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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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oder wenig Gewicht haben sollte, je nachdem, wie oft jemand dort gewesen war, und einen anderen, dass man für jeden dort verbrachten Tag eine Stimme erhalten sollte?« Der Avatar schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, praktizierte Demokratie kann eine unschöne Angelegenheit sein. Er verlor also diese Abstimmung, und meinem Vorfahr wurde auferlegt, die Fabrikation einzustellen, doch dann beschwerten sich die Leute, die nicht zur Abstimmung zugelassen gewesen waren, deshalb gab es einen neuen Wahldurchgang, und diesmal war die ganze Bevölkerung der Platte einbezogen, zusätzlich zu den Leuten, die schon mal im Becken gewesen waren.«
    »Und diesmal hat er gewonnen.«
    »Nein, auch diesmal hat er verloren. Die Bewahrerpartei leistete sehr gute PR-Arbeit, besser als die Partei der Mastenfreunde.«
    »Inzwischen hatten auch die einen Namen?«, fragte Kabo.
    »Natürlich.«
    »Die Geschichte läuft doch wohl nicht auf eine dieser idiotischen Streitigkeiten hinaus, die letztlich zu einer Abstimmung in der ganzen Kultur führen, oder?«, warf Ziller ein, der immer noch über seiner Karte brütete. Er hob den Blick zu dem Avatar. »Ich meine, so was gibt es doch nicht wirklich, oder?«, fragte er.
    »Doch, so was gibt es wirklich«, antwortete der Avatar. Seine Stimme klang dabei besonders hohl. »Öfter, als man glauben möchte. Doch nein, in diesem Fall ging der Zwist nie über die Jurisdiktion von Masaq’ hinaus.« Der Avatar runzelte die Stirn, als ob er in der gemalten Szene über sich etwas entdeckt hätte, das ihm nicht passte. »Oh, Ziller, übrigens, Vorsicht bei diesem Masten!«
    »Wie bitte?«, sagte der Chelgrianer. Er sah nach oben; der Mast auf dem Hügel war nur noch fünf Meter entfernt. »Ach du Scheiße!« Er ließ das Papier und das Vergrößerungsglas fallen und eilte zu den Hebeln, mit denen die Obersteuerung der Gondel bedient wurde.
    Oben ertönten ein Scheppern und Knirschen; der dicke Mast rauschte steuerbords vorbei. Seine Träger aus Schaummetall waren von Vogelkot gestreift und von Flechten überwuchert. Die Seilbahn lief bebend und ratternd über die ersten Rollen, während Ziller die Seile lockerte und die Segel lose flattern ließ. Die Gondel lief jetzt auf einer Art Ring um die Spitze des Mastes, von wo die anderen Streckenseile ausgingen; Windräder an der Spitze des Mastes trieben eine Kette an, die in den Ring eingelassen war und die Gondel im Kreis zog.
    Ziller betrachtete zwei hängende Metallplatten, die an ihnen vorbeizogen; sie trugen viele Schichten verblassender, abblätternder Farbe. Bei der dritten Platte schob er einen der Steuerungshebel nach vorn; die Räder oben an der Gondel kamen wieder zusammen, und mit dem Kreischen von Metall und einem plötzlichen Satz hüpfte sie auf das richtige Kabel, zunächst nur durch die Gravitation abwärts gleitend, bis Ziller an seinen Seilen zog und die Segel wieder straffte, um die schaukelnde, träge hüpfende Gondel über eine gebogene Seilstrecke zu einem anderen fernen Hügel zu führen.
    »Das wäre geschafft«, sagte Ziller.
    »Aber irgendwann konnte Mr. Latry seinen Willen dann doch durchsetzen«, hakte Kabo nach. »Wie man sieht.«
    »Wie man sieht«, pflichtete der Avatar bei. »Letztendlich hatte er genügend Leute mit der ausreichenden Begeisterung für den ganzen lächerlichen Plan auf seiner Seite. Die letzte Abstimmung schloss das gesamte Orbital ein. Damit die Bewahrer nicht ganz das Gesicht verloren, rangen sie ihm die Zusage ab, dass er keine weitere Wildnis zerstören würde, obwohl nichts darauf hindeutete, dass er überhaupt jemals dahingehende Pläne gehabt hatte.
    Also führte er sein Vorhaben weiter durch, setzte Masten, drehte Kabel und produzierte Seilbahngondeln, um sein Herzensanliegen zu befriedigen. Viele Leute halfen ihm; er musste getrennte Mannschaften mit jeweils ein paar Luftschiffen bilden, und einige gingen ihrer eigenen Wege, obwohl sie sich im Allgemeinen an einen übergeordneten Plan hielten, der von Latry ausgearbeitet worden war.
    Die einzige Unterbrechung kam während des Idiranischen Kriegs und – nachdem ich das Sagen hatte – in der schaladianischen Krise, als ich notgedrungen den Befehl erließ, dass alle verfügbare Produktionskapazität für den Schiffsbau und für militärische Projekte eingesetzt werden musste. Selbst da errichtete er noch Masten und drehte Kabel, indem er Eigenbaumaschinen benutzte, die einige seiner Anhänger hergestellt hatten. Als er endlich fertig war, sechshundert

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