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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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einen klaren Gedanken fassen zu können, starrte er ihr mehrere Minuten hinterher. Anschließend ging er um das Haus herum zu ihrer Hinterveranda. Die verwilderten Büsche schirmten ihn vor den Blicken der Nachbarn ab. Seine Beine schlotterten, sein Herz raste noch immer. Unter dem Werkzeug in seinem Pick-up befand sich auch eine Sperrpistole, aber das windige Schloss an der Hintertür konnte er auch ohne sie knacken. Er musste mehr wissen, um ihr helfen zu können, redete er sich ein, als er das Schloss mithilfe seiner Kreditkarte öffnete und sich Zugang zur Küche verschaffte. Er zählte das Geld in ihrem Kühlschrank, sah die Umschläge auf dem Küchentresen durch. Nebenkostenabrechnungen, Mahnungen. Nichts davon lautete auf ihren Namen – nicht, dass er ihren Namen gewusst hätte. Das Haus musste an sie untervermietet sein.
    Er überprüfte jede Schublade, jeden Fetzen Papier, jede hingekritzelte Einkaufsliste. Dann nahm er sich vorsichtig ihren Müll vor. Keine Anhaltspunkte.
    Es dauerte nicht lange, das Haus zu durchsuchen. Margot war offensichtlich nicht der Typ, der unnützen Kram ansammelte. Bei den Posterrollen, die an der Wand lehnten, handelte es sich um Jugendstildrucke und klassizistische Fotografien. In der Diele hing ein Kalender mit Blumenelfen, der sich unpassend fröhlich gegen die rissige, fleckige Wand abhob. Dieser Monat gehörte einer Rosenelfe mit einem Rock aus Blütenblättern. Nichts war darauf notiert, keine Termine, keine Telefonnummern. Die Bücher im Regal waren eine Leihgabe der Stadtbücherei. Liebesromane, gängige Bestseller, inspirative Abhandlungen, ein Fachbuch über Webdesign, Bücher über Kunstgeschichte, eines über Fotografie. Also interessierte sie sich für Kunst.
    Er suchte nach einer Rechtfertigung für die Intensität seiner Neugier, während er die Sachen auf ihrem Schreibtisch in Augenschein nahm, aber nach Jahren der Selbstbetrachtung konnte er sich nicht mehr in die eigene Tasche lügen. Der erste Schritt auf dem Weg zur Selbstkontrolle war Selbsterkenntnis. Kein Problem. Nur dass im Fall Margot seine Fähigkeit zur Selbsterkenntnis versagte. Als Folge davon war auch seine Selbstkontrolle verpufft. Er verletzte ihre Privatsphäre, weil er nicht anders konnte. Eine ernüchternde Einsicht. Trotzdem veranlasste sie ihn nicht dazu aufzuhören.
    Er fand ein Skizzenbuch mit erst wenigen benutzten Seiten. Strichmännchen, Karikaturen. Mikey schlafend. Mikey alle viere von sich gestreckt wohlig auf dem Rücken liegend. Schnelle, kräftige Bleistiftzeichnungen von Menschen. Ein Mann mit einer Frisbeescheibe, ein Obdachloser auf einer Parkbank. Fasziniert verweilten seine Augen darauf. Sie hatte wirklich Talent.
    Der Korb auf ihrer Kommode enthielt nur ein einziges interessantes Objekt: einen goldenen Anhänger, der wie eine zusammengerollte Schlange geformt war. Er sah alt und kostbar aus, gleichzeitig war er potthässlich. Davy konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn trug, andererseits hatte er nie von sich behauptet, ein Kenner weiblichen Geschmacks in Schmuckfragen zu sein.
    Er drehte ihn in seiner Hand herum und wunderte sich, dass er den Einbruch unbeschadet überstanden hatte. Womöglich hatte sie ihn an dem Tag getragen.
    Ihr Kleiderschrank und ihre Schubladen waren leerer, als er es je bei einer Frau erlebt hatte. In ihrer Wäscheschublade steckte unter einem Stapel Höschen ein kleiner, diskreter Vibrator. Er starrte ihn an, und sein Gesicht begann zu brennen.
    Verdammt, das musste er sich für später aufheben! Er war von dem stürmischen Kuss noch immer halb erigiert. Sich jetzt auszumalen, wie sie das Ding benutzte, würde seinen Fokus komplett zunichtemachen.
    Er ging neben dem provisorischen Lager, auf dem sie schlief, in die Hocke. Ein Quilt, dreifach gefaltet wie ein Burrito, mit einem doppelt gefalteten Laken, das darum festgesteckt war. Das Lager war zerwühlt, und auf dem Kissen war noch der Abdruck ihres Kopfes zu sehen.
    Wut erfasste ihn bei dem Gedanken, wie sie einsam und verängstigt auf dem Boden kauerte, während draußen ein sadistischer Stalker umherschlich. Sie sollte in einer stahlverstärkten Betonfestung sein, geschützt durch Stacheldraht, scharfe Glassplitter, Infrarotbewegungsmelder und Maschinenpistolen.
    Und durch ihn .
    Mann! Konzentrier dich! Er presste seine Hand auf den Quilt. Er hatte schon auf härterem Untergrund geschlafen, doch er war in den letzten paar Jahren verweichlicht. Sollte er bei ihr landen können, würde er ihre

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