Blick in Den Abgrund -3-
doch hungrig.« Sie nahm einen Shrimp aus der Schale, ließ die Butter abtropfen und kniete sich hin, um ihn Mikey anzubieten.
Er drehte den Kopf weg, die Inkarnation eisiger Geringschätzung.
»Jetzt krieg dich wieder ein«, schimpfte sie. »Elender Heuchler. Du liebst Shrimps.«
Mikey blieb standhaft. Margot reichte McCloud das Schalentier. »Hier«, murmelte sie. »Geben Sie es ihm. Er spricht nicht mit mir.«
McCloud bot ihm den Shrimp an. Mikey schlang ihn runter und warf Margot einen verstohlenen Seitenblick zu, um zu sehen, wie sie reagierte.
Vor Davy McCloud von ihrem Hund verschmäht zu werden, gab ihr den Rest. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken.
»Er hasst mich«, meinte sie kläglich. »Seit dieser Sache mit dem toten Hund, weil ich ihn seitdem in die Tierpension bringe. Er weigert sich zu fressen, bloß damit ich mich schlecht fühle. Dabei ist er sowieso zu mager.«
McCloud bot Mikey ein weiteres Fleischstück an. »Er hasst Sie nicht«, widersprach er sanft. »Er zeigt Ihnen nur, wie er sich fühlt. Sie wissen, dass er Sie liebt. Befürchten Sie, dieser Stalker könnte ihm etwas antun?«
Sie zuckte verärgert die Schultern. »Falls diese gruselige Sache eskaliert, wäre das nicht der nächste logische Schritt für jeden normalen gemeingefährlichen Irren?«
Er sah sie zweifelnd an. »Gibt es denn so was wie einen normalen gemeingefährlichen Irren? Und kann man etwas wie das hier als logisch bezeichnen?«
Sie wischte seinen Einwand beiseite. »Spielen Sie nicht den Schlaumeier«, sagte sie erschöpft. »Ich habe in meinem Leben viel zu viele Horrorstreifen gesehen, und ich schätze, der Irre hat vermutlich auch ein paar davon geguckt. Das Einzige, was noch schlimmer sein würde, als dass mein eigener Hund mich nicht leiden kann, wäre heimzukommen und Mikey … so zu finden.«
Er öffnete eine Bierflasche. »Sie tun das Richtige mit Ihrem Hund. Sobald Sie die Sache aufgeklärt haben, wird er Ihnen vergeben. Aber erst mal brauchen Sie etwas im Magen.« Er drückte ihr die Bierflasche in die Hand. »Also, lassen Sie uns loslegen.«
Das Essen war sensationell. Sie aßen in kameradschaftlichem Schweigen und stopften schließlich die geleerten Behälter zurück in die Tüte, als von dem, was anfangs wie eine lächerlich große Menge an Gerichten ausgesehen hatte, nur noch ein paar Soßenreste übrig waren, die sie auch noch mit den verbliebenen Tortillas aus den Schüsseln tunkten. Mikey machte sich wie ein Berserker über das Fleisch und die Shrimps her. Es gab nichts Besseres, als sich nach einer langen Durststrecke mit Fett, Proteinen und Aromen zu verwöhnen.
Margot trank einen großen Schluck Bier, um das herrliche Brennen scharfer Chilis in ihrer Kehle zu lindern. »Köstlich«, seufzte sie. »Ich bin pappsatt.«
»Gut. Dann können Sie mir jetzt von dem Einbruch erzählen. Und von dem Hund.«
Sie suchte nach einer Möglichkeit, ihn auf nette Art und Weise abzuwimmeln. Schließlich war er gerade erst so freundlich gewesen, sie mit diesem fantastischen Abendessen zu verwöhnen. »Hören Sie, falls Sie vorhaben, einen Auftrag an Land zu ziehen, habe ich Ihnen bereits gesagt, dass ich es mir nicht leisten kann, Sie …«
»Wie wäre es, wenn Sie diese Sorge mir überließen?«
Eine Falle argwöhnend, musterte sie seine gelassene Miene. »Für nichts bekommt man nun mal nichts«, antwortete sie bedächtig. »Sie kennen mich doch überhaupt nicht, McCloud. Weshalb interessiert es Sie überhaupt?«
Er zuckte mit seinen breiten Schultern. »Ich komme nicht dagegen an. Sie haben mich neugierig gemacht. Und Neugierde ist mein einziges Laster.«
Sie kicherte nervös. »Also nicht Sex, Drugs oder Rock ’n’ Roll?«
Sein ausdrucksloses Lächeln ließ die Worte sogar in ihren eigenen Ohren dumm und anzüglich klingen. Für was für eine Dumpfbacke er sie halten musste! Sein abwartendes Schweigen strahlte Ruhe und Geduld aus. Es schien, als könnte er Stunden warten, ohne nervös zu werden oder Langeweile zu empfinden.
Vermutlich gab sie durch ihre Zurückhaltung mehr preis, als wenn sie ihm die Wahrheit erzählte. McCloud war ein akribischer Typ, der jedes Wimpernzucken, jeden Versprecher in seiner geistigen Datenbank speichern und anschließend Schlussfolgerungen herausfiltern würde, die sie weder vorhersehen noch kontrollieren könnte. Ebenso gut konnte sie ihn ablenken, indem sie ihm ein paar beliebige Fakten hinwarf – wie Fleischbrocken, um einen Wolf zu besänftigen. Sie war
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