Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
wissen, ob sie wirklich so mächtig und fortschrittlich sind, wie sie behaupten? Vielleicht ist ihre Wissenschaft ein bisschen besser als die unsere, und sie bekamen Angst vor uns. Vielleicht haben sie alles so geplant, wie es dann gelaufen ist.«
    Quilan versuchte immer noch, all das in sich aufzunehmen. Nach einer Weile, während der Oberst dasaß und nickte, sagte er: »Nun, wenn es so wäre, dann würden sie es doch nicht plötzlich eingestehen, oder?«
    »Ha! Vielleicht wäre es ohnehin herausgekommen, deshalb haben sie versucht, so gut wie möglich dazustehen, indem sie alles zugeben.«
    »Aber wenn sie es sowohl uns als auch den Unsichtbaren gesagt haben, um den Krieg zu einem Ende zu bringen…«
    »Das läuft auf dasselbe hinaus; vielleicht waren wir im Begriff, es selbst herauszufinden. Sie haben das Beste aus einer schlechten Situation gemacht. Ich meine«, sagte Dimirj und klopfte mit einer Klaue gegen Quilans Bett, »können Sie sich vorstellen, dass sie tatsächlich die Unverschämtheit besaßen, uns gegenüber Zahlen, Statistiken zu nennen? Uns weiszumachen, dass so etwas kaum jemals geschieht, dass neunundneunzig Prozent oder so dieser ›Eingreifaktionen‹ nach Plan abgelaufen seien, dass wir einfach Pech gehabt hätten und dass es ihnen wirklich Leid tue und dass sie uns beim Wiederaufbau helfen wollen?« Der Oberst schüttelte den Kopf. »Die haben vielleicht Nerven! Wenn wir nicht die meisten unserer besten Leute in diesem wahnsinnigen Scheißkrieg verloren hätten, den sie verursacht haben, dann hätte ich nicht übel Lust, gegen sie einen Krieg zu beginnen!«
    Quilan sah den Oberst an. Der hatte die Augen weit aufgerissen und das Kopffell stand ihm zu Berge; wieder schüttelte er den Kopf. Quilan merkte, dass auch er selbst den Kopf vor Fassungslosigkeit schüttelte. »Ist das alles wahr?«, fragte er ungläubig. »Wirklich?«
    Der Oberst erhob sich, wie von seinem Zorn hochgerissen. »Sie sollten sich mal die Nachrichten anschauen, Quil.« Er blickte sich um, wie auf der Suche nach etwas, woran er seine Wut auslassen könnte, dann holte er tief Luft. »Das ist noch lange nicht das Ende, das sage ich Ihnen, Major. Keineswegs das Ende, noch lange, lange nicht.« Er nickte. »Bis später, Quil. Fürs Erste leben Sie wohl.« Beim Hinausgehen schlug er die Tür hinter sich zu.
    Also schaltete Quilan einen Bildschirm ein, zum ersten Mal seit Monaten, und stellte fest, dass sich alles ziemlich genau so verhielt, wie der Oberst gesagt hatte, dass die Geschwindigkeit der Veränderung in seiner Gesellschaft tatsächlich von der Kultur erzwungen worden war und sie nach ihrer eigenen Darstellung das geleistet hatte, was sie Hilfe nannten, was andere jedoch möglicherweise als Bestechung hätten bezeichnen können, mit dem Ziel, dass die Leute gewählt wurden, von denen sie glaubten, dass sie gewählt werden sollten; sie hatten geschmeichelt und gedeichselt und auch gedroht, um das zu erreichen, was sie für das Beste für die Chelgrianer hielten.
    Allmählich reduzierte die Kultur ihr Engagement und verringerte die Streitkräfte, die sie heimlich bis in die Nähe der chelgrianische Einflusssphäre und deren Siedlungsgebiet gebracht hatte, für den Fall, dass die Dinge falsch laufen sollten – als das Ganze auch schon ohne jede Vorwarnung auf eine spektakuläre Weise falsch lief.
    Sie benutzten die Entschuldigungen, die der Oberst angeführt hatte, obwohl es nach Quilans Ansicht auch einen Hinweis darauf gab, dass sie weniger an Spezies mit wilden Vorfahren gewöhnt waren als an andere und dass dies ein Grund dafür gewesen war, warum sie weder die katastrophale Verhaltensveränderung, die mit Muonze einsetzte und wie ein Wasserfall die wieder aufgebaute Gesellschaft überflutete, noch die plötzliche Wildheit, mit der sie hereinbrach, nachdem sie sich einmal Damm gebrochen hatte, vorausgesehen hatten.
    Er konnte es kaum glauben, doch er musste es glauben. Er sah viele Sendungen auf den Bildschirmen, er unterhielt sich mit dem Oberst und mit einigen anderen Patienten, die ihn neuerdings besuchten. Es war alles wahr. Alles.
    Eines Tages, am Tag bevor ihm gestattet wurde, zum ersten Mal das Bett zu verlassen, hörte er Vogelgesang im Gelände draußen vor dem Fenster. Er drückte die Knöpfe an der Armaturenkonsole des Bettes, damit es sich drehte und ihn hochhob, sodass er aus dem Fenster sehen konnte. Der Vogel war offenbar weggeflogen, aber er sah den mit einzelnen Wolken gefleckten Himmel, die Bäume

Weitere Kostenlose Bücher