Blick in Den Abgrund -3-
erhoben, die Augen in atemloser Faszination geweitet. Sie drehte sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis. »Treten Sie näher, meine Damen und Herren«, rief sie. »Bewundern Sie die neueste Attraktion in unserem Kuriositätenkabinett! Die Frau, deren Leben vor die Hunde geht.«
Faris verbarg sein zustimmendes Lächeln hinter seiner Kaffeetasse, während viele Augenpaare verlegen nach unten gerichtet wurden. Leises Gemurmel erhob sich. Gabeln begannen zu klappern.
»Hey, Lady, war das unser Essen?« Die Frage kam von einem Tisch voll älterer Männer mit Hosenträgern und Krawatten, die sie vorwurfsvoll anstarrten.
Ihr Kinn zuckte zu Joe. »Macht das mit ihm aus!«
Sie stolzierte nach draußen, aber Faris zwang sich, trotz der fiebrigen Aufregung, die in ihm kochte, sitzen zu bleiben und seinen Kaffee auszutrinken.
Der abgeschlachtete Hund war eine Botschaft gewesen, um ihre Neugier anzustacheln, damit sie anfing, über ihn nachzudenken, sich nach ihm zu sehnen, von ihm zu träumen. Vergangene Nacht hatte er durch sein Blutopfer versucht, ihr den Unterschied zwischen McClouds unreiner Lust und seiner eigenen heiligen Bewunderung aufzuzeigen. Doch sie hatte es nicht verstanden. Sie war noch nicht so weit. Er war enttäuscht, aber nicht überrascht gewesen, als sie in Panik geraten war und McCloud angerufen hatte.
Also hatte er auf Plan B zurückgegriffen und aus McClouds Haus die Gegenstände gestohlen, die er brauchte. Pantani hatte ihn auf eine brillante Idee gebracht.
Faris hinterließ Geld auf dem Tresen und ging zur Kasse. Er blinzelte Joe durch seine dicken, entstellenden Brillengläser an. »Sie sollten sich bei der Kellnerin entschuldigen.« Er benutzte eine Stimme, die zu seinem unscheinbaren öffentlichen Auftreten passte. »Sie waren gemein zu ihr.«
Joe Pantanis Augen weiteten sich. Er hörte auf, mit seinem goldenen Ohrring zu spielen, und verschränkte die Arme vor seiner feisten Brust. »Ach, wirklich? Was Sie nicht sagen. Danke, dass Sie mich an Ihrer Meinung teilhaben lassen, Mann.«
Faris starrte ihn an. Vor seinem scharfsichtigen inneren Auge konnte er es bereits sehen: die Maske des unmittelbar bevorstehenden Todes, die Joes fleischiges Gesicht überlagerte. Den grinsenden Schädel darunter, der auf gespenstische Weise in den Vordergrund trat.
»Sie haben soeben einen Stammkunden sowie ihre beste Bedienung verloren«, teilte Faris ihm mit . Ganz zu schweigen von deinem wertlosen Leben .
Joe stieß ein abfälliges Lachen aus. »Sie brechen mir das Herz. Wie wär’s, wenn Sie sich verdünnisieren, bevor ich in Tränen ausbreche?«
Faris verließ das Lokal und ging zu seinem Wagen. Margot war noch immer da. Sie hielt eine Hand vor den Mund gepresst, umklammerte mit hängenden Schultern ihre Handtasche und versuchte krampfhaft, nicht zu weinen. Sein tapferer Engel. Er verzehrte sich nach ihr. Er wollte gleich einem Raubvogel vom Himmel herabstoßen und sie aus all dieser Verwirrung reißen. Doch die Angst und der Schmerz waren ihre Initiation. Das reinigende Feuer, das ihren Widerstand gegen ihr neues Leben an seiner Seite brechen würde.
Als sie losfuhr, schaltete er den Monitor des Peilsenders ein, den er an ihrem Auto installiert hatte, und folgte ihr in diskretem Abstand, während er seinen Laptop und sein drahtloses Modem hochfuhr. Hinter Joe Pantanis rotem Cameo hielt er an und loggte sich mit ein paar flinken Tastenanschlägen in die Datenbank der Kraftfahrzeugbehörde ein, indem er die Backdoor benutzte, die Marcus für ihn gekauft hatte. Er gab das Kennzeichen ein und notierte sich die Privatadresse des Mannes. Anschließend scrollte er nach unten, um seine Verkehrsdelikte zu checken.
Joe hatte eine Schwäche für Geschwindigkeitsübertretungen. Tss, tss! Böser Junge. Aber die Zeit der irdischen Verlockungen war für ihn vorbei.
Joe Pantani hatte seine Wahl getroffen. Er war ein lebender Leichnam.
Es war nicht meine Schuld. Nichts davon .
Sie hätte sich ohrfeigen können. Seit frühester Kindheit war ihre große Klappe ihre schärfste Waffe gewesen, und jetzt lief noch nicht mal mehr das schnippische Retourkutschenprogramm auf ihrer Festplatte. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Es war albern, sich wegen eines austauschbaren Jobs zu grämen, während sie echte Probleme zu bewältigen hatte.
Große, haarige, mit langen gelben Fangzähnen.
Sie parkte in der Straße vor ihrem Haus, als die Erinnerung an Davys leidenschaftlichen, betörenden Kuss auf sie einstürmte und ihr
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