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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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die Hand gegen den Krell-Systems-Biolock-Identipad-Sensor. In seiner Datenbank waren, dank Carusos teuflischer Genialität, dieselben Vorlagen gespeichert wie in der des Calix-Forschungslabors.
    Negativ. Das Gerät piepte protestierend. Keine Übereinstimmung gefunden.
    Es funktionierte exakt so, wie das Verkaufspersonal von Krell es versprochen hatte. Betrugssicher aufgrund einer komplexen, auf mehreren Systemen basierenden Reihe biometrischer Erkennungsmerkmale – eine Kombination aus EKG, Pulsoximetrie, Temperatur und der Messung des elektrischen Widerstands unter der Epidermis.
    Das Biolock Identipad benötigte alle fünf Finger und feuchte, mehrschichtige Haut. Mit weniger gab es sich nicht zufrieden. Hut ab vor Krell. Es war eines der teuersten biometrischen Systeme auf dem Markt. Caruso hatte es selbst entwickelt. Marcus fühlte einen Anflug von Bedauern, dass er sich so schnell entschlossen hatte, den Mann liquidieren zu lassen. Craig war nützlich gewesen. Er war derjenige gewesen, der empfohlen hatte, mit jeder Gussform eine Gummihand herzustellen, um zu testen, welcher Abdruck der Beste war. Marcus hatte sich stets bis ins kleinste Detail an seine Anweisungen gehalten.
    Doch dann hatte Craig begonnen, Machtspiele zu treiben. Er wollte »Verstecken« mit dem Abdruck von Priscillas Hand spielen und fabulierte von »gleichberechtigter Partnerschaft«.
    Marcus besprühte das Innere der Negativgussform mit einem leichten Schmiermittel und trug eine dünne Schicht von Carusos Hexengebräu aus flüssiger Gelatine auf. Er ließ sie sich setzen, presste seine Hand in die Abdruckmasse und wartete, bis sie die Form angenommen hatte, bevor er die Hand vorsichtig herauslöste. Er wiederholte den Vorgang, wobei er sorgsam darauf achtete, das Abdruckmuster exakt zu treffen, um die Funktionen des Ultraschall- und Elektrofeldsensors überlisten zu können, die das Muster des Fingerabdrucks in der leitenden Hautschicht überprüften. Zum Glück waren seine und Driscolls Hände von ähnlicher Größe. Der Halbhandschuh aus Gelatine war praktisch unsichtbar.
    Er spannte die Finger an und drückte sie auf das Identipad.
    Zwei Sekunden, dann wurde der Monitor hell. Übereinstimmung gefunden . Dr. Keith Driscoll, Laborleiter, Calix Research Division. Ein Foto des pausbäckigen, breit lächelnden Wissenschaftlers erschien auf dem Computermonitor.
    Marcus lächelte zurück. Driscoll hatte die höchste Sicherheitsfreigabe, übertroffen nur von Priscilla Worthington selbst. Das war all die Mühe wert, die er sich gemacht hatte. Er hatte den älteren Mann nach Monaten des Flirtens schließlich nach oben in seine Wohnung gelockt. Driscoll war ein verheirateter Vater von drei Kindern, jedoch war seine Vorliebe für junge Männer in gewissen Kreisen bestens bekannt. Marcus’ tief verwurzelter Pragmatismus verbot ihm, jemand anders für diesen Job anzuheuern. Wozu riskieren, dass irgendein schwachköpfiger Strichjunge die Sache vermasselte, wenn er, Marcus, sexuell attraktiv genug war, um sich selbst darum zu kümmern?
    Wie es der Zufall wollte, musste er gar nicht bis zum Äußersten gehen. Nicht, dass das ein Problem gewesen wäre. Driscolls nicht mehr ganz taufrischer, untersetzter Körper stieß ihn nicht ab. Marcus’ Sexualität war atypisch. Macht törnte ihn an. Nebensächliche Details wie jung, schön, männlich, weiblich waren ihm egal. Driscoll hatte einen mit Rohypnol versetzten Martini getrunken und entgegenkommenderweise das Bewusstsein verloren. Marcus hatte ohne Hast mehrere Abdrücke von der Hand des Mannes genommen, ihn in sein Auto verfrachtet und nackt und ohnmächtig in seinem eigenen Vorgarten abgelegt.
    Es hieß, Driscolls Frau habe die beiden jüngeren Kinder anschließend mit zurück nach Boston genommen und das älteste, das an der UCSF studierte, spräche nicht mehr mit ihm. Driscoll hatte Marcus seit jener Nacht nicht mehr in die Augen gesehen. Er sah blass aus. Dünner. Aus dem ehemals vergnügten, rosigen Moppel war ein gramvoller, fahler Trauerkloß geworden.
    Marcus studierte Driscolls lächelndes Gesicht auf dem Bildschirm und genoss das warme Glimmen der Befriedigung, das ihm die Ausübung von Macht verschaffte.
    Ein lautes Klopfen ertönte an der Tür. Marcus blieb kaum die Zeit, die Plastikhülle über sein Projekt zu stülpen, als sie aufgerissen wurde.
    Priscilla marschierte herein. Sie war um Taille und Knöchel rundlicher als noch vor zehn Jahren, als sie Marcus’ Vater Titus Worthington,

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