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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Einigung gekommen. Es war ein Kompromiss, der eigentlich niemanden so richtig zufriedenstellte, aber auf jeden Fall war er besser als ein Krieg, der drohte, die chelgrianische Kultur auseinanderzureißen. Bedeutete Oberst Dimirjs Bemerkung, dass sich die Kultur irgendwie eingemischt hatte?
    »Nun ja, sie haben ihn beendet, wenn man es so sehen will.« Der Oberst beugte sich näher zu Quilan. »Wollen Sie wissen wie?«
    Quilan interessierte das eigentlich nicht besonders, aber es wäre unhöflich gewesen, sich das anmerken zu lassen. »Wie denn?«
    »Sie haben uns und den Unsichtbaren die Wahrheit gesagt. Sie haben uns gezeigt, wer der wahre Feind ist.«
    »Oh. Dann haben sie sich letztendlich doch eingemischt.« Quilan war immer noch verwirrt. »Und wer ist der wahre Feind?«
    »Sie. Die Kultur!«, sagte der Oberst und schlug wieder gegen Quilans Bett. Er richtete sich auf und nickte; seine Augen leuchteten. »Sie haben den Krieg beendet, indem sie zugaben, dass sie ihn überhaupt erst angefangen haben, so war das. Ah-ha.«
    »Ich begreife nicht ganz.«
    Der Krieg war ausgebrochen, als die frisch befreiten und mit allen Rechten versehenen Unsichtbaren ihre erst vor kurzer Zeit erworbenen Waffen gegen jene erhoben, die im alten, ihnen aufgezwungenen Kastensystem ihre Beherrscher gewesen waren.
    Neue äqualitarische Milizen waren als Folge der misslungenen Gardisten-Revolte geschaffen worden, als ein Teil der Armee nach der ersten äquilitarischen Wahl mit einem Putsch gescheitert war. Milizen und Gardisten sowie eine beschleunigte Ausbildung der ehemals niedrigen Kasten, damit sie den Befehl über die Mehrzahl der Marine-Schiffe übernehmen konnten, waren Bestandteil des Versuchs, Chels bewaffnete Kräfte zu demokratisieren und sicherzustellen, dass durch ein System eines ausgeglichenen Machtverhältnisses keine einzelne Abteilung der Streitkräfte die Macht im Staat an sich reißen konnte.
    Es war eine unvollkommene und teure Lösung, und sie bedeutete, dass mehr Leute als je zuvor Zugang zu Waffen mit verheerender Schlagkraft hatten, doch unter einer Voraussetzung würde sie funktionieren, dass nämlich niemand verrückt spielte. Doch dann tat Muonze, der Kastenpräsident der Kastrierten, genau dieses. Ihm schlossen sich gut die Hälfte jener an, die durch die Reformen am meisten gewonnen hatten. Wie konnte die Kultur irgendetwas damit zu tun haben? Quilan vermutete, dass der Oberst fest entschlossen war, es ihm zu erzählen.
    »Es war die Kultur, die dafür gesorgt hatte, dass dieser äqualitarische Idiot Kapyre vor Muonze zum Präsidenten gewählt wurde«, sagte Dimirj und beugte sich wieder über Quilan. »Ihre Finger waren ständig am Drücker. Sie versprachen den Parlamentariern die gesamte beschissene Galaxis, wenn sie für Kapyre stimmen würden; Schiffe, Habitate, technisches Knowhow, die Götter mögen wissen, was noch alles. Also kommt Kapyre, der gesunde Verstand verschwindet, außerdem verschwinden dreitausend Jahre Tradition wie auch das ganze System, dafür kommt ihre hoch gelobte beschissene Äquilität und dieser hodenlose Kretin Muonze. Und wissen Sie was?«
    »Nein. Was?«
    »Sie haben es geschafft, dass er gewählt wurde. Mit irgendeiner Taktik. Elementare Bestechung.«
    »Oh.«
    »Und was behaupten sie jetzt?«
    Quilan schüttelte den Kopf.
    »Sie behaupten, sie hätten nicht gewusst, dass er überschnappen würde. Es ihnen nicht in den Sinn gekommen sei, dass ein bisschen Äquilität – genau das, wonach diese Leute die ganze Zeit über geschrien hatten – ihnen doch nicht reichen würde, dass einige von ihnen vielleicht so dumm und bösartig sein könnten, sich rächen zu wollen. Es dämmerte ihnen nicht, dass ihre Freunde in der Scheißkaste möglicherweise eine Scharte auswetzen wollten, nein. Das würde keinen Sinn ergeben, wäre nicht logisch.« Der Oberst spuckte das letzte Wort beinahe aus. »Als uns also alles um die Ohren flog, bewegten sie ihre Schiffe und Militärs immer noch von uns weg. Hatten nicht die Mittel, um einzuschreiten, konnten neun Zehntel der Leute, die sie bezahlt und denen sie ihre Ideologie eingeflüstert hatten, nicht finden, weil sie inzwischen tot waren, wie Muonze, oder als Geiseln gehalten wurden oder sich versteckten.«
    Der Oberst lehnte sich wieder zurück. »Und der Bürgerkrieg war also eigentlich gar kein richtiger Bürgerkrieg, es war allein das Werk dieser Weltverbesserer. Offen gesagt, ich weiß nicht einmal, ob das die Wahrheit ist. Woher sollen wir

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