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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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machte, aber sie hatte sich gerade noch so weit im Griff, dass sie niemand anders verletzen wollte.
    Margot fuhr vom Highway ab und begab sich auf die Suche nach einem billigen Motel. Das heruntergekommene Six Oaks Hotel entsprach ihren finanziellen Möglichkeiten. Dem Zimmer-frei-Zeichen war der erste Buchstabe abhandengekommen, sodass auf dem Schild nun in Endlosschleife »… immer frei … immer frei …« blinkte.
    Sie hielt vor der Rezeption. Die Glastür war verschlossen, doch Margot klopfte, bis ein Mann mit Hängebacken im Unterhemd aus einer Ecke hinter der Lobby geschlurft kam. Er trug zwei überdimensionale Hörgeräte. Er sperrte auf und sah sie mürrisch an. »Es ist nach Mitternacht, Lady.«
    »Bitte verzeihen Sie die späte Störung, aber ich konnte einfach nicht mehr weiterfahren. Ich verspreche, dass es nie wieder vorkommen wird. Könnten Sie mir ein Zimmer geben, das von der Straße wegzeigt? Bitte.«
    Grummelnd zog er ein Formular hervor und schob es über den Tresen. »Neunundzwanzig Dollar siebenundneunzig, inklusive Steuern. Geben Sie mir Ihre Kreditkarte.«
    Sie kritzelte ein falsches Kennzeichen hin und gab ihm das Formular zusammen mit ihren beiden kostbaren Zwanzigern zurück. »Kann ich bar zahlen? Meine Handtasche wurde gestohlen, und das Kreditkarteninstitut hat mir noch keine neue …«
    »Erzählen Sie mir um diese Uhrzeit nicht Ihre Probleme. Ich bin kein Barkeeper. Geben Sie mir hundert Dollar Pfand.«
    Sie zählte, was noch in ihrem Geldbeutel war, und zog widerwillig ihre letzten drei Zwanziger hervor. Jetzt war nichts mehr übrig, außer einem Fünfer und ein paar Ein-Dollar-Münzen. »Ähm … würden sechzig auch reichen?«, fragte sie. »Ich habe keine …«
    »Geben Sie schon her!« Der Mann sammelte die Zwanziger ein und schob ihr einen Schlüssel zu. Er wandte sich ab und trottete wieder in sein dunkles Kabuff, wo das gespenstisch blaue Licht eines Fernsehers unruhig flimmerte.
    Margot fuhr an dem lang gestreckten, L-förmigen Gebäude entlang. Ihr Zimmer blickte auf einen Müllcontainer und auf etwas, das eine Kiesgrube zu sein schien. Düster und trostlos – perfekt passend für ihre Stimmung. Das staubige, nach Zigaretten miefende Innere war nicht viel besser, doch sie würde sich nicht beklagen.
    Sie wäre fast auf dem Bett zusammengebrochen, aber vorher wollte sie unter die Dusche und sich das brennende Salz ihrer getrockneten Tränen abwaschen. Anschließend würde sie sich hinlegen und die Augen schließen. Und weiter als bis dahin würde sie nicht in die Zukunft planen.
    Sie blieb unter dem prasselnden Strahl der Dusche stehen, bis sie blitzsauber war und ihre Finger schrumpelig. Sie wollte, dass es nie aufhörte. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft konnten den Genuss einer heißen Dusche schmälern.
    Mit Bedauern drehte sie das Wasser aus, trocknete sich ab und wickelte ihren Körper in das klamme winzige Handtuch. Sie konnte nur hoffen, dass das Bett nicht durchhängen oder die Matratzenfedern zu spüren sein würden. In eine dichte Dampfwolke gehüllt, trat sie aus dem Bad, bereit, sich ins Bett fallen zu lassen …
    »Hallo, Margaret!«
    Sie schrie auf und taumelte zurück ins Badezimmer.
    Sie hatte den Kerl, der auf dem Bett saß und sie anstarrte, nie zuvor gesehen. Er bot einen abstoßenden Anblick, mit seinem zerrissenen Anzug und dem blutbefleckten Hemd. Er hatte kurze dunkle Haare und graue Augen, die geweitet und voll geplatzter Blutgefäße waren, sodass er aussah, als weinte er Blut. Seine Lippen waren geschwollen und verschorft, seine Haut glänzte feucht. Es waren Schweißperlen.
    Sie klammerte sich am Türrahmen fest. »Wer bist du?«, flüsterte sie.
    Er verzerrte seinen entstellten Mund zu einem breiten Grinsen. »Du kennst mich. Du bist mein roter Engel. Marcus wollte, dass ich dich zusammen mit Caruso und Whitlow töte. Es sollte wie ein erweiterter Selbstmord aussehen, aber als ich dich sah, wusste ich, dass du mir gehörst. Du warst zu besonders, um vergeudet zu werden. Ich habe dich nicht getötet. Ich konnte es nicht.«
    Ihr fiel keine Erwiderung ein. Was sollte sie auch sagen? Mensch, danke? Ein einziger Gedanke kreiste wie wild durch ihren Kopf: Wie konnte ich nur so naiv sein, mir einzubilden, ich wäre zu abgestumpft, um noch Furcht zu empfinden . Sie schlotterte vor Angst, während sie sich fast schon schmerzhaft fest gegen das Waschbecken presste.
    Ihr Blick huschte durch das Bad, erfasste lediglich ein winziges, von einer Jalousie

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