Blind Date mit einem Cowboy
ebenso tolerant eingestellt. Warum wollten sie nicht verstehen, dass sie ganz andere Ziele im Leben verfolgte? Deswegen war sie nicht in Michigan, sondern in Denver aufs College gegangen und nach dem Examen dort geblieben. Sie wollte ihre eigene Passion finden, ihre Bestimmung, anstatt ein Leben zu führen, das andere für sie ausgesucht hatten.
Ein Kojote heute in der Ferne; der Wind trug das unheimliche Geräusch durch die Fliegentür auf den Patio.
Stacie fröstelte. „Es ist so still hier draußen – so isoliert. Fühlen Sie sich nie einsam?“
Das Lächeln, das fast den ganzen Abend um Joshs Lippen gespielt hatte, verschwand. Seine Schultern versteiften sich. „Ich habe Freunde. Und ich sehe meine Eltern jede Woche mindestens ein Mal.“
„Aber Sie leben hier ganz allein.“ Sie wusste nicht, warum sie an dem Thema festhielt, aber seine Antwort erschien ihr irgendwie wichtig. „Fast eine Stunde von der Zivilisation entfernt.“
„Manchmal bin ich einsam. Aber das wird sich ändern, wenn ich erst mal eine eigene Familie habe.“
„Die Abgeschiedenheit würde mich wahnsinnig machen. Ich brauche Menschen um mich. Je mehr, desto besser.“
„Es ist wichtig zu wissen, was man will und was man nicht will.“ Seine Miene war ausdruckslos. „Ich muss eben eine Frau finden, die mit dieser Art zu leben glücklich sein kann.“
„Streichen Sie mich von der Liste“, sagte sie leichthin.
„Ich habe noch nie viel von Listen gehalten.“
Auch wenn er offensichtlich bemüht war, ihre Gefühle nicht zu verletzen, wusste sie, dass er seine Entscheidung getroffen hatte. Genau wie ich meine. Was der Computer auch ausgespuckt haben mochte, ihr und Josh war es nicht vorherbestimmt, gemeinsam in den Sonnenuntergang zu reiten.
Der Gedanke stimmte sie ein bisschen traurig. Was absolut keinen Sinn ergab. Sie nahm einen Schluck Kaffee und blickte durch die Fliegentür hinaus. „Das Gute an der Sache ist, dass wir noch nicht mal unser erstes Date hinter uns gebracht haben und bereits wissen, dass es nicht klappen wird.“
„Was ist daran so gut?“
Versteht er nicht, dass ich mich bemühe, mein Glas als halb voll statt halb leer anzusehen? „Wir brauchen keine Zeit zu verschwenden …“
„Wollen Sie damit sagen, dass der heutige Tag überflüssig war?“
Sie atmete tief durch. „Nein, aber …“
„Ich halte ihn überhaupt nicht für überflüssig. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte oder so gut gegessen habe.“
Er lächelte; ihr Puls setzte einen Schlag lang aus. Sie hätte nie gedacht, dass ein Cowboy so verführerisch auf sie wirken konnte.
Hastig stellte sie ihre Kaffeetasse auf den Tisch. „Ich sollte jetzt nach Hause gehen.“
„Noch nicht.“ Josh beugte sich zu ihr, berührte sanft ihr Gesicht und ließ die Fingerspitzen über ihre Wange gleiten.
Er will mich küssen. Er will mich küssen. Er will mich küssen …
Wie ein Mantra gingen Stacie diese Worte immer wieder durch den Kopf. Sie sagte sich, dass sie zurückweichen sollte. Distanz zwischen sie legen. Einfach Nein sagen. Schließlich war er mit Anna gut befreundet, und er suchte nach einer Frau fürs Leben. Doch anstatt sich zurückzuziehen, beugte sie sich zu ihm, schmiegte die Wange in seine Hand und genoss den Kontakt.
Josh rückte näher. So nahe, dass sie goldene Pünktchen in seinen Augen erkannte und seinen Atem auf der Wange spürte. Sie ahnte schon die Berührung seiner Lippen voraus, doch da lehnte er sich abrupt zurück und ließ die Hand sinken. „Das ist keine gute Idee.“
Das Herz wurde ihr schwer. Sie fühlte sich wie ein Kind, dem jemand das Lieblingsspielzeug wegnimmt.
Mehrere Wimpernschläge lang blickten sie einander nur stumm an.
„Sie haben recht.“ Ihr Puls hämmerte. „Es ist schon spät. Ich muss nach Hause.“ Hastig stand sie auf.
Er versuchte nicht, sie zurückzuhalten.
Als sie die Haustür erreichte, schlug Stacies Herz wieder in normalem Rhythmus. Sie blieb auf der Veranda stehen, atmete tief die frische Bergluft ein und hoffte, dass sich dadurch ihre wirren Gedanken klärten. Es war dunkel geworden, aber dank eines hellen Mondes und einem Himmel voller Sterne war ringsumher alles deutlich zu erkennen.
Aus den Augenwinkeln sah sie Bert über den Rasen auf sich zulaufen. Ihre Stimmung hob sich. Sie ging die Stufen von der Veranda hinunter, um den Hund zum Abschied zu streicheln. Als Gegenleistung bekam sie einen feuchten Kuss auf die Wange. Sie lachte und
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