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Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Titel: Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Y. Schmidt
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Partei-Zelle aus der Taufe zu heben, hätte an Bord von Shenzhou VII bequem eine gegründet werden können. Diese Gründung ist auch tatsächlich vorgesehen, allerdings erst an Bord einer zukünftigen chinesischen Raumstation. Das hat der erste Astronaut Chinas, Major Yang Liwei, auf dem 17. Parteitag im Jahr 2007 angekündigt. Er hat auch gleich erklärt, was diese Zelle im All tun wird: «Die Politik der Partei studieren und unsere Meinungen über ihre Entscheidungen austauschen.» Sollte wider Erwarten tatsächlich mal ein Astronaut anderer Meinung sein als die Parteiführung, haben wir ja immer noch den Koeffizienten: Wie gesagt, von tausend Astronauten kehren relativ sicher drei nicht zurück, aus welchen Gründen auch immer.
     
    Der wichtigste Unterschied zwischen den amerikanischen Missionen und den chinesischen aber ist zweifellos das Essen. Während nach Auskünften der NASA an Bord der internationalen Raumstation ISS momentan hauptsächlich Pilzcremesuppe, Käsemakkaroni, Spiegeleier und Zerealien gegessen werden, dazu «catsup, mustard, mayonnaise, taco sauce and hot pepper sauce», hatten die drei Astronauten der Shenzhou-VII-Mission insgesamt achtzig Gerichte zur Auswahl, darunter Krabben, Rindfleischbällchen und gegrilltes Schweinefleisch. Es gab sogar echte Seeohren (auch Abalone genannt) zu essen, das sind Meerwasserschnecken, die pro Stück für bis zu siebzig Euro gehandelt werden. Und das Essen soll sogar noch besser werden. Das betonte Shenzhou-VII-Besatzungsmitglied Jing Haiping in Hongkong vor zweitausendfünfhundert raumfahrtbegeisterten Schülern, denen er einen Besuch abstattete. Bei den nächsten chinesischen Raumfahrtmissionen, so Oberst Jing, sollen auch Hongkonger Spezialitäten, wie Fischbällchen und Eiertörtchen, auf der Speisekarte stehen.
    Das gute Essen an Bord der chinesischen Raumschiffe ist wahrscheinlich auch der eigentliche Grund, weshalb sich die Chinesen unmöglich an der internationalen Weltraumstation ISS beteiligen können. Hier wird der Speiseplan inzwischen etwa fifty-fifty von den amerikanischen und den russischen Astronauten bestimmt, deren terrestrische Küchen nicht nur in China als ungenießbar gelten. So werden die Chinesen eben ihre eigene Weltraumstation bauen müssen, komplett mit eigener Weltraumküche – und wahrscheinlich einem dort festinstallierten Fünf-Galaxien-Koch.
    Die Einweihung der Station ist für das Jahr 2012 vorgesehen. Im selben Jahr könnte auch das erste chinesische Fahrzeug auf dem Mond herumkurven. Noch vor 2020 will man dann den ersten Chinesen auf den Mond bringen. Doch wozu? Was die Amerikaner im All und auf dem Erdtrabanten wollten, weiß eigentlich jeder: die Teflonpfanne entwickeln. Nachdem das geglückt war, wurde ihr Weltraumprogramm langsam zurückgefahren, und der Betrieb der internationalen Weltraumstation soll 2011 eingestellt werden. Aber die Chinesen?
    Als gesichert kann gelten, dass sie sich für das All und den Mond eigentlich nicht besonders interessieren. Das machte auch Shenzhou-VII-Kommandant Zhai Zigang noch einmal deutlich, als er öffentlich erklärte: «Ich würde die Ausrüstung eines chinesischen Raumschiffs durch einen Fernseher ergänzen, damit ich Nachrichten schauen kann.» Machen wir uns nichts vor, bei Nachrichten bliebe es nicht. Wenn aber die Chinesen auf dem Mond ohnehin nur chinesisches Fernsehen gucken wollen, könnten sie das doch viel billiger und bequemer zu Hause tun.
     
    Was die Chinesen tatsächlich in die Ferne des Weltalls treibt, weiß höchstwahrscheinlich wieder mal nur ich. Auf meinen ausgedehnten Reisen durch China konnte ich nämlich die Beobachtung machen, dass überall dort, wo es spektakuläre Landschaften zu besichtigen gibt, auch Eintritt genommen wird, egal, ob es sich um Flussbiegungen, Grasland oder bizarre Berge handelt. Deshalb bin ich mir sicher, dass die ersten chinesischen Mondmissionare auf jeden Fall ein Kassenhäuschen dabeihaben werden. Das wird auf dem Mond aufgestellt, und anschließend wird von jedem, der dort eintrifft, ordentlich abkassiert. Damit finanzieren die Chinesen dann den Rest des Raumprogramms. Worin der besteht, hat ein Mann namens Weibo am 28. September 2008 um 20   :   03 Uhr auf der China Daily-Website in einem Kommentar zur Weltraumspaziergangsmeldung skizziert: «Das ist erst der Anfang. Chinas Ziel ist, durchs ganze Universum zu reisen und überall zu leben.» Und ob Sie’s glauben oder nicht: Die chinesische Zentralbank hat bereits die

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