Blind Date Mit Einem Rockstar
gestern nach der Schule einkaufen sollen«, meckerte sie sofort los. »Wenn man sich auf dich verlässt, ist man verlassen. Nie kann man etwas von dir verlangen! Aber wenn du etwas brauchst, muss ich–«
Ich stöhnte, drehte mich um und suchte aus meinem fast platzenden Kleiderschrank ein paar Klamotten für den heutigen Tag raus.
Mein Zimmer war winzig: Es fanden nur ein Bett, ein kleiner Schreibtisch vor dem einzigen Fester, ein Kleiderschrank und ein Bücherregal Platz. Natürlich war mein Kleiderschrank bis zum Bersten gefüllt, während auf meinem Bücherregal nur drei Bücher und ein halbes Dutzend Paar Schuhe standen. Die meisten Bücher lieh ich mir von Violet.
»Serena ist ja so eine schlechte Tochter«, erwiderte ich mit kühler, gefasster Stimme. »Serena hat es kapiert. Das musst du Serena nicht ständig reindrücken.«
»Das meinte ich doch nicht so!« Meine Mutter schüttelte den Kopf, so dass ihre dunkelbraunen, langen Haare nur so herumflogen. »Ich will damit sagen–«
»Simon ist wieder in der Stadt«, sagte ich, um meine Mutter zum Schweigen zu bringen.
Wie erwartet verstummte sie augenblicklich. Sie sog noch einmal Luft ein, bevor sie komplett ausflippte: »Ist das dein Ernst? Simon. Etwa der Simon?«
»Klar«, meinte ich. Ich hielt mir ein gelbes T-Shirt mit Karomuster vor meinen Körper und betrachtete mich kurz im Spiegel, den ich platzsparend am Schrank angebracht hatte. »Er sieht älter aus, aber Serena ist sich hundertprozentig sicher, dass er es ist. Serena würde Simon auch noch in fünfzig Jahren erkennen.«
»Sag mir bitte, dass du dich nicht mit ihm triffst!«
Ich fuhr auf der Stelle herum. »Und was wäre so schlimm daran?«, fragte ich und zog eine fein gezupfte Augenbraue hoch. »Serena ist schließlich achtzehn.«
Zwar war ich bei Weitem noch nicht erwachsen, aber so gesehen war ich volljährig.
»Der Junge hat dir nicht gutgetan«, murmelte meine Mutter. Sie kam ein paar Schritte näher, aber ich wich vor ihr zurück.
»Oh nein, nein, nein!«, knurrte ich sie an. »Simon hat Serena mehr als gutgetan. Du warst diejenige, der unsere Beziehung ein Dorn im Auge war. Er war der einzige Junge, der Serena so geliebt hat, wie sie war und–«
»Er hat dich verlassen«, unterbrach sie mich.
Ich schnaubte laut.
»Serena geht jetzt!«
Durch mein hochgerecktes Kinn wollte ich meinen Abgang möglichst dramatisch gestalten.
»Serena, du hast keine Hose an«, merkte meine Mutter an.
Ich stürmte noch einmal ins Zimmer, riss eine Jeans aus meinem Schrank, nahm meine Tasche und marschierte geradewegs die Treppen hinunter und aus der Haustür raus.
Kurz darauf fiel mir wieder ein, dass ich immer noch hosenlos war. Bevor mich jemand so zu Gesicht bekommen konnte, flüchtete ich schnell zurück ins Haus und zog mich in der Abstellkammer an.
Dann ließ ich mich von meinen Füßen irgendwohin treiben. Zum ersten Mal wollte ich mich nicht bei meinen Freundinnen ausheulen. Ich wollte ihnen nichts über die Zeit mit und nach Simon erzählen.
Manchmal war es echt beschissen, so etwas wie Schuldgefühle zu verspüren. Um meine Mutter ein klein wenig zu besänftigen, hatte ich ihr nach meiner eineinhalbstündigen Wanderung durch die touristenbeladenen Straßen von Salzburg noch die Sachen, die auf der Einkaufsliste standen, besorgt, und dazu noch eine Schachtel ihrer liebsten, billigsten, Pralinen.
Mit einer kleinen Einkaufstüte beladen trat ich den Heimweg an.
Doch dann kam das Auto.
Okay, dass ich einem Auto begegnete, war nicht außergewöhnlich, da ich ja auf dem Gehsteig neben einer gut befahrenen Straße spazierte, aber das Fahrzeug fuhr nun schon gut zwei Minuten ganz langsam hinter mir her.
Ich lief schneller. Aus dem Augenwinkel sah ich jedoch, dass mir das silberne Auto immer noch folgte.
»Okay, Serena glaubt allmählich, dass sich das nicht mehr auf ihre angeborene Paranoia zurückführen lässt.«
Bevor ich mir weitere Gedanken über das merkwürdige Auto machen konnte, beschleunigte es plötzlich hörbar, so dass es nun direkt neben mir herfuhr.
Ich wollte mir ein Bild meiner Verfolger machen, aber dann wurde plötzlich die Tür aufgerissen und zwei Arme zogen mich in das Innere des Wagens. Ich kreischte wie eine Irre, versuchte meinen Angreifer mit meinen Fingernägeln die Augen auszustechen, aber der Typ war einfach zu stark. Was bei meiner Körperkraft nicht schwer war …
»Beruhige dich, Serena«, drang eine bekannte Stimme an mein Ohr. »Pass bitte auf,
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