Blicke windwärts
nach Hause begeben«, schlug Kabo vor.
»Er würde mich verfolgen.«
»Sie könnten immer wieder umziehen.«
»Warum sollte ich? Mir gefällt meine Wohnung. Ich mag die Stille und den Ausblick, ich mag sogar einige der Leute. In Aquime gibt es drei Konzertsäle mit ausgezeichneter Akustik. Warum sollte ich mich von diesem Ort vertreiben lassen, nur weil Chel diesen militärischen Gepäckträger herschickt, damit er Gott weiß was anstellt?«
»Was meinen Sie mit ›Gott weiß was‹?«, fragte der Avatar.
»Vielleicht ist er nicht nur mit dem Auftrag hier, mich zur Rückkehr zu überreden. Vielleicht soll er mich kidnappen. Oder mich umbringen!«
»Aber, wirklich!«, sagte Kabo.
»Kidnappen ist unmöglich«, sagte Nabe. »Es sei denn, er hat eine Kriegsflotte mitgebracht, die ich übersehen habe.« Er schüttelte den Kopf. »Mord ist beinahe unmöglich.« Er runzelte die Stirn. »Ein Mordversuch ist immer möglich, nehme ich an, aber wenn Sie sich wirklich deswegen Sorgen machen, dann kann ich sicherstellen, dass bei einem möglichen Treffen zwischen Ihnen, wann immer es stattfinden sollte, ein paar Kampfdrohnen und Messerraketen und solches Zeug in der Nähe sind. Und natürlich können Sie gespeichert werden.«
»Ich werde keinesfalls«, sagte Ziller mit Nachdruck, »Kampfdrohnen und Messerraketen oder eine Speicherung benötigen. Weil ich ihn nicht treffen werde.«
»Aber er ärgert Sie offensichtlich schon allein dadurch, dass er hier ist«, stellte Kabo fest.
»Oh, merkt man das?«, fragte Ziller schnaubend.
»Wenn wir also davon ausgehen, dass ihn die Sache nicht irgendwann langweilt und er abreist«, fuhr Kabo fort, »dann täten Sie beinahe besser daran, in ein Treffen mit ihm einzuwilligen und das Ganze hinter sich zu bringen.«
»Hören Sie auf mit diesem Quatsch, ich soll ›es hinter mich bringen‹!«, schrie Ziller.
»Da wir gerade davon sprechen, wie schwierig es ist, manche Leute loszuwerden«, sagte der Avatar in gewichtigem Ton. »E. H. Tersono hat Ihren Aufenthaltsort herausgefunden und möchte gern auf einen Sprung vorbeikommen.«
»Ha!«, sagte Ziller; er drehte sich ruckartig um und blickte wieder zur Windschutzscheibe hinaus. »Ich entkomme dieser verdammten Maschine auch nicht!«
»Sie meint es gut«, sagte Kabo.
Ziller sah sich um, anscheinend wahrhaftig ratlos. »Ach ja?«
Kabo seufzte. »Ist Tersono in der Nähe?«, fragte er den Avatar.
Der nickte. »Er befindet sich bereits auf dem Weg hierher. In zehn Minuten wird er hier sein. Er ist im Anflug aus dem nächsten Tunnelhafen.«
Nicht nur die geografische Beschaffenheit machte das Rillenbecken zu einem Ödland; es gab auch nur einige wenige Sub-Platten-Zugangspunkte, und sie alle lagen in den Außenbezirken der Gegend. Wenn man also tief ins Innere der Ödnis gelangen wollte, und das schneller als mit Schrittgeschwindigkeit, dann musste man sich entweder des Seilbahnsystems bedienen oder fliegen.
»Was will er?« Ziller prüfte die Windströmung, dann lockerte er zwei Seile und straffte ein drittes, ohne wahrnehmbare Wirkung.
»Er will Ihnen einen Höflichkeitsbesuch abstatten«, erklärte der Avatar.
Ziller tippte auf eine an Kardanringen aufgehängte horizontale Skala. »Bist du sicher, dass dieser Kompass funktioniert?«
»Werfen Sie mir etwa vor, ich hätte kein lebensfähiges Magnetfeld?«, fragte Nabe zurück.
»Ich habe gefragt, ob das Ding funktioniert.« Ziller klopfte wieder auf das Instrument.
»Müsste eigentlich«, sagte der Avatar und verschränkte die Hände erneut hinter dem Kopf. »Allerdings handelt es sich dabei um eine sehr uneffiziente Weise der Richtungsbestimmung.«
»Ich möchte bei der nächsten Wende in den Wind drehen«, sagte Ziller und blickte nach vorn zu dem Hügel, dem sie sich näherten, mit dem Stummelmast auf der gestrüppbewachsenen Kuppe.
»Sie müssen den Propeller anwerfen.«
»Oh«, sagte Kabo. »Die Dinger haben Propeller?«
»Ein großes zweiblättriges Ding, das im hinteren Teil verstaut ist«, erklärte der Avatar; dabei deutete er mit einem Nicken nach hinten, wo zwei gewölbte Fenster einen breiten, mit Paneelen versehen Bereich umschlossen. »Batteriebetrieben. Müsste aufgeladen sein, sofern die Generatorventilatoren funktionieren.«
»Wie kann ich das prüfen?«, fragte Ziller. Er zog die Pfeife aus seiner Westentasche.
»Sehen Sie die große Skala rechts, gleich unter der Windschutzscheibe, mit dem aufleuchtenden Blitz-Zeichen?«
»Ah, ja.«
»Ist die Nadel
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