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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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dass mein Bruder einen Herzinfarkt erlitten hatte. Er kam mit einem Kaffee vorbei, doch als er den Polizisten vor Robbies Zimmer sah, wusste er, dass an der Geschichte mehr dran war. Ich erzählte ihm, was geschehen war, und er blieb bei mir und blätterte in einer Zeitschrift, während ich hin und her lief. Meine Gedanken kreisten im Takt mit meinen Schritten. Wird Robbie es schaffen? Geht es Lisa gut? Was passiert gerade in der Kommune?
    Der Arzt kam, um noch einmal mit mir zu reden. »Sieht so aus, als sei eine seiner Arterien verengt. Wir müssen ihm morgen früh einen Stent einsetzen. Wenn alles gutgeht, können Sie ihn morgen Abend besuchen, und in ein paar Tagen kann er wieder nach Hause.« Ehe der Arzt ging, fügte er hinzu: »Wahrscheinlich hatte er schon eine ganze Weile Probleme mit dem Herzen – er hatte Glück, dass Sie gerade bei ihm waren.«
    Als er gegangen war, legte ich die Hand auf mein eigenes Herz und ließ mich in einen Sessel sinken.
    Kevin drückte sanft meine Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Anderson ist einer der besten Kardiologen im Land.«
    Ich lächelte ihn an. »Danke. Und danke, dass du hier mit mir rumsitzt.«
    »Natürlich. Möchtest du noch einen Kaffee?«
    »Nein danke. Du hast doch bestimmt Termine. Ich will dich nicht aufhalten. Ich bin wahrscheinlich noch eine Weile hier.«
    Er nickte, sagte jedoch: »Ich kann meine Termine verlegen. Es macht mir nichts aus zu bleiben.«
    »Nein, bitte. Wirklich, ich komme gut allein zurecht.«
    Er schaute auf die Zeitschrift in seiner Hand, blätterte ein paar Seiten mit dem Daumen durch und sagte: »Als du mir erzählt hast, was passiert ist, bekam ich Angst.«
    »Es geht mir gut. Ein wenig angeschlagen, aber das wird schon wieder.«
    »Ich weiß, aber dadurch ist mir etwas klargeworden.«
    »Was?«
    »Ich möchte nicht noch einmal einen geliebten Menschen verlieren, aber ich möchte in meinem Leben noch einmal eine Beziehung haben. Ich glaube, das Risiko lohnt sich. Ich glaube, du bist das Risiko wert.«
    »Es tut mir leid, Kevin, aber ich habe es dir schon einmal gesagt. Das ist nicht das, was ich im Moment will.«
    »Du hast es mir gesagt, aber ich bin nicht sicher, ob es stimmt.«
    »Es ist wahr.« Wie sahen einander einen Moment an, dann wandte ich den Blick ab. »In den letzten vierundzwanzig Stunden ist so viel passiert. Ich brauche Zeit für mich, um in Ruhe über alles nachzudenken.«
    »Natürlich. Falls du mich brauchst …«
    »… weiß ich, wo ich dich finde.« Ich sagte es mit einem Lächeln, aber die Botschaft war eindeutig.
    Er warf die Zeitschrift auf den Stuhl, schenkte mir ebenfalls ein Lächeln und ging in Richtung Fahrstuhl. Nachdem er verschwunden war, nahm ich seine Zeitschrift und blätterte selbst darin herum, dann hielt ich inne und sah den Kaffee an, den er mir gebracht hatte und der mittlerweile kalt war. Ich dachte über sein Angebot nach. Ich hatte einen frischen Kaffee gewollt, wollte seine Gesellschaft, und trotzdem hatte ich nein gesagt. Was war nur mit mir los? Warum hatte ich so ablehnend auf seine freundlichen Angebote reagiert?
    Dann dachte ich an Francine, eine traurige, alte Frau, die einsam über die Korridore wanderte und mit Menschen aus ihrer Vergangenheit sprach. Ein Leben, verbracht mit vielen Freunden und Reisen und einer erfolgreichen Karriere, doch jetzt war niemand mehr da, der an ihrer Seite saß.

36. Kapitel
    Abends rief die Polizei an. Sie hatten Aaron auf Marys Farm verhaftet, ihn aber wegen seiner Schussverletzung ins Krankenhaus gebracht. Er hatte eine Menge Blut verloren und lag im selben Krankenhaus wie Robbie, mit einem bewaffneten Wachposten vor der Tür. Daniel und Joseph waren entkommen. Ohne richterliche Erlaubnis durfte die Polizei die Kommune nicht durchsuchen, und im Moment hatten sie nicht genügend Beweise, dass einer der beiden sich dort versteckte.
    Im Moment baten sie die Behörden in anderen Ländern, nach Joseph und Daniel Ausschau zu halten, für den Fall, dass sie zu einer der ausländischen Kommunen flüchteten. Mary war ebenfalls verhaftet worden, aber sie verweigerte die Aussage, vermutlich, um trotz allem ihren Sohn zu schützen. Sie gab lediglich zu, dass er mit ihrem Wagen geflohen war, nachdem Joseph den Truck genommen hatte.
    Am nächsten Morgen wurde Robbie operiert. Ich arbeitete nicht, versuchte aber, mich im Krankenhaus zu beschäftigen, so dass ich in der Nähe war, falls irgendetwas schiefging. Endlich piepte Dr. Anderson mich an, dass Robbie im

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