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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Schnell biss ich mir auf die Unterlippe. Wie immer betäubte der Schmerz die Scham und ließ mich wieder atmen.
    „Ich gehe am Montag zu Mrs Porter und kläre alles auf”, teilte ich Noah mit und versuchte, es so fest und unerschütterlich wie nur möglich klingen zu lassen. Er betrachtete mich eingehend; sein skeptischer Blick schmolz langsam, aber sicher.
    „Okay“, sagte er schließlich. „Ich bin dran.“
     
    Auf diese Weise verbachten wir die kommenden Stunden in seinem Zimmer. Zuerst saßen wir nebeneinander, aber irgendwann forderte er mich auf, meinen Fuß hochzulegen. Obwohl das Pochen in meinem Knöchel nachgelassen hatte – Noahs Anwesenheit schien den Schmerz besser zu betäuben als jeder Eisbeutel –, kam ich seiner Aufforderung nach und streckte meine Beine auf seinem Bett aus, während er sich ein Sitzkissen nahm, sich damit auf den Boden setzte, die Arme über der Bettdecke faltete und das Kinn auf seinen Händen ablegte. So war sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, und ich war froh zu liegen, denn Noahs Anblick – besonders wenn er mir so nah war – verwandelte meine Knie in Pudding. Er hinterfragte Belanglosigkeiten: meinen Geburtstag und mein Lieblingsessen, meine Hobbies und welche Musik ich gerade hörte.
    Ich erfuhr, dass er bereits achtzehn war, wenn auch erst seit einem Monat, denn er hatte am 14. August Geburtstag. Ein Löwe, das passte.
    Er spielte Gitarre und Klavier, zog die Saiten aber den Tasten vor. Er aß am liebsten Pizza und Steak und hasste Spinat und Kohlrabi. In seinen Notizblock schrieb er alles, was ihm durch den Kopf ging. Belanglosigkeiten , wie er es nannte. Diese Notizen bewahrte er auf, ohne sie noch einmal durchzulesen. Seitdem er zu den Franklins gekommen war, hatte er auf diese Weise sechs Umzugskartons schriftgewordener Gedanken angesammelt.
    Je länger wir sprachen, desto relaxter wirkte Noah und desto größer wurde die Versuchung, mich vorzubeugen – nur ein kleines Stück –, um dieses unfassbar schöne Gesicht endlich zu berühren. Ich wollte fühlen, ob seine Haut wirklich so weich und eben war, wie sie aussah. Und ob seine Bartstoppeln – nur im leisesten Ansatz erkennbar – tatsächlich so an meinen Handflächen kitzelten, wie ich es mir seit geraumer Zeit ausmalte.
    Immer wieder gelang es mir, mich im letzten Moment zurückzuhalten – auch wenn das von Minute zu Minute schwieriger wurde.
    Mein Blick fiel auf die Uhr seines Radioweckers, als die Anzeige gerade auf 2:30 Uhr umsprang. „Wow!“, entfuhr es mir. Wo war die Zeit geblieben? Oder Lucy? Oder Kathy? Oder sonst irgendjemand? Keiner hatte nach mir gesucht. War unser Verschwinden denn so eindeutig gewesen?
    Und müsste mir diese Vermutung nicht eigentlich peinlich sein?
    Noah, der mittlerweile vollkommen entspannt wirkte, folgte meinem Blick zu seiner Uhr und sah mich dann schuldbewusst an. „Es ist spät. Du willst bestimmt schlafen ...“
    Schlafen? Klar, als ob das jetzt möglich wäre.
    Dieser Junge hatte wirklich nicht den leisesten Schimmer, was er mit mir anstellte. Doch seine Worte brachten etwas zurück in meinen Sinn. „Ich bin dran“, rief ich schnell und entlockte ihm sein atemberaubendes schiefes Lächeln.
    „Na dann, schieß los!“
    „Wie lange schläfst du schon nicht mehr richtig?“
    Sofort entgleisten seine amüsierten Züge. „Lange“, sagte er nach einiger Zeit.
    „Wie lange?“, beharrte ich.
    „Seitdem ich denken kann“, gestand er leise.
    Ich war zu geschockt, um auf seine Antwort einzugehen. Was hatte man ihm nur angetan?
    Nach ein paar Sekunden sah er zu mir auf. „Ich bin dran.“
    „Bitte“, wisperte ich, noch immer geschockt von seinem Geständnis. Noah öffnete ein paarmal seinen Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Zumindest wusste ich so, dass ihn die nächste Frage Überwindung kostete.
    „Was stellst du dir vor, wie es nun ... weitergehen soll?“, stammelte er schließlich.
    „Mit uns?“ Er nickte hastig. Grübelnd betrachtete ich ihn. Sein schönes, geradliniges Gesicht, die langen Wimpern, das ausgeprägte Kinn mit der leichten Einkerbung – von der ich nach wie vor nicht wusste, ob es nicht doch eher eine kleine Narbe war – und den perfekt geschwungenen Mund. Noah war so unfassbar schön ... und so nah.
    Ich bräuchte wirklich nur meine Hand aus zustrecken und schon könnte ich sie berühren, diese Lippen.
    Sie wirkten wie Magnete auf mich. Wenn er mich gefragt hätte, was ich gerade jetzt am

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