Blick in Den Abgrund -3-
Inhaber und Vorstandsvorsitzender von Calix Pharmaceuticals, kennengelernt hatte. Priscilla war Forscherin in einem von Calix’ Versuchslabors gewesen. Sie hatte den alten Mann mit ihrer Schönheit, Intelligenz und energischen Persönlichkeit um den Finger gewickelt, aber ihr Gesicht war über die Jahre hart geworden. Mit ihrem zu einem Knoten aufgesteckten dunklen Haar und dem weißen Laborkittel sah sie aus wie eine Gestapoaufseherin.
Sie war in Begleitung ihres schwerfälligen Leibwächters Maurice. Sie hatte den Mann kurz nach Titus’ Tod engagiert und war in ein eigenes Haus gezogen. Priscilla ließ sich von niemandem zum Narren halten.
Mit unverhohlener Verachtung musterte sie seine verschiedenen Projekte. »Na, spielst du mal wieder im Sandkasten, Marcus?«
Marcus ballte die Fäuste, bis sich seine Fingernägel in den empfindlichen Driscoll-Handschuh gruben. »Ich feile nur an ein paar neuen Entwürfen herum.«
Sie schnaubte. »Du feilst seit Jahren an irgendetwas herum. Dabei bist du halbwegs intelligent. Du besitzt drei Doktortitel, also wäre es eigentlich an der Zeit, dass du aufhörst herumzufeilen und etwas Nützliches tust, findest du nicht?«
Wie deinen schmachvollen Untergang zu planen, vielleicht?
»Ich arbeite daran, einige von ihnen patentieren zu lassen«, sagte er vage. Sollte sie ihn ruhig für einen geistlosen Idioten halten. Es kümmerte ihn nicht mehr. Ihre Tage waren ohnehin gezählt.
»Was zum Kuckuck ist aus dem Hauspersonal geworden, Marcus?«, fuhr sie ihn an. »Es sieht hier allmählich aus wie in einem Schweinestall. »Titus hat dir und Faris in seinem Testament zwar ein lebenslanges Wohnrecht in Worthington House eingeräumt, aber vergesst nicht, dass euch das Haus nicht gehört. Und auch nie gehören wird.«
»Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst«, antwortete Marcus.
Tatsächlich hatte er die Angestellten vor einigen Monaten entlassen, um sich auf das freudige Ereignis vorzubereiten. Und dies erforderte unbedingte Privatsphäre, ganz zu schweigen von der Präsenz mehrerer bewaffneter Profikiller. Nie hätte er sich träumen lassen, dass sich die Sache derart in die Länge ziehen würde. Er hatte den Staub und die Spinnweben ebenfalls satt. Noch eine Unannehmlichkeit, die auf Margaret Callahans Konto ging. Dieses Miststück!
»Sollte das Haus zu einer Ruine verkommen, werde ich rechtliche Schritte einleiten. So, und jetzt habe ich eine echte Aufgabe für dich, vorausgesetzt, du kannst dich von deinen Spielzeugen losreißen.«
Marcus’ Magen krampfte sich zusammen, doch sein Lächeln wurde breiter. Er hatte sich schon immer gut verstellen können. »Natürlich.«
»Dr. Driscoll wird seinen Posten als Laborleiter aufgeben. Er kehrt aus gesundheitlichen Gründen nach Boston zurück. Dr. Seymour Haight, der morgen aus Baltimore eintrifft, wird seine Stellung übernehmen. Er hat einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Seattle, bevor er am darauffolgenden Tag nach San Francisco weiterfliegt.«
Marcus nickte. Priscilla machte es Spaß, ihn zu demütigen, indem sie ihm Aufträge erteilte, die sich mehr für einen untergeordneten Privatsekretär eigneten. Das war alles, was sie ihm zutraute. Das, und Faris an der kurzen Leine zu halten, natürlich.
»Ich möchte, dass du seinen Empfang organisierst«, fuhr Priscilla fort. »Sorge dafür, dass der Sicherheitsdienst des Labors seine Daten in das System einspeist. Höchste Sicherheitsfreigabe. Und lass Driscolls Daten unverzüglich löschen.«
»Selbstverständlich.« Er war froh, dass es ihm am Ende erspart geblieben war, mit Driscoll zu schlafen. Die Sache hätte jede Macht, jede Bedeutung verloren.
»Kümmere dich um eine Unterkunft und eine Limousine, die ihn vom Flughafen abholt.«
»Ich brauche seine Flug- und Kontaktdaten.«
Priscilla winkte ab. »Frag meine Mitarbeiter. Melissa oder Frederico müssten die Informationen haben. Sag ihnen auch gleich, dass sie für uns morgen Abend einen Tisch reservieren sollen. Das Dachrestaurant im Halsey Crowne wäre nett. Ach, noch etwas. Wo um alles in der Welt steckt Faris? Ich habe ihn schon seit Wochen nicht mehr herumlungern sehen.«
»Er ist beim Bergsteigen im North-Cascades-Nationalpark«, log er. »Er liebt es zu klettern. Es tut ihm gut. Hält ihn emotional im Gleichgewicht.«
»Klettern? Ohne Aufsicht?« Priscilla runzelte die Stirn. »Titus und ich haben Faris’ Entlassung aus Creighton Hills nur unter der Bedingung zugestimmt, dass du ihn ständig im Auge
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