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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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roch.
    Er zog ein Greifwerkzeug mit einer Kralle unter dem Tresen hervor und schlurfte damit zu der Wand. Er streckte den Arm nach oben und hangelte mit dem Greifer nach dem Zwirn, der um die Stimmwirbel gewickelt war.
    Faris schlich sich lautlos von hinten an, mit der ersten Nadel locker zwischen Daumen und Zeigefinger. Zeit und Raum dehnten sich aus, während sein Bewusstsein den Körper des Mannes zunehmend stärker wahrnahm, das Fließen von Blut und Lebensenergie, die Muskelfasern, Nervenfaserbündel und die exakte … die perfekte Stelle an der Seite seines Halses, zwischen diesen beiden Sehnen … ja.
    Schnell wie eine Schlange traf die Nadel ihr Ziel, begleitet von einer Schockwelle an Lebensenergie, die Faris durchströmte. Dann die zweite Nadel, ein wenig tiefer. Dann die dritte. Der Mann erstarrte und brach zusammen.
    Faris kniete sich neben ihn, konzentrierte sein Qi ein letztes Mal und stach zwei Finger in den vitalen Druckpunkt oberhalb der Leber.
    Er zog die Nadeln heraus, steckte sie zurück in seine Manschette und guckte unter die Lider des Pfandleihers. Perfekt. Er war der Beste unter den Schülern des Schlangenordens. Kein anderer besaß sein intuitives Wissen, wie man einen tödlichen Treffer landete, und mit jedem Mord steigerte sich seine Präzision. Er beugte sich über den Tresen und blätterte die Quittungen durch, bis er jene fand, die Margarets Verkauf dokumentierte. Er steckte sie zusammen mit dem Durchschlag ein, dann wartete er, bis die Lider des Pfandleihers flatternd aufgingen.
    »Hä? Was?«, ächzte er.
    »Sie sind plötzlich umgekippt.« Faris ließ seine Stimme besorgt klingen. »Als Sie die Gitarre herunterholen wollten. Kann ich Ihnen etwas bringen? Oder jemanden verständigen?«
    »Nee.« Der Mann wirkte benommen. »Es geht gleich wieder. Verdammt seltsam.«
    »So was kommt vor«, beruhigte Faris ihn. »Bestimmt fehlt Ihnen nichts. Trotzdem sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Womöglich haben Sie einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten vielleicht einen Schokoriegel oder eine Tasse Kaffee zu sich nehmen.«
    Der Pfandleiher ließ sich von Faris in eine sitzende Position aufhelfen. »Danke, Mann! Tut mir leid, wenn ich Ihnen einen Schrecken eingejagt habe. Ich fühl mich echt scheiße.«
    »Überhaupt kein Problem«, versicherte Faris ihm. »Wirklich, es würde mir nichts ausmachen, Sie in eine Notaufnahme zu bringen.«
    »Bloß nicht.« Der Mann zuckte zusammen und rieb mit dem Handballen über eine der Stellen, die Faris mit seinen Nadeln traktiert hatte. »Von solchen Orten halte ich mich lieber fern. Wollen Sie die Gitarre noch?«
    »Ach nein, vielen Dank. Machen Sie sich keine Mühe. Ich belasse es bei dem Anhänger.« Faris nahm sechshundert Dollar aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Tresen, froh darüber, dass er heute daran gedacht hatte, die farblose Schicht flüssigen Latex’ auf seine Fingerspitzen aufzutragen.
    Der Mann rappelte sich auf die Knie hoch und landete schwerfällig wieder auf dem Gesäß. »Muss Ihnen noch ’ne Quittung ausstellen«, brummte er.
    »Vergessen Sie die Quittung. Ich brauche keine. Bleiben Sie noch ein paar Minuten sitzen. Legen Sie den Kopf zwischen die Knie.«
    Die trüben, verwirrten Augen des Mannes flackerten unstet und sahen zu Faris. Er wirkte wie ein verlorenes Kind. »Danke«, flüsterte er. »Vielleicht tue ich das.«
    »Am besten wäre es, Sie würden den Laden für eine Weile schließen«, schlug Faris vor. »Legen Sie sich irgendwohin.«
    »Ja«, sagte der Mann dumpf. »Das wäre wohl das Beste.«
    Der Pfandleiher verdiente Faris’ Respekt nicht, doch der Tod hatte ihn in den Klauen, und so verharrte Faris noch einen Moment in der Tür und betrachtete den Todgeweihten mit einem fast zärtlichen Gefühl.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er warm. »Geben Sie auf sich acht.«
    Er trat ins Sonnenlicht hinaus. Der Verlauf war unabänderlich. Nieren und Leber des Mannes würden bald anfangen zu versagen. Binnen zwölf Stunden würde er sterben. Qualvoll und aus jeder Körperöffnung blutend.
    Die Tür klackte leise, als er sie hinter sich schloss. Er steckte den Anhänger in die Tasche. Nun musste er als Letztes noch diesen Hund, den Margaret sich hielt, eliminieren, bevor es an der Zeit wäre, sich Joe Pantani zuzuwenden. Ach, was tat ein Mann nicht alles für die Liebe!
    Dieser willkürliche Gedanke erheiterte ihn. Er pfiff vor sich hin und lächelte jeden an, dem er begegnete, während er den Gehsteig hinunter zu seinem Wagen

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