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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Kelche mit Glühwein. Sein Büro war ungefähr doppelt so groß wie Quilans Zelle und vollgestopft mit Papieren, Bildschirmen und den alten ausgefransten, fadengebundenen Werken, die die heiligen Bücher des Ordens waren. Der freie Raum reichte gerade noch, dass sie alle drei sitzen konnten.
    Generalin Ghejaline wärmte sich die Hände, indem sie sie um den Weinkelch legte. Ihre Mütze lag auf dem Schreibtisch neben ihr, ihr Umhang hing über der Rückenlehne des Sitzes. Sie hatten ein paar höfliche Worte über ihre Reise auf der alten Straße per Reittier gewechselt sowie kurz über ihre Rolle während des Krieges gesprochen, als sie für eine Raumartillerie-Sektion verantwortlich gewesen war.
    Fronipel ließ sich gemächlich in seinem zweitbesten Ringelpolster nieder – der beste war der Dame zugewiesen worden – und sagte: »Ich habe Generalin Ghejaline gebeten herzukommen, Major. Sie weiß über Ihren Hintergrund und Ihre Geschichte Bescheid. Ich glaube, sie hat Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
    Die Generalin sah so aus, als hätte sie es gern gehabt, wenn noch etwas mehr Zeit der Begründung ihres Besuches gewidmet worden wäre, sie zuckte jedoch anstandshalber die Achseln und sagte: »Ja, Major. Möglicherweise könnten Sie etwas für uns tun.«
    Quilan sah Fronipel an, der ihn anlächelte. »Und wen meinen Sie in diesem Fall mit ›uns‹, Generalin?«, fragte er. »Die Armee?«
    Die Generalin runzelte die Stirn. »Eigentlich nicht. Die Armee ist zwar involviert, aber hier handelt es sich streng genommen nicht um einen militärischen Auftrag. Man könnte es eher mit dem vergleichen, was Sie und Ihre Frau damals auf Aorme gemacht haben, wenn auch mehr vor Ort und auf einer ganz anderen Sicherheits- und Wichtigkeitsebene. Wenn ich sage ›wir‹, dann spreche ich ausschließlich von Chelgrianern, im Besonderen von jenen, deren Seelen sich gegenwärtig im Limbo befinden.«
    Quilan lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Und was erwartet man von mir?«
    »Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht genau sagen. Ich bin hier, um herauszufinden, ob es für Sie überhaupt in Frage kommt, eine solche Mission zu übernehmen.«
    »Aber wenn ich gar nicht weiß, worum es geht…«
    »Major Quilan«, sagte die Generalin, nippte kurz an ihrem dampfenden Wein und – nachdem sie Fronipel mit einem minimalen Nicken bedacht hatte, um ihre Anerkennung für das Getränk zum Ausdruck zu bringen – stellte den Kelch dann wieder auf den Tisch. »Ich werde Ihnen alles sagen, was ich sagen kann.« Sie richtete sich ein wenig aufrechter im Sessel auf. »Die Aufgabe, die zu übernehmen wir sie bitten, ist in der Tat äußerst wichtig. Das ist so ziemlich alles, was ich dazu sagen kann. Ich weiß zwar noch ein bisschen mehr, aber es ist mir nicht gestattet, darüber zu reden. Die Mission erfordert, dass Sie sich einer gründlichen und umfangreichen Ausbildung unterziehen. Auch darüber darf ich nicht viel mehr sagen. Das Startzeichen für die Unternehmung kommt von der obersten Spitze unserer Gesellschaft.« Sie holte tief Luft. »Und der Grund, warum man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau verrät, worum man Sie bittet, ist unter anderem der, dass das, was man von Ihnen will, so schlimm ist, wie nur irgendetwas sein kann.« Sie sah ihm in die Augen. »Es ist eine Selbstmord-Mission, Major Quilan.«
    Er hatte ganz vergessen, welches Vergnügen es war, einer Frau in die Augen zu sehen, auch wenn sie nicht Worosei war, auch wenn dieses Vergnügen, wie eine emotionale Verinnerlichung eines physikalischen Gesetzes, gleichermaßen ein entgegengesetztes Gefühl von Trauer und Verlust und sogar Schuld hervorrief. Er zeigte ein kleines, trauriges Lächeln. »Oh, wenn das so ist, Generalin«, sagte er, »dann mache ich es auf jeden Fall.«
     
    »Quil?«
    »Hmm?« Er drehte sich um und sah sich dem hohen, dreieckigen Rumpf des Homomdaners gegenüber, der auf ihn geprallt war.
    »Alles in Ordnung? Du hast sehr plötzlich angehalten. Hast du etwas gesehen?«
    »Nein, nichts. Alles in Ordnung. Ich hab nur… mir geht es gut. Komm! Ich habe Hunger.«
    Sie gingen weiter.
    ~Ich habe nur nachgedacht. Die Generalin hat mir gesagt, es handelt sich um eine Mission ohne Wiederkehr.~
    ~Ach ja, das hatten wir doch schon mal.~
    ~Es kommt alles irgendwann einmal wieder, nicht wahr?~
    ~Nur wir nicht. So haben sie das geregelt. Wir beide haben uns damit einverstanden erklärt. Bisher hat es anscheinend funktioniert.~
    ~Du hast damals auch Bescheid

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