Blind Date Mit Einem Rockstar
mir extrem heiß. Ich zog meine Jacke aus und stopfte sie in meine große Handtasche.
Einige Leute hatten trotz der Hitze schon ein halbes Dutzend verschiedene Einkaufstaschen in der Hand.
»Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.« Violet deutete auf ihre imaginäre Uhr am Handgelenk. »Und dann müssen wir was essen gehen. Ich hab jetzt schon Hunger!«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wann hast du kein Hunger?«
»Wenn ich schlafe. Da träume ich nur vom Essen.«
Wir teilten uns auf. Nell und Violet rannten in den hinteren Teil des Shoppingcenters, während ich mir das Elektrogeschäft mit der größten Auswahl an Geräten, DVDs und CDs vornahm.
»Wie soll Serena nur eine CD für Zoey finden?«, stöhnte ich bereits nach einer halben Stunde. »Der blöde Alex hat ihr schon alle Songs von All Time Low, Yellowcard, Cobra Starship und so weiter gegeben.«
Ich hatte nun bereits vier Mal die Regale nach einem Album durchforstet, das Zoey gefallen könnte und noch nicht von ihrem Freund bekommen hatte, der genauso musikbesessen war wie sie.
»Ich kann empfehlen dir one.«
»Ah!«
Mit einem kleinen Aufschrei sprang ich zurück.
»Oh, sorry! Ich didnʼt want to erschrecken dich. Ich habe only dein Selbstgespräch mitbekommen.«
Argwöhnisch musterte ich das Mädchen, das sich unbemerkt an mich herangeschlichen hatte. Sie sah eigentlich ganz normal aus, zumindest für jemanden wie mich, die schon zahlreiche Verrückte gesehen hatte.
Die Fremde war um einen Kopf kleiner als meine Wenigkeit und wirkte sehr zierlich und zerbrechlich. Unter ihrer schwarzen Mütze lugten dunkle Haare mit türkisfarbenen Strähnen hervor. Sie war ganz hübsch mit ihren blauen Augen, dem leicht lockigen Haar und dem silbernen Nasenpiercing. Nur ihre sehr offene Art machte mir ein klein bisschen Angst. Ich selbst konnte nur mit viel Hilfe von Alkohol auf fremde Leute zugehen.
»Oh … äh, okay«, sagte ich, bevor die Anstarrerei richtig peinlich wurde. »Welche CD denn?«
»One Moment, please.«
Sie hüpfte herum, weil sie zu klein war, um nach hinten zu greifen.
Ich fragte mich, wer sie war. Sie war sicherlich keine Verkäuferin und sie war zweifelsohne nicht aus der Gegend. Vielleicht war sie eine Touristin auf der Durchreise, die sich vorher ein paar Brocken Deutsch angeeignet hatte.
»Here it is!«, jubelte sie. »Es ist nur eine EP, they don’t have an album yet, aber die Band ist very gut.«
Ein bisschen skeptisch betrachtete ich das schwarze Cover. Nur das Wort Empathica stand in weißer Schrift darauf. Das war wohl der Name der Band.
»They are very, very unpopular here.« Sie suchte anscheinend nach den richtigen Worten. »But sie sind eine gute Alternative Rock Band.«
»Hm. Könnte was für Zoey sein.«
Ich öffnete vorsichtig die Hülle.
Auf der EP waren fünf Songs und ein bisschen Bonusmaterial, wie das Making-of der CD. Im Inneren des schwarzen Booklets waren nur die Lyrics und ein Danksagung der vier Bandmitglieder Natalie Pearce, Brandon Jackson, Nigel OʼCallaghan und Jack Garcia abgedruckt.
»Was soll ich ihr sonst kaufen«, murmelte ich. »Dank–«
Aber das Mädchen mit den türkisfarbenen Haarspitzen war verschwunden. Suchend reckte ich meinen Kopf, doch sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
Mit wackeligen Beinen machte ich mich zur Kasse auf. Ich hatte genug Horrorfilme gesehen, um meine Lage richtig zu deuten: Das Mädchen war ein Geist und sie wollte, dass ich die CD hörte. Vielleicht war darauf zu hören, wie sie gestorben war.
Ich war so tief in meiner Spinnerei versunken, dass ich erst wieder auf meine Umgebung achtete, als ich direkt in jemanden reinlief.
»Pass gefälligst auf!« Der Typ drehte sich zu mir um – und erstarrte im selben Moment wie ich. »Serena?«
»Simon?«
»Was machst du hier?«, fragten wir beide gleichzeitig.
»Ich kaufe für meine Freundin ein«, keifte ich ihn an. »Zoey wird heute achtzehn.«
Er hielt irgendein braunes CD-Cover hoch. »Tja, und ich will mir nur eine CD kaufen.«
»Schön.«
»Gleichfalls«, schnappte er genervt zurück.
Er sah mich feindselig an. Die Aktion im Fitnessstudio hatte nicht gerade dazu beigetragen, unser Verhältnis zu verbessern. Außerdem hatten wir alle drei jetzt zwei Monate lang Hausverbot. Violet war schon total auf Smoothie-Entzug.
»Serena!« Im nächsten Moment spürte ich zwei Hände, die sich auf meine Schultern legten. »Schön, dass du auch da bist. Ich brauche dringend deine Hilfe.«
»Serena hilft dir
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