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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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Frühlingsluft ließ mich frösteln, und ich drehte die Heizung höher. Ich fuhr langsam, damit ich nicht mit dem Wagen auf der holperigen Straße aufsetzte, doch auch aus Angst vor den Gefühlen und Erinnerungen, die möglicherweise auf mich zukamen. Ich kam an der alten Kiesgrube vorbei und stieß an einer weiteren Kreuzung auf die Straße zur Burnt Bridge, der Verbrannten Brücke – so benannt nach einem Waldbrand, der die erste Brücke zerstört hatte. Ich bog links ab, und ein paar Meilen später war ich dort.
    Ich war mir nicht sicher gewesen, wie sehr der Wald das Gelände überwuchert haben würde, seit ich das letzte Mal mit meinem damaligen Freund hier gewesen war, oder ob ich die Zufahrt überhaupt wiederfinden würde. Doch das Holzschild mit den zum Licht greifenden Händen und dem Schriftzug River of Life in geschwärzten Buchstaben darunter hing immer noch an einer der großen Douglasfichten oben an der Einfahrt. Obwohl die Schnitzereien mittlerweile alt und verwittert waren, löste der Anblick einen leichten Angstschauder bei mir aus. Ich war überrascht, dass niemand das Schild abgenommen hatte. Hatte man es aus Respekt oder Angst nicht angerührt? Drei große Felsbrocken versperrten den Weg für Fahrzeuge. Ob es immer noch staatliches Kronland war? Die Leute von der Kommune hatten das Gelände damals besetzt.
    Ich hielt am Straßenrand an. Selbst bei geschlossenen Fenstern war der Fluss laut, angeschwollen von der Schneeschmelze. Ich holte tief Luft und stieg aus meinem Wagen, froh, dass ich mich heute Morgen für flache Schuhe und Jeans entschieden hatte. Die ganze Woche über hatten wir Sonnenwetter gehabt, doch es war immer noch kalt, vor allem in der Nähe des Waldes, wo die Feuchtigkeit mir in die Knochen kroch. Ich schlang meinen Schal um den Hals und nahm meine Handschuhe aus dem Auto, ehe ich den schmalen Sandweg einschlug, der den Hügel hinunter zum Fluss und zur Kommune führte.
    Anders als bei manchen Motorradpisten war es offensichtlich, dass dieser Weg seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Gras und Schösslinge wucherten bis zur Mitte. Vom Wald mit den alten Bäumen ging etwas Geisterhaftes aus, ein moosbedeckter Baumstumpf neigte sich zur Seite wie eine gigantische, besiegte Bestie, alles war dunkel und schattig und still. Das unheimliche Gefühl wurde noch verstärkt durch das Wissen, dass ich ganz allein hier draußen war. Mitten in diese Gedanken drang das Geräusch eines Fahrzeugs, das auf der Straße über mir entlangfuhr. Ich drehte mich um, lauschte, ob es anhalten würde, doch es fuhr weiter. Ich setzte meinen Weg tiefer in den Wald hinein fort.
    Die Bäume – Douglasfichten, Hemlocktannen und Rotzedern – standen dicht und undurchdringlich, und es war totenstill. Als meine Kehle sich zuzuschnüren drohte, zwang ich mich, ein paarmal tief einzuatmen und mich auf die Schönheit der Natur, nicht auf die Angst zu konzentrieren. Das Unterholz zwischen den moosbedeckten Bäumen bestand aus hellen Farnen und einem dichten Gestrüpp aus Shallon-Scheinbeeren. Dieser Busch mit seinen dicken, glänzenden Blättern war im pazifischen Nordwesten weit verbreitet, und früher sammelten wir die dunkelblauen Früchte als Süßungsmittel. Die Farnspitzen würden sich bald aufrollen, und ich malte mir aus, sie wie früher mit Butter anzubraten, zusammen mit frischen Wildpilzen. Wir bereiteten auch Brennnesseln wie Spinat zu, und pflückten süße, kräftige Heidelbeeren für Kuchen und Marmeladen.
    Als ich auf die große Lichtung hinaustrat, stellte ich überrascht fest, dass viele der alten Gebäude noch vorhanden waren. Es gab Überreste von Lagerfeuern, rußgeschwärzte Baumstämme, hier und da Bierdosen und Zigarettenkippen, als hätte jemand eine Party gefeiert. Die Hütten waren baufällig, die Dächer eingesackt, die Fenster zerschlagen, und ein paar waren bereits vollständig zusammengebrochen. Der alte Schulbus war verschwunden. Nur eine verrostete Felge lehnte an einem Baum, von Einschusslöchern durchsiebt.
    Die Zäune waren ebenfalls zusammengefallen, die Pferche von Unkraut und Büschen überwuchert. Ich folgte dem Pfad durch das Camp und dachte daran, wie es hier einmal ausgesehen hatte. Dies hier gehörte zu meiner Geschichte, egal ob im Guten oder Schlechten. Dieser Ort hatte aus mir das gemacht, was ich heute war: Ich aß selten Fleisch, bevorzugte Bio-Lebensmittel, -Seifen und sonstige Waren, und ich liebte von der Natur inspirierten Schmuck und Kunst. Ohne Aaron und Joseph

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