Blick in Den Abgrund -3-
weichen Ton, der Faris die Eingeweide zerriss. »Faris, du bist ein Idiot. Wenn wir diesen Abdruck nicht bekommen, bevor Priscilla abreist, dann weißt du, was die Folge sein wird. Versagen.«
»Versagen ist inakzeptabel.« Faris klang wie ein Roboter.
»Schnapp sie dir heute Nacht, entweder bevor oder nachdem du dich um Haight gekümmert hast. Mir ist es gleich, solange du sie nicht entwischen lässt wie eine streunende Katze, so wie beim letzten Mal. Dann bring sie zu mir. Unverzüglich.«
»Heute Nacht«, wiederholte Faris gehorsam. »Ich werde nicht versagen. Ich hole sie.«
»Sollte ich heute Nacht nicht Callahans Stimme aus deinem Handy hören, werde ich daraus schließen, dass du für diesen Auftrag nicht geeignet bist. Ich habe bereits LeRoy und Karel mobilisiert. Sie werden das Callahan-Problem lösen, falls du es nicht kannst. Sie ist sehr schön, nicht wahr? Sie werden sich darum reißen, ihren Teil beizutragen, um sie zur Zusammenarbeit zu bewegen. Besonders Karel, dessen bin ich mir sicher. Er ist ein Mann mit Geschmack, nicht wahr?«
Der Gedanke, dass diese schmutzigen, verabscheuungswürdigen Gorillas ihre haarigen Pfoten an seinen Engel legen könnten, versetzte Faris in Panik. »Aber das kannst du nicht tun! Karel und LeRoy sind …«
»Widersprich mir nicht!«, wies Marcus ihn zurecht. »Und jetzt mach dich an die Arbeit!«
Die Handyverbindung brach ab. Faris würgte die Galle runter, die ihm hochgestiegen war. Er schaukelte vor und zurück, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er den Geschmack in seinem Mund wahrnahm. Bitter, metallisch. Blut und Plastik.
Sein blutiger Daumen, noch immer von dem Plastikhandschuh umhüllt, steckte in seinem Mund. Er nuckelte daran.
12
Margot stellte fest, dass sie auf ihrem Hinterteil saß. Ihr Kopf drehte sich, als säße sie in einer Achterbahn auf dem Jahrmarkt des Schreckens und raste durch einen Looping nach dem anderen. Der goldene Anhänger schaukelte träge hin und her. Funkelte. Kreiselte. Tanzte im Luftzug zu der hohl klimpernden Horrorfilmmusik ihres Windspiels.
»… ist mit dir, Margot? Komm, atme! Was hat es mit dieser Halskette auf sich?« Davys Stimme durchdrang das tosende Meer in ihren Ohren.
Sie griff nach seiner Hand, und er schloss seine langen, warmen Finger fest um ihre. »Ich habe das Ding heute an einen Pfandleiher verkauft.« Ihre Stimme war ein leises Krächzen. »Vor meinen Aerobickursen. Für sechzig Dollar. Der Typ hat mich über den Tisch gezogen, aber ich hätte ihn praktisch dafür bezahlt, es mir abzunehmen.« Sie versuchte zu schlucken. Ihre Kehle war eng und trocken. »Es verfolgt mich.«
Davy beobachtete, wie sie sich auf die Füße hochkämpfte. Sie streckte die Hand aus, um das abscheuliche, hypnotische Schwingen zu stoppen, aber Davy hielt sie davon ab.
»Es könnten Fingerabdrücke darauf sein«, warnte er sanft. »Berühr es nicht!«
Sie zog die Hand zurück. Davy legte den Arm um ihre Taille, und sie lehnte sich dankbar gegen ihn.
»Warum verabscheust du diese Kette, Margot?«
»Lange Geschichte«, wisperte sie.
»Darauf wette ich. Die Zeit ist reif, sie mir zu erzählen.«
Margot durchbohrte mit ihrem Blick die pechschwarze Dunkelheit jenseits des Lichtkegels, den die Glühbirne auf ihrer Veranda erzeugte. »Er könnte uns beobachten.«
Davy zog sie ins Haus und schloss die Tür. »Nur damit ich das richtig verstehe. Du hast die Halskette heute versetzt. Dein heimlicher Verehrer hat sie ausgelöst und an dein Windspiel gehängt. Stimmt das so weit?«
Sie nickte. Ihre Zähne klapperten.
»Also haben wir eine Spur«, fuhr er fort. »Das ist eine gute Nachricht. Allerdings wird das Pfandhaus inzwischen geschlossen haben. Wir werden uns morgen mit dem Besitzer unterhalten müssen.«
»Ich glaube, ich habe seine Handynummer«, sagte Margot. »Er hat sie auf die Quittung geschrieben, als er versucht hat, mit mir zu flirten.« Sie durchsuchte ihre Jeanstasche und förderte einen zerknüllten Beleg zutage. Bart Wilkes war draufgekritzelt, darunter eine dick unterstrichene Handynummer.
Davy zog sein Handy heraus und gab die Nummer ein. Margot streckte ihm die Hand entgegen. »Er wird eher mit mir sprechen als mit dir.«
Er überließ ihr das Telefon ohne Widerrede. Sie lauschte, wie es klingelte. Zehn-, zwölf- … achtzehnmal. »Er geht nicht ran.«
»Lass uns im Telefonbuch nachsehen. Es dürfte im Großraum Seattle nicht viele Männer mit dem Namen Bart Wilkes geben.«
Er war im Telefonbuch
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