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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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gegen die Wand prallte und gegen ihn taumelte.
    Er brachte sie ins Gleichgewicht, stützte sie von hinten ab und schaute in die Küche.
    Es war grauenvoll. Der Mann, von dem er annahm, dass es sich um Bart Wilkes handelte, lag auf dem schmutzigen Linoleumboden, sein schlaksiger Körper in Embryonalstellung zusammengekrümmt. Überall um ihn herum war Blut verschmiert – großflächige, geschwungene Bahnen, als hätte er sich hin und her gewälzt und dabei mit den Armen gerudert. Eine blutbesudelte Hand war zu einer verzweifelten, flehentlichen Geste in die Luft gereckt. Seine Finger waren zu steifen Klauen verkrümmt. Die Augen weit aufgerissen, das Gesicht grau, der Mund zu einer Grimasse der Qual erstarrt. Dunkles Blut, das ihm aus Nase und Mund floss, sammelte sich unter seinem Kopf zu einer Lache.
    »Ist das der Pfandleiher?«, fragte Davy.
    »Ja«, wisperte sie. »Der arme, arme Mann.«
    Er ging neben Wilkes in die Hocke und legte eine Fingerspitze an seinen Hals. Kein Puls – nicht, dass er einen erwartet hätte. Wilkes war zweifellos tot, wenngleich er noch nicht kalt war. Davy blickte sich in der schmuddeligen Küche um. Das Telefon war aus der Wand gerissen. Der Hörer lag, noch immer piepend, ein kurzes Stück von dem Mann entfernt. Er hatte versucht, Hilfe zu rufen. Das arme Schwein!
    Es drängte ihn, den Leichnam unter dem weiten, blutdurchtränkten Hemd zu untersuchen, um herauszufinden, welche Wunden die Blutung verursacht hatten, aber er behielt seine Hände bei sich. Das war Sache der Cops. Die beste Methode, um eine funktionierende Arbeitsbeziehung zu der örtlichen Polizeibehörde aufrechtzuerhalten, bestand darin, ihnen nicht auf die Zehen zu treten.
    »Lass uns von hier verschwinden«, sagte er. »Das sieht nach einem Tatort aus.«
    Ohne Protest folgte sie ihm, eine Hand auf ihren Mund gepresst, hinaus zum Wagen. Nachdem er seinen Anruf bei der Polizei getätigt hatte, tippte sie ihn auf den Arm. »Wie wollen wir rechtfertigen, dass wir im Haus waren?«
    »Das werden wir nicht«, erwiderte er knapp. »Wir haben ihn durch das Küchenfenster gesehen, als wir zur Hintertür gegangen sind, um zu klopfen. Niemals würden wir unerlaubt ein fremdes Haus betreten. Auf gar keinen Fall. Wir doch nicht.«
    Sie verzichtete auf eine spitze Antwort, was ungewöhnlich für sie war. Er drehte ihr Gesicht ins Licht der Straßenlaterne. Ihre Lippen waren bläulich verfärbt und zitterten, ihre Augen schimmerten glasig. Sie war fix und fertig, am Ende mit den Nerven.
    »Steig in den Wagen.« Sein Ton war nun sanfter. »Ich werde mich darum kümmern.«
    Wie es in solchen Fällen meist war, dauerte es eine Weile, bis die Polizei am Tatort erschien, aber Davy kannte und mochte die beiden Beamten. Er erzählte ihnen, dass er vorbeigekommen sei, um Wilkes zu fragen, ob kürzlich ein gewisses gestohlenes Schmuckstück durch seine Hände gewandert sei, und sie kauften ihm die Geschichte ab. Immerhin beruhte sie auf der Wahrheit. Davy war mit seinem Pokerface ein guter Lügner, wenn es darauf ankam, trotzdem mochte er es nicht. Auch keine Halbwahrheiten.
    Er war froh, als sie endlich an seinem Haus ankamen. Mikey tapste aufgeregt winselnd neben ihnen her, als er Margot hineinbrachte. Er wickelte sie in eine Decke und kochte ihr einen Tee, in den er viel Milch und Zucker rührte. Er schloss ihre Hände um die Tasse und verstärkte ihren Griff mit seinen, als sie ein wenig Tee verschüttete. »Versuch, etwas davon zu trinken.«
    Aber ihre Hände zitterten zu sehr. Mit einem entschuldigenden Seufzen stellte sie die Tasse auf den Tisch. »Glaubst du an Flüche?«
    Er ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. »Hängt davon ab, wie man Fluch definiert«, überlegte er. »Eines steht jedoch fest: Ich glaube nicht an Zufälle.«
    Mikey schnupperte an Margots Knie. Als sie nicht reagierte, wandte er sich Davy zu und stemmte mit hoffnungsvollem Blick die Vorderpfoten aufs Sofa. Dieses opportunistische Schlitzohr! Davy betrachtete das feine schwarze Fell und seine hellgrauen Möbel.
    »Träum weiter, Kumpel«, brummte er.
    Mikey schien nicht überrascht zu sein, denn er nahm die Pfoten runter und machte es sich mit einem gutmütigen, resignierten Seufzer quer über Davys Füßen bequem. Davy fasste nach unten und streichelte über die rasierten Stellen, wo die Stiche von Mikeys Kampfwunden noch immer sichtbar waren. Mikey leckte ihm zum Dank die Hand. In seinem Kopf formte sich langsam ein Gedanke. »Margot? Sagtest du nicht, der

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