Blick in Den Abgrund -3-
verglichen mit davor.«
Er ließ ein missbilligendes Grunzen hören.
»Nein, wirklich«, beharrte sie. »Ich bin nicht nur vom Pech verfolgt. Sieh dir doch nur Mikey an. Einen so besonderen Hund musst du mir erst mal zeigen.«
Als Mikey seinen Namen hörte, sprang er hoch und legte die Pfoten auf Margots Knie. Davy guckte ihn an. »Die Herausforderung nehme ich lieber nicht an.«
»Klug von dir.« Margot imitierte seinen kühlen, distanzierten Tonfall. »Wirklich sehr klug.«
»Lass uns zum Thema zurückkehren«, schlug Davy vor. »Du hast dieses Stalker-Problem jetzt wie lange, seit zwei Wochen? Was hast du in letzter Zeit getan, das anders war als in den vergangenen Monaten?«
»Ich habe mir ein paar gefälschte berufliche Referenzen gekauft«, gestand sie. »Aber sie lauten nicht auf meinen echten Namen. Ich habe einen Job in einem Grafikatelier in Belltown ergattert, nur ist das Gebäude zehn Tage später abgebrannt. Es passierte, gleich nachdem ich … oh mein Gott!«
»Es waren deine Referenzen«, folgerte er. »Damit hast du eine rote Flagge geschwenkt.«
»Aber ich benutzte nie meinen alten Namen«, protestierte sie.
Er schüttelte den Kopf, ließ den Motor an und fuhr los, um ihr die Zeit zu geben, sich an diese neue Erkenntnis zu gewöhnen.
»Ich begreife es einfach nicht«, sagte sie verzweifelt. »Ich bin niemandem auf die Füße getreten. Ich habe nichts verbrochen. Ich bin weder wohlhabend noch einflussreich. Ich habe auch keinen Mikrochip mit einem Code in meinen Zähnen implantiert, mit dem ich den Planeten in die Luft jagen könnte. Ich entwerfe Websites. Mehr nicht. Warum sollte ich in diesem Ausmaß Aufmerksamkeit erregen? Ich bin nichts Besonderes.«
»Für mich macht es vollkommen Sinn.«
Ihr Kopf fuhr herum. »Was soll das heißen?«
»Ich denke über dich nach, seit ich dich das erste Mal sah. Du brauchst keinen Mikrochip in den Zähnen, um aufzufallen.«
Sie leckte über ihre trockenen, geschwollenen Lippen. »Oh«, flüsterte sie.
»Ich kann dir aus persönlicher Erfahrung sagen, dass es keinen sachlichen Grund geben muss, warum dieser Typ auf dich fixiert ist. Du allein, Margot Vetter, bist Grund genug.«
Ein paar Minuten wollte ihr einfach keine Antwort einfallen. »Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt für etwas bedanken soll, das mir wie ein abstruses, völlig durchgeknalltes Kompliment vorkommt, oder ob ich mich gleich übergeben muss.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Bitte, übergib dich nicht in meinem Wagen!«
Sie fing an zu kichern. »Oh Gott! Wieso lache ich? Das ist nicht witzig. Und es leuchtet mir noch immer nicht ein. Wozu spielt er auf diese Weise mit mir? Er könnte mich jederzeit einfach schnappen oder töten. Es gibt niemanden, der ihn aufhalten könnte.«
»Jetzt schon.«
Margot wandte den Blick ab. Sie war noch nicht bereit, dieses warme, hoffnungsvolle Gefühl, das sich in ihrer Brust ausbreitete, zuzulassen. Es war gefährlich. Wie alles in ihrem Leben konnte es sich jederzeit ins Gegenteil verkehren und sie zerfleischen.
»Hast du dich von einem Arzt untersuchen lassen?«, fragte er vorsichtig.
»Ja, natürlich. Es gab keinen Hinweis auf eine Vergewaltigung, trotzdem fühle ich mich vergewaltigt. Ich weiß nicht, was passiert ist, als ich bei ihm war. Ich weiß nicht, was ich getan habe oder was mit mir angestellt wurde. Ich weiß nicht, wie ich mich währenddessen gefühlt habe. Ich hasse diesen Gedanken. Er macht mich krank – und hilflos.«
Er steuerte den Pick-up in den Schatten einiger Bäume und ergriff ihre Hand. »Was immer in diesem Motelzimmer vorgefallen ist, du hast dein Bestes gegeben«, tröstete er sie. »Du bist dir selbst treu geblieben. Darauf würde ich alles verwetten.«
Eine Sekunde lang bekam sie kaum Luft. Sie versuchte zu lachen, doch es kam nur ein atemloses Keuchen heraus. »Mann. Du bist gut, Davy. Da denke ich, ich hätte es mit Mr Obercool zu tun, und wie aus heiterem Himmel sorgst du dafür, dass mir die Knie weich werden. Ist das irgendeine teuflische Masche, um Frauen aus dem Gleichgewicht zu bringen? Lernt man das in der Schule für Männer?«
Er massierte ihre Finger. »Nein. Ich habe es mir selbst beigebracht.«
Sie starrte ihre Hand in seiner an. »Seit damals konnte ich mir nicht mehr vorstellen, je wieder mit einem Mann zusammen zu sein«, murmelte sie. »Ich habe mich auf HIV und jede erdenkliche Geschlechtskrankheit testen lassen, aber man sagte mir, dass alles in Ordnung sei. Zumindest aus medizinischer
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