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Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Titel: Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Y. Schmidt
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Vera Wang, oder die Schauspielerin Lucy Liu, die in New York geboren wurde.
    Prozentual etwa viermal so viele Chinesischstämmige wie in den USA leben in Kanada, wo sie 2006 exakt 4,3 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Besonders stark ist ihr Anteil in der Provinz British Columbia (10   %), in der größten Stadt dieser Provinz Vancouver (17   %) und in Toronto (9   %). So sollte es niemanden wundern, dass Kanada inzwischen von allen westlichen Ländern das chinesischste ist. Hier erscheinen verschiedene chinesische Zeitungen in großen Auflagen, zum chinesischen Neujahrstag werden Sonderbriefmarken herausgegeben, und wer sonntags in die Kirche gehen will, kann allein in Toronto unter siebenundneunzig chinesisch-protestantischen Kirchen wählen.
    Das Kanada Lateinamerikas heißt Panama, wo fünf Prozent der Einwohner ursprünglich aus China stammen. Shey Ling Him Gordon, die Miss Panama 2007, ist eine von ihnen. Auf dem südamerikanischen Kontinent aber führt Peru mit 1,3 Millionen ethnischer Chinesen die Einwanderungshitliste an. Früher existierte die größte chinesische Gemeinschaft Lateinamerikas auf Kuba, wohin allein zwischen den Jahren 1847 und 1874 hundertfünfundzwanzigtausend Chinesen als billige Zuckerrohrplantagenarbeiter verschifft wurden. 1990 war der Anteil der Kubaner, die sich selbst als chinesischstämmig definierten, auf rund siebentausend geschrumpft. Das ist wohl auch der Grund, weshalb man heute in der Chinatown Havannas, dem Barrio Chino, hauptsächlich spanischstämmige Kubaner herumwuseln sieht, die sich falsche Zöpfe an ihre Chinesenkappen kleben und erfundene chinesische Schriftzeichen an die Restaurants schreiben. Immerhin: Einer der berühmtesten modernen Maler Kubas hieß Wilfredo Lam. Er war ein guter Freund Picassos und ein echter ethnischer Chinese, wenigstens so halb.
    Es gibt natürlich auch Chinatowns in Afrika, z.   B. in Johannesburg, auf Madagaskar und Mauritius. Im marokkanischen Casablanca soll die bisher einzige größere Chinatown der arabischen Welt liegen. Auf der tansanischen Insel Sansibar lebt sogar noch eine Handvoll Nachfahren der chinesischen Seeleute, die zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts auf einer der Entdeckungsfahrten des Ming-Admirals Zheng He hierherkamen. Allerdings sind diese Leute äußerlich kaum noch als Chinesen auszumachen. Anders sieht das in der Antarktis aus. Auch hier kann man seit ein paar Jahren auf Chinesen treffen, die jedoch ganz frisch aus der Volksrepublik kommen. Sie bewohnen drei chinesische Forschungsstationen, von denen zwei an der Küste liegen. Eine erste Station im Inlandeis wurde im Februar 2009 eröffnet. Sie heißt «Kunlun», ist momentan noch zweihundertdreiundsechzig Quadratmeter groß und bietet immerhin zwanzig Leuten Wohnraum.
    Im alten Europa sind Chinesen schon länger zu Hause als am Südpol, am längsten in Großbritannien. Mit rund einer halben Million Mitgliedern ist diese Gemeinschaft wahrscheinlich die größte dieses Kontinents. Das schlägt sich natürlich im Stadtbild der verschiedenen Großstädte nieder. Chinatowns oder zumindest chinesisch geprägte Straßen gibt es u.   a. in London, Manchester, Liverpool, Glasgow, Edinburgh und Leeds. Auch Frankreich ist bis heute ein Schwerpunkt chinesischer Auswanderung, und so finden sich in Paris gleich mehrere chinesische bzw. asiatische Quartiere. In vielen europäischen Staaten existieren Stadtteile, die von ethnischen Chinesen bewohnt werden, und selbst in Deutschland gab es in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ein kleines Chinatown rund um die Schmuckstraße im Hamburger Stadtteil Sankt Pauli. Die Gemeinschaft wurde im Mai 1944 von den Nazis zerstört, als die Gestapo in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die letzten hundertfünfundsechzig Chinesen verhaftete und sie in das Arbeitslager «Langer Morgen» abtransportierte. Mindestens siebzehn von ihnen wurden hier umgebracht.
    Nach dem Krieg konnten sich nur wenige Chinesen überwinden, weiter in einem Land zu leben, in dem so etwas passieren konnte. In Hamburg blieb angeblich nur ein einziger, der hier das erste Hamburger Nachkriegs-Chinarestaurant eröffnete. Auch in den Folgejahren sollte die Zahl der Chinesen in Deutschland nicht sonderlich wachsen. Das änderte sich erst in den neunziger Jahren. Inzwischen leben dort rund hunderttausend Chinesen, von denen sich pro Jahr ungefähr eintausend einbürgern lassen. Ziemlich sicher werden es in den nächsten Jahren noch mehr werden. So bilden

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