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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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tötete gern. Falls es einen Gott gab, ging er womöglich wie Faris zu Werke: Er deutete wahllos mit dem Finger und zack – ein Autounfall, ein bewaffneter Einbrecher, eine Infektion mit fulminantem Verlauf. Faris besaß die gleiche Macht, willkürlichen Schaden anzurichten. Er war Gottes Gehilfe, der Schatten des Todes.
    Er dachte noch über Wege und Möglichkeiten nach, einen privaten Moment mit der Braut zu erhaschen, als das Mädchen in dem rubinroten Brautjungfernkleid aufsprang und irgendeine weibliche Albernheit zum Besten gab. Schwestern, schloss er, als er die Ähnlichkeit bemerkte. Das rubinrote Mädchen nahm von seiner Schwester den Schleier entgegen, als der Bräutigam mit einem idiotischen Grinsen im Gesicht zu ihnen trat. Der Mann nahm nichts und niemanden um sich herum wahr außer seiner Braut. Er zog sie wieder auf die Tanzfläche und gurrte ihr irgendetwas ins Ohr, das sie zum Kichern brachte.
    Faris stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Damit war diese Chance vertan.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das rubinrote Mädchen und studierte die vitalen Dim-Mak-Nervenpunkte, die ihre trägerlose Korsage freigab. Rubinrot war ein leichteres Ziel. Weniger beobachtet, naiver, nicht von einem Bräutigam abgelenkt. Und sie warf ihm bereits neugierige Blicke zu.
    Faris setzte sein charmantestes Lächeln auf. Rubinrot schnappte nach dem Köder und tänzelte auf ihn zu. »Romantisch, nicht?« Sie deutete auf die Frischvermählten.
    »Und wie. Ich halte ständig nach Zeichentrickvögeln und -schmetterlingen Ausschau.«
    Ihr Lächeln wurde noch strahlender. Das würde fast zu einfach werden.
    »Sind Sie einer von Connors Freunden?«, erkundigte sie sich.
    Faris senkte den Blick für einen vielsagenden Moment auf das Dekolleté des Mädchens, während er vorgab, an seinem Champagner zu nippen. »Ja, das bin ich. Wir kennen uns schon lange«, erwiderte er leichthin. »Und Sie müssen die Schwester der Braut sein?«
    Sie lächelte affektiert. »Ja, ich bin Cindy.«
    Faris nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Cindy. Ich bin Cliff. Rot steht Ihnen übrigens ausgezeichnet. Würden Sie mir die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen?«
    Sie öffnete gerade ihre lächelnden Lippen, um zu antworten, als ein hoch aufgeschossener, blasser junger Mann mit strähnigen Haaren und einer hässlichen Brille auf sie zustolperte, der Margarets abscheulichen Hund auf seinem Arm trug. Dessen rosafarbene Zunge hing ihm aus dem Maul, während er Schwaden übel riechenden Hundeatems ausstieß. Faris Herz begann zu hämmern.
    »Oh, hallo, Miles! Das ist Cliff, einer von Connors Freunden«, stellte sie ihn vor. »Könntest du Erins Schleier für mich halten, während wir tanzen?«
    Cindy drapierte den Schleier über Miles’ Arm. Erschüttert starrte er ihn an. »Aber …«
    »Du hast recht, der Hund könnte ihn beschmutzen«, bemerkte Cindy. »Bring ihn rüber zu Marika, damit sie auf ihn aufpasst.«
    »Aber … aber ich habe die Band gebeten, als Nächstes deinen Lieblingssong von Eric Clapton zu spielen. Du hast versprochen, dass du dazu mit mir tanzen würdest«, antwortete Miles mit verzweifelter Stimme. »Weißt du nicht mehr?«
    Cindy seufzte. »Das war, bevor ich wusste, dass du den ganzen Abend den Hundesitter spielen würdest. Keine Ahnung, was dein Hintergedanke war, als du dich darauf eingelassen hast, aber bestimmt hast du dabei deinen Wunsch, mit mir zu tanzen, vergessen.«
    »Ich werde auf den Hund aufpassen, während Sie beide tanzen«, bot Faris an. »Das tue ich wirklich gern. Er scheint ein freundlicher kleiner Bursche zu sein.«
    Um Cindys Mund zeigte sich ein verdrießlicher Zug. »Es macht doch keinen Sinn, wenn ihr euch beide die Klamotten mit Hundesabber und Haaren versaut.«
    Miles drückt ihr den Schleier zurück in die Hand und wich aufgebracht blinzelnd zurück. »Na schön, Cin! Ich verstehe deinen Wink mit dem Zaunpfahl. Mach doch, was du willst! Es kümmert mich einen Dreck.«
    Faris musste zusehen, wie sich der Hund mit seinem hechelnden rosafarbenen Maul auf Miles’ Arm entfernte. Der widerliche kleine Köter schien ihn zu verhöhnen.
    Es kostete ihn seine ganze Kraft, den weißglühenden Zorn, der in seinem Inneren tobte, zu beherrschen, bevor er sich wieder Cindy zuwandte. Dieses selbstsüchtige Miststück! Ein Hirnaneurysma wäre genau das Richtige für sie. Er rang sich mühsam ein Lächeln ab, als die Band eine langsame, getragene Version von »Layla« anstimmte.
    »Nun?«, fragte er.

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