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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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rumzuschubsen, du großer … dämlicher … Affe !«
    »Margot, bitte! Ich werfe mich dir hier geradezu vor die Füße. Wenn du …«
    »Nein, du wirfst mich auf den Rücken, du sexbesessener Mistkerl. Hör sofort damit auf!« Sie drosch auf seine Arme ein, die sie weiterhin gefangen hielten. »Na schön, meinetwegen! Ich vergebe dir! Jetzt lass mich los! Auf der Stelle!«
    Er ließ die Arme sinken. Es machte ihm auf irrationale Weise Angst, sie loszulassen; als könnte sie in der Dunkelheit verschwinden, wenn er sie freigab. Er schaltete die Deckenbeleuchtung in der Diele an, um die bedrohlichen Schatten zu vertreiben.
    Er bemerkte die Veränderung sofort. Sein fotografisches Gedächtnis hatte jedes Detail ihres Hauses in seinem Hirn abgespeichert. Etwas fehlte.
    Der Blumenelfen-Kalender. Der Nagel, an dem er gehangen hatte, ragte einsam aus der zerschrammten Wand. Er warf einen Blick in ihr Schlafzimmer. Das Licht, das aus der Diele hereinfiel, enthüllte, dass ihr Bettzeug verschwunden war. Auf dem Fußboden lag nichts außer ihrer zerknitterten Kellnerinnenuniform. Er ging hinein und öffnete ihren Kleiderschrank. Leer. Er zog die Schubladen ihrer Kommode auf. Nichts.
    Der Zorn, der gerade erst abgekühlt war, loderte von Neuem auf. Er drehte sich zu ihr um. »Willst du verreisen?«
    Ein gepeinigter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. »Davy …«
    »Nett von dir, dich zu verabschieden.« Die Worte schmeckten bitter.
    Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Wir kennen uns erst seit vierundzwanzig Stunden«, erinnerte sie ihn. »Du tust gerade so, als hättest du ein Mitspracherecht in meinem Leben.«
    »Ich weiß, dass ich kein Mitspracherecht habe. Glaub mir, das ist mir durchaus bewusst.«
    Es war genau wie mit Fleur, realisierte er bestürzt. Er war in dieselbe beschissene Falle getappt. Fleur war fest entschlossen gewesen, sich selbst zu zerstören. Nichts konnte sie davon abbringen. Und ganz sicher nicht er.
    Sein Zorn wich einer Traurigkeit, die so gewaltig und düster war, dass es ihn entsetzte. Er hatte in seinem Inneren eine Festung errichtet, um sich vor diesem Gefühl zu schützen, aber Margot Vetter hatte sie ohne jede Anstrengung gestürmt.
    Das Gefühl zog ihn nach unten. Diese schreckliche Sinnlosigkeit, jemanden retten zu wollen, der nicht gerettet werden konnte. Es war zwecklos. Hoffnungslos.
    Mit durchdrehenden Reifen steckten sie einen Meter tief im Schnee fest, während Dad nutzlose Anweisungen brüllte und Mom blasser und blasser wurde, als sich das Leben aus ihrem Körper stahl.
    Oh nein! Nicht das! Nicht jetzt! Bitte!
    Seine kleinen weißen Hände krampften sich um das Lenkrad, während er verzweifelt den Fuß ausstreckte, um die Kupplung zu erreichen.
    Blut überall auf dem Sitz, dem Boden, dem Schalthebel. Alles voller Blut.
    Oh Gott, mach, dass es aufhört! Es war Jahre her, und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich daran zu erinnern. Er presste die Hände auf seine Augen, bis sie wehtaten und hinter seinen Lidern rote und schwarze Flecken tanzten. Schließlich ersetzte Leere seine traumatischen Flashbacks.
    Stille, Isolation, Nichts. Die blendende weiße Leere des Nordpols, die eisige schwarze Leere des Weltalls. Codes, Zahlen, Logik.
    Langsam beruhigte er sich und bekam wieder Luft. Sein Herz wummerte noch immer, sein Gesicht war feuchtkalt.
    Davy ließ die Hände sinken, brachte es aber für eine lange Weile nicht über sich, die Augen zu öffnen. Er fühlte sich erschöpft. Und beschämt. Die Frau hatte so schon genügend Probleme. Es war nicht fair, sie auch noch mit seinen eigenen Dämonen zu belasten.
    »Vergiss es«, sagte er dumpf. »Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.«
    Ihre Augen waren riesengroß. »Ist schon okay«, antwortete sie wachsam. »Ich …«
    »Nein.« Davy stieß das Wort mit solch wildem Nachdruck aus, dass sie zusammenzuckte. Er hob die Hände. »Bitte! Ich will es nicht hören. Ich hau jetzt ab und verspreche, dich nicht mehr zu belästigen. Viel Glück bei … was auch immer.«
    Sie weinte wieder, und es war seine Schuld, aber er hatte ihr keinen Trost mehr zu geben. Ohne sie anzusehen, marschierte er an ihr vorbei.
    Kaum hatte er die Haustür aufgerissen, sah er ihn im Licht der Veranda funkeln. Am Boden des klimpernden Windspiels befestigt, pendelte er hin und her: der goldene Schlangenanhänger. Nicht seine Angelegenheit, nicht sein Problem, aber die Sache war zu unerwartet und merkwürdig, um sie nicht zu kommentieren. Er trat

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