Blick in Den Abgrund -3-
wieder ins Haus.
»Hast du dieses Schlangendings draußen an dein Windspiel gehängt?«
Margot stürzte mit einem Keuchen zur Tür. Abrupt blieb sie stehen und stützte sich am Türrahmen ab. Ihr Gesicht war leichenblass.
Faris war von seiner mörderischen Tat derart berauscht, dass er vor Energie pulsierte – zum Glück, denn Pantanis Gewicht wäre ansonsten schwer zu bewältigen gewesen. Er musste seine ganze beträchtliche Körperkraft aufbieten, um den Leichnam zu heben, zu biegen und abzuwinkeln, bis er in die relativ kleine Gefriertruhe passte. Aber es war ihm gelungen. Jeder Knochen im Körper des Mannes war zertrümmert, was ihn trotz seiner Masse einzigartig elastisch machte.
Die blutige Schleifspur, die zu der Gefriertruhe führte, war mit Haaren und Teppichfasern aus McClouds Haus präpariert. Die Whiskeyflasche und die Gläser mit McClouds Fingerabdrücken waren die perfekte Ergänzung.
Faris fühlte sich schon viel besser. All die aufgestaute Frustration der vergangenen Monate hatte er hiermit abreagiert. Die Tiefkühlpizzas, Eisdosen, Steaks und Plastiktüten mit verschiedenen Entspannungsdrogen tauten auf dem blutigen Küchenboden zu einem matschigen Brei.
Sein Handy vibrierte. Marcus. Faris’ Herzschlag beschleunigte sich, als er die Hand aus dem blutigen Plastikhandschuh zog. Wenn Marcus wüsste, was er vorhatte, würde er vor Wut platzen. Ganz gleich, wie vorsichtig Faris zu Werke ging, Marcus beharrte darauf, seine Morde persönlich zu dirigieren.
»Ja?«, meldete er sich.
»Ich habe einen neuen Auftrag für dich«, informierte Marcus ihn.
Tränen der Erleichterung stiegen ihm in die Augen. Dieses Mal rief er nicht an, weil er ihn bestrafen wollte. Zumindest noch nicht. »Ich bin jederzeit einsatzbereit«, antwortete er.
»Driscoll ist aus dem Rennen. Priscilla hat einen neuen Laborleiter. Er trifft heute Abend in Seattle ein. Hörst du auch zu?«
»Ja, natürlich«, versicherte Faris ihm. »Sag mir, worum es geht, dann werde ich es wiederholen.«
»Gut«, murmelte Marcus. »Ausgezeichnet, Faris.«
Marcus erklärte ihm, was er brauchte. Faris speicherte jedes Wort ab, so wie er es in den Gedächtnisübungen gelernt hatte, mit denen sie sich die Zeit vertrieben hatten, als er noch ein Kind gewesen war. Marcus hatte Faris beigebracht, wie man seine Aufnahmefähigkeit verbesserte. Er hatte Elektroschocks benutzt, wann immer Faris sich damals vergesslich zeigte, aber heute brauchte er keine Stromstöße mehr, um sich zu erinnern. Als Marcus zu Ende gesprochen hatte, wiederholte Faris jedes einzelne Detail.
»Du musst sofort nach Hause kommen«, sagte Marcus abschließend. »Wir müssen einen Gang zulegen. Priscilla verlässt noch diese Woche die Stadt, und sie will dich unbedingt wieder in deinem Würgehalsband sehen.«
»Dieses Biest«, grummelte Faris. »Warum lässt du mich nicht einfach …?«
»Weil mein Plan weitaus profitabler ist«, unterbrach Marcus ihn streng. »Denn er sieht vor, Priscilla zu vernichten und dabei mehrere Hundert Millionen Dollar Profit zu machen. Denk in einem größeren Kontext, Faris. Du bist zu einseitig fokussiert.«
Faris musterte den blutbespritzten Gummihandschuh. Er kicherte. »Ja, vermutlich. Trotzdem würde ich sie zu gern zum Bluten bringen.«
»Hast du etwa wieder zum Vergnügen und ohne Erlaubnis gemordet, Faris?«, fragte Marcus argwöhnisch.
Faris versank tiefer in seinem voluminösen Plastikregenmantel. Marcus wusste es immer. In manchen Nächten lag Faris wach und zerbrach sich den Kopf, ob sein Bruder ein Gedankenleser war. Allwissend. Wie der Weihnachtsmann, der seine Liste schrieb und sie doppelt prüfte, und immer war Faris der ungezogene Junge. Immer wurde er bestraft.
Er holte Luft und hielt den Atem an, um nicht zu winseln – ein alter Trick aus seiner Kindheit. »Ich bin vorsichtig.«
»Vorsicht ist nicht genug. Ich feile seit Jahren an diesem Plan. Erinnere dich an all die Zeit und das viele Geld, das hineingeflossen ist, wenn du das nächste Mal zu einem deiner selbstsüchtigen Streifzüge aufbrichst.«
Faris’ Mordeuphorie verflog, als er den Tadel in Marcus’ Stimme hörte. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich ängstlich wie ein kleiner Junge.
»Das sollte es auch. Da wir gerade beim Thema sind, hast du inzwischen Fortschritte bei dieser Callahan-Braut gemacht?«
»Ich beobachte sie«, erwiderte Faris hastig. »Ich verfolge einen Plan.«
»Du hast sie noch nicht in deiner Gewalt?« Marcus sprach jetzt in diesem
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