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Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Titel: Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Y. Schmidt
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auf fünfmal mehr tödliche Verkehrsunfälle (umgerechnet auf die Gesamtzahl der Autos) kommen als die Amerikaner, wenn wir uns an die idiotischen Regeln halten?

33 Der Untergang des chinesischen Reiches
    Seitdem es mit China wirtschaftlich steil aufwärtsgeht, also seit mehr als dreißig Jahren, wird alle Jubeljahre in den westlichen Medien vorhergesagt, dass dieses Wachstum schon sehr bald an sein Ende kommen werde. Dann werde es im Land Unruhen und Aufstände geben, was schließlich und unweigerlich zum Zusammenbruch des hiesigen Systems führen dürfte. Ein besonders herausragender Vertreter dieser These ist der chinesischstämmige Amerikaner Gordon G. Chang, dessen Buch «The Coming Collapse of China» zu einem Weltbestseller wurde. Darin meint Herr Chang, der große Fehler der chinesischen Regierung sei es, dass sie zu viel Geld ausgebe. Zudem arbeiteten die hiesigen Staatsbetriebe nicht wirtschaftlich. Trotzdem zwinge die Regierung die staatlichen Banken, diesen Betrieben Kredit zu geben. Deshalb sei auch das chinesische Bankwesen völlig marode und letztlich zahlungsunfähig. Chang geht in seinem Buch sogar so weit vorauszusagen, wann China zusammenbrechen wird: in spätestens fünf Jahren.
    Ein wirklich eloquentes und überzeugendes Buch. Es hat nur zwei Fehler: Erstens kam es bereits 2001 heraus, und zweitens haben sich neuerdings viele Ursachen, die Chang für den Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft anführt, in Rezepte verwandelt, mit denen man seit 2008 versucht, die Wirtschaft in den USA und Europa zu sanieren. So ist das eben mit der Zukunft. Weil sie noch nicht passiert ist, halten sich viele für qualifiziert, ihren Senf dazuzugeben. Und wenn die Zukunft dann zur Vergangenheit geworden ist, sind die Bestseller längst verkauft und die falschen Prophezeiungen vergessen.
     
    Weil also das Treffen von Vorhersagen mit keinerlei Risiko verbunden ist, will ich an dieser Stelle auch einmal eine Prognose wagen, denn schließlich glaube auch ich, dass China irgendwann in den nächsten Jahren zusammenbrechen wird, falls sich hier nichts ändert. Allerdings nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern wegen der ultrascharfen Rauchverbotsgesetze, die seit Januar 2007 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong gelten. Das sind die härtesten auf der Welt. Es darf hier nämlich nicht nur in allen Bürogebäuden, Einkaufszentren, Restaurants und den meisten Bars nicht geraucht werden, sondern auch nicht in Parks, im Freibad, am Strand und auf öffentlichen Grillplätzen, die mitten auf unbewohnten, einsamen Inseln liegen. Wer es trotzdem macht, hat bis zu fünftausend Hongkongdollar Strafe zu zahlen. Ab dem 1. Juli 2009 soll das Rauchverbot auch in den allerletzten Raucherbars und Karaokeläden sowie an nicht überdachten Bushaltestellen an der Straße gelten.
    Doch selbst diese Einschränkungen gehen den Hongkonger Nichtraucheraktivisten nicht weit genug, wie ihre täglich in der South China Morning Post abgedruckten Leserbriefe beweisen. Hier beschwerte sich zum Beispiel ein Paul Surtees aus den Mid-Levels über Restaurantbesucher, die zum Rauchen vor die Türe gehen: «Ihre giftigen Dämpfe dringen in das Restaurant ein, obwohl sie technisch außerhalb sein mögen.» Ihm und anderen Rauchparanoikern versprach der Hongkonger Minister für Nahrung und Gesundheit, York Chow Yat Ngok, im Dezember 2008, das Endziel der Antiraucherkampagnen sei die «rauchfreie Stadt». Das heißt ja wohl, dass man dann Raucher bis in die eigenen vier Wände verfolgen wird.
    Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man zunächst einmal begreifen, welche Rolle das Rauchen im Leben der Chinesen spielt. Sie sind das größte Rauchervolk dieser Erde, und zwar mit weitem Abstand: China stellt dreihundertfünfzig Millionen Raucher, das sind mehr, als die USA Einwohner hat, oder ein Drittel aller Raucher überhaupt. Die rauchten im Jahr 2007 ziemlich genau 2,14 Billionen Zigaretten weg. Ein Grund dafür: Vor nicht allzu langer Zeit galt das Inhalieren von Rauch als sehr gesund. So belehrte Mao Tse-tung einst seinen nicht ganz so klugen Arzt: «Rauchen ist eine gute Tiefenatmungsübung.»
    Deshalb kostet eine Packung guter chinesischer Zigarettenarznei auch heute noch umgerechnet nur fünfzig Cent. Das ist auch sehr notwendig, denn ohne Zigaretten kriegt man in China noch nicht einmal eine Frau. Ich selbst war auf einer Hochzeit zu Gast, auf der der Bräutigam spezielle Hochzeitszigaretten mit dem Doppelglückszeichen an

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