mir nichts, ich musste Emily wiederfinden. Schnell!
Sie musste bei ihrem Dad sein, irgendwo hinter dem Kinosaal.
Also wandte ich mich um, stürmte die Stufen der steilen Treppe wieder empor, an meinen verwirrten Freunden und Geschwistern vorbei, und platzte durch einen der vorderen Ausgänge in das Foyer des Kinos.
„Sir?“, fragte ein anderer
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