Blicke windwärts
Bedingungen leben wie Sie, auf dem Massiv.«
»Schick ihn auf den Gipfel des Schutzwandkamms«, murmelte Ziller, wobei er das Vergrößerungsglas wieder in die Hand nahm.
»Würde Ihnen das etwas ausmachen?«, fragte der Avatar. »Sie sind zur Zeit ohnehin kaum dort.«
»Es ist trotzdem immer noch der Ort, wo ich an den meisten Abenden meinen Kopf zur Ruhe zu betten beliebe«, entgegnete Ziller. »Also, ja, es würde mir etwas ausmachen.«
»Dann soll ich ihm also ausrichten, dass es Ihnen lieber ist, wenn er nicht dorthin umzieht?«
»Ja.«
»Sind Sie sicher? Er hat nicht davon gesprochen, dass er gleich nebenan einziehen wolle, sondern irgendwo im Zentrum der Stadt.«
»Das ist mir immer noch zu nah.«
»Nabe…«, setzte Kabo an.
»Hmm«, sagte der Avatar. »Er sagt, er würde Sie gern stets darüber in Kenntnis setzen, wo er sich gerade aufhält, damit Sie nicht zufällig mit ihm zusammenrumpeln…«
»O verdammt!« Ziller warf die Karte beiseite und schob das Vergrößerungsglas in eine seiner Westentaschen. »Begreif doch! Ich will den Kerl nicht hier haben. Ich will ihn nicht in meiner Nähe haben, ich möchte ihm nicht begegnen, und ich möchte mir nicht nachsagen lassen, dass ich, selbst wenn ich es möchte, nicht um diesen Mistkerl herumkomme.«
»Mein lieber Ziller«, setzte Kabo an, dann verstummte er. Ich höre mich immer mehr wie Tersono an, dachte er.
Der Avatar nahm die Stiefel vom Polster und schwang in Sitzposition. »Niemand zwingt Sie, dem Kerl zu begegnen, Ziller.«
»Ja, aber es lässt auch niemand zu, dass ich weit genug von ihm weg bin, so weit, Wie ich es wünsche.«
»Sie sind jetzt sehr weit von ihm weg«, bemerkte Kabo.
»Und wie lange haben wir dafür gebraucht, um von dort nach hier zu gelangen?«, fragte Ziller. Sie waren an diesem Morgen mit einem Sub-Platten-Wagen angekommen; die ganze Reise hatte etwas mehr als eine Stunde gedauert.
»Hmmm, nun…«
»Ich bin praktisch ein Gefangener!«, schimpfte Ziller und breitete die Arme aus.
Das Gesicht des Avatars verzerrte sich. »Nein, das sind Sie nicht«, widersprach er.
»Aber ich könnte genauso gut einer sein. Ich hatte seit dem Erscheinen dieses Fieslings keine Gelegenheit, auch nur eine einzige Note zu schreiben.«
Der Avatar richtete sich mit beunruhigter Miene auf. »Aber Sie sind doch fertig mit…«
Ziller vollführte einen zornigen Handschwenk. »Alles ist vollständig. Aber im Allgemeinen lege ich bei so großen Werken ein paar kleinere Stücke nach, und diesmal war ich dazu nicht in der Lage. Ich fühle mich in meinem Schaffensdrang behindert.«
»Nun denn«, sagte Kabo, »wenn Sie vielleicht so oder so zum Kontakt mit Quilan gezwungen werden sollten, warum bringen Sie es dann nicht gleich hinter sich?«
Der Avatar stöhnte und räkelte sich wieder mit hoch gelegten Füßen auf die Polsterbank.
Ziller sah Kabo an. »So ist das also?«, fragte er. »Sie benutzen ihre rhetorischen Fähigkeiten dazu, mich davon zu überzeugen, dass ich dieses Stück Scheiße treffen soll?«
»Ihrem Ton nach zu schließen«, sagte Kabo mit polternder Stimme, »sind Sie nicht überzeugt.«
Ziller schüttelte den Kopf. »Überzeugung. Was ist vernünftig. Würde es mir etwas ausmachen? Habe ich etwas dagegen? Wäre ich beleidigt? Ich kann tun und lassen, was mir beliebt, aber das Gleiche gilt auch für ihn.« Ziller deutete wütend auf den Avatar. »Ihr Leute seid so höflich, dass es schlimmer ist als eine direkte Beleidigung. All dieser kratzfüßige, honigsüße Scheißdreck, dieses um einander herum Tänzeln, bitte nach Ihnen, nein, bitte nach Ihnen, nein, bitte nach Ihnen!«
Er fuchtelte mit den Armen, während seine Stimme sich zum Geschrei erhob. »Ich hasse diese hoffnungslose Erstarrung in beschissenen guten Manieren! Kann nicht mal jemand etwas tun?«
Kabo erwog, etwas zu sagen, doch er entschied sich dagegen. Der Avatar sah leicht überrascht aus. Er blinzelte ein paarmal. »Was denn zum Beispiel?«, erkundigte er sich. »Wäre es Ihnen lieber, der Major würde Sie zu einem Duell herausfordern? Oder einfach ohne viel Federlesens nebenan einziehen?«
»Ihr könntet ihn rausschmeißen!«
»Warum sollten wir das tun?«
»Weil er mich ärgert.«
Der Avatar lächelte. »Ziller«, sagte er.
»Ich fühle mich gejagt! Wir sind eine Spezies von Räubern; wir sind es gewöhnt, uns nur dann zu verstecken, wenn wir auf der Pirsch sind. Es entspricht nicht unserer Art, uns wie Beute zu fühlen.«
»Sie könnten sich
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