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Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Titel: Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Y. Schmidt
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Impressum übersetzen: Angeblich sitzt die Redaktion des (undatierten) Presseprodukts in Kashgar, einer Oasenstadt, die im äußersten Westen Chinas zwischen der Taklamakan-Wüste und der Grenze zu Kirgisistan liegt. Eine Telefonnummer allerdings fand sich nirgends.

    Meine liebste Fake-Meldung: Popstar Andy Lau ist ermordet worden!
    Das ist sicher auch besser so: Wie man wohl auch im Westen weiß, ist das Pressewesen in China reglementiert und der Zensur unterworfen. Dem «Rechtssystem Stern» aber scheinen alle Zensurvorschriften mindestens so schnuppe wie der Wahrheitsgehalt seiner Meldungen, die sich – teils irgendwo abgeschrieben, teils komplett ausgedacht – fast durchweg im internationalen Schmuddelrahmen bewegen. («Sexwolf besteigt jeden Tag pünktlich den Bus, um Frauen zu belästigen.»)
    Die in den Anzeigen beworbenen Produkte kannte ich aus «Praline»- und «Neue Revue»-Heften der siebziger Jahre. Allerdings orientiert sich der Inhalt der Fa-Zhi-Mingxing-Annoncen stärker an den Bedürfnissen des hiesigen Publikums. Die «Magische Brille» beispielsweise, im Westen hauptsächlich als Instrument zum Röntgen von Textilien beworben, die junge Damen gerade tragen, preist man den glücksspielversessenen Chinesen als Tool zum Durchschauen von Pokerkarten und Mah-Jongg-Steinen an. Andere Produkte waren mir neu, wie das Letzte von der Ökofront, ein «Stromspargerät» nämlich, das «bis zu 60   % Strom spart»: «Setzt den Zähler auf null oder lässt ihn langsamer laufen.»
    Die Titelstory hob ich mir bis zum Schluss auf: Der ungenannte Reporter berichtete, Andy Lau sei auf seiner eigenen Geburtstagsparty im Hongkonger Li Jing Hotel vom Balkon gestürzt worden. Dabei stützte sich der Journalist auf die «Hintergrundrecherchen» der Hongkonger Zeitung Da Hui Bao, die als Auftraggeber einen von zwei Triadenbossen vermutet: Jiang Ba Tian (Jiang Himmelstyrann), Anführer der Schwarzen Drachen, oder aber Zhu Yi Dao (Zhu ein Messer), Chef der Beil-Bande. Beider Töchter seien zur gleichen Zeit, aber rivalisierend, mit Lau liiert gewesen. Außerdem habe diese Liaison à trois bereits im Juli 2003 zu einer Massenschlägerei geführt, an der zweihundert Mitglieder beider Banden beteiligt gewesen seien, von denen achtzig starben.
    Das Erfreuliche an dem Bericht: Kein Wort davon ist wahr. Weder hat diese Schlägerei jemals stattgefunden, noch gibt es das besagte Hotel in Hongkong oder die zitierte Zeitung, und natürlich ist auch Andy Lau quicklebendig und dreht lustig weiter Filme am Fließband. Nun ist solcher Fakejournalismus weltweit nichts Ungewöhnliches: In den USA gibt es die Weekly World News («Elvis lebt!») und in Deutschland die Bild-Zeitung («Merkel lebt!»). Doch China wäre nicht GOFC (God’s Own Fake Country), setzte die hiesige Krawallpresse nicht noch einen drauf: Es war rund einen Monat später, als mir der kleine Zeitungsverkäufer erneut in der U-Bahn begegnete. Alles war gleich, nur die Schlagzeile seines Blattes hatte sich verändert: «Andy Lau begeht Selbstmord.» Gerne hätte ich erfahren, wie das bei einem bereits Ermordeten funktionieren soll. Vielleicht mit dem Stromspargerät? («Setzt den Zähler auf null.») Doch als ich die Zeitung kaufen wollte, entpuppte sich – ob Sie’s jetzt glauben oder nicht – der letzte Fünfzig-Yuan-Schein in meinem Portemonnaie als Fälschung.

32 Mein kein Pantoffelführerschein
    Wenn man über China und die Chinesen mitreden will, kann es nichtschaden, Chinesisch zu lernen oder sich in die chinesische Geschichte und Kultur zu vertiefen. Wer aber China wirklich verstehen will, der braucht einen chinesischen Führerschein. Ich habe natürlich einen und darf damit kreuz und quer durch China brettern. Allerdings haben die zuständigen Stellen einiges versucht, um das zu verhindern.
     
    Anfangs wiegten sie mich noch in Sicherheit. «Sie können die Theorie auch auf Deutsch machen», erklärte mir das Fräulein auf dem Prüfungsamt und verkaufte mir glatt ein Heftchen mit allen Prüfungsantworten in meiner alten Muttersprache. «Die Prüfung», antwortete ich da selbstbewusst, «habe ich bereits im Sack. Immerhin studiere ich den chinesischen Straßenverkehr seit längerer Zeit genauestens. So kenne ich aus eigener Anschauung die meisten Regeln.»
    Meine Zuversicht schmolz dahin, als ich zum ersten Mal das Heft in die Hand nahm. Fast alle Antworten hatten mit der Praxis nichts zu tun; jedenfalls nicht die richtigen. Nehmen wir eine beliebige Frage

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