Blick in Den Abgrund -3-
dem Sofa und dem Couchtisch auf die Knie. Er drängte ihre Beine auseinander und legte die Hände um ihren Po, um sie näher an sich heranzuziehen. Ihre Beine umschlangen ihn, ihre Arme taten das Gleiche.
Er legte die Hände an ihre Taille und vergrub das Gesicht an ihrem Busen. Ihre Kurven schmiegten sich perfekt an seinen Körper. Seine Brust fühlte sich weich und instabil an. Er wagte es nicht, im Glas der Vitrine oder des Fernsehschirms einen Blick auf sein Gesicht zu riskieren.
Margot kuschelte sich an ihn und hielt ihn so fest, dass ihre Muskeln vor Anstrengung zitterten. Sie vibrierte in seinen Armen, presste ihr Gesicht an seine Haut und bedeckte seine Halsbeuge und seine Schulter mit köstlichen zarten Küssen. Er genoss es in vollen Zügen und wollte, dass sie niemals aufhörte.
Schließlich entspannte sie sich. Ihr Kopf ruhte schwer an seiner Schulter. Er hob sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer, wo er sie vorsichtig aufs Bett legte und zudeckte. Dann setzte er sich auf den Stuhl daneben. Er war mit seiner chronischen Insomnie gut genug vertraut, um zu wissen, dass er in dieser Nacht keinen Schlaf finden würde. Jede Zelle seines Körpers war hellwach und pulsierte vor Energie.
Ebenso gut konnte er sich in sein Büro zurückziehen, den Computer hochfahren und die Zeit nutzen, doch er ertrug den Gedanken nicht, Margot aus den Augen zu lassen. Es gab keinen geschützteren Ort als sein Bett, doch das hieß nicht viel. Er wusste schon seit seinem zehnten Lebensjahr, dass es keinen absolut sicheren Ort gab. Dinge zerrannen, Dinge verschwanden, Dinge wurden gestohlen. Ohne Warnung, ohne Regeln, ohne Gesetze.
Bart Wilkes’ mysteriöser Tod ging ihm an die Nieren. Das in Kombination mit Margots blutrünstiger Schauergeschichte war genug, um ihn die ganze Nacht Wache halten zu lassen, rätselnd und grübelnd.
Das Schicksal hatte sie dazu bestimmt, in seinem Bett zu landen, und dort würde sie bleiben. Diese Welt war heute Nacht voller Monster. Er würde kein Risiko eingehen.
13
Faris lenkte seinen Wagen durch das noble Highland-Park-Viertel. Die Adresse, die Marcus ihm gegeben hatte, gehörte einer Dr. Nosomi Takeda – einer sechsundvierzigjährigen Zellbiologin japanischer Abstammung, die an der Universität von Washington forschte und lehrte.
Er war froh, etwas zu tun zu haben, denn wenn er an Marcus’ Zorn dachte, konnte er seine Körperfunktionen kaum unter Kontrolle halten. Er hatte Margaret verloren. Schon wieder. Der GPS-Sender an ihrem Wagen hatte angezeigt, dass sie heimgefahren war, aber ihr Haus war verlassen und dunkel gewesen.
Wie ein Berserker war er durch die leeren Räume ihrer armseligen Bleibe getobt, hätte dabei um ein Haar seine Fäuste durch die dünnen, wasserfleckigen Wände gerammt, aber er wusste, dass er seine Hände bald zu einem besseren Zweck einsetzen musste. Er sollte sie sich besser nicht verletzen.
Sein roter Engel war in McClouds Falle getappt. Sie war schwächer, als er angenommen hatte. Er war maßlos enttäuscht. Verletzt und angeekelt, weil sie nicht länger rein für ihn war. Ihre Liebe war befleckt worden. Diese strahlende Perfektion, die ihn verwandelt hatte, konnte nie wiederhergestellt werden. Zudem war die kreischende Leere in seinem Inneren, von der er geglaubt hatte, sie wäre von ihrer Liebe erfüllt, wieder zu ohrenbetäubender Lautstärke angeschwollen. Er musste sie zum Verstummen bringen. Er musste.
Faris kannte nur eine Methode, um das zu erreichen.
Er parkte ein paar Blocks von Dr. Takedas Haus entfernt und näherte sich ihm auf leisen Sohlen. Es lag abgeschieden, und die Bäume erzeugten kreisförmige Schatten, die ihm gerade recht kamen. Er schlich sich lautlos heran und achtete dabei sorgsam auf potenzielle Alarmvorrichtungen oder Hunde. Nichts. Diese Idioten! Sie verdienten, was sie bekamen.
Er befestigte die Infrarotkamera an der Teleskopstange und schlängelte sie behutsam zwischen den Zweigen der Kiefern hindurch, bis er einen guten Blick auf die im Obergeschoss liegenden Schlafzimmer bekam. Er fand das Hauptschlafzimmer auf Anhieb. Zwei Körperumrisse im Bett. Gut.
Die Hintertür, die zur Küche führte, war mit einem einbruchsicheren Schloss und einem Schließriegel samt Kette versehen, aber er hatte die Sperrpistole ohnehin nicht benutzen wollen. Sie war zu laut. Er brauchte nur wenige Sekunden, um sein maßgefertigtes Multifunktionswerkzeug unter der Tür durchzuschieben, es auszufahren, die Schlösser von der
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