Blind Date Mit Einem Rockstar
fangen.
»Hallo Serena«, begrüßte er mich heiser. Er fuhr sich mit einer Hand durch die dunkelbraune Mähne. »Ähm …, hi.«
»Was machst du hier?«, fragte ich ihn mit ruhiger Stimme, obwohl ich innerlich tobte. Meine dunkelblauen Nägel mit Sternenmuster hinterließen dabei Kratzer auf dem weißen Holztisch.
Da meine innere Stimme immer und immer wieder Gott, warum muss er unbedingt heute noch heißer sein als sonst? schrie, nahm ich das Wasserglas und tat so, als würde ich Simon ignorieren. Nein, ich würde einfach das kurzärmelige Hemd ignorieren, das seine muskulöse Brust und seine Armmuskeln betonte. Zoey hatte so recht damit, dass Hemden heiß waren.
»Ich wollte nur Milch kaufen«, antwortete er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er nahm auf dem Stuhl gegenüber von mir Platz. »Was mache ich wohl hier? Das gleiche wie du, Serena. Ich habe ein paar Dates.«
»Ha, wie verzweifelt bist du denn!«, lachte ich schadenfroh.
»Anscheinend genauso verzweifelt wie du«, gab er spitz zurück. »Hast du denn eine bessere Ausrede? Suchst du einen neuen armen Irren, der mit dir ausgehen will?«
Ich konnte mir ein leises Kichern einfach nicht verkneifen. »Damit hast du dich gerade als armen Irren bezeichnet«, murmelte ich so leise, dass es Simon auf keinen Fall hören konnte. »Serena wollte hier wirklich nicht hin«, erklärte ich ihm mit gepresster Stimme. »Serena war gerade einkaufen, als Alex, Zoey und Violet sie entführt haben. Also richtig entführt, mit Auto und Sonnenbrillen. Es hat nur ein Gangster-Akzent in ihren Stimmen gefehlt. Alex hat dich doch nicht auch gezwungen, hierhin zu gehen, oder?«
»Warum sollte er?«
»Ach, nur so«, winkte ich ab. »Warum bist du jetzt hier?«
»Ich wollte das mal ausprobieren.« Verlegen strich er sich mit der Hand über den Nacken. »Ich dachte, dass es ganz … Ich wollte neue Leute kennenlernen.«
»Und darum gehst du auf Blinddates?«
»Lass mich doch.«
Gegen meinen Willen schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Irgendwie war er schon ganz süß. Besonders, wenn er so verlegen und verletzlich wirkte. Ich hatte diese Weichheit in seinem Gesicht echt vermisst.
Es folgte diese peinliche Stille, die mich in den Wahnsinn treiben konnte. Ich sah auf den bunten Teppichboden, dann zur weißen Wand, ließ dabei meinen Blick öfters zu Simon schweifen und blieb schließlich bei ihm hängen.
»Wie waren deine Dates so?«, fragte ich ihn neugierig – und natürlich gar nicht eifersüchtig.
Simon lachte laut.
Dabei regten sich ein paar Flügel der toten Schmetterlinge in meinen Bauch, die noch nicht verwest waren. Diese Viecher waren anscheinend zu zäh! Aber warum war sein Lachen auch so schön? Nicht schwärmen, Serena! , ermahnte ich mich selbst. Du hasst Simon .
»Eine Katastrophe nach der anderen«, sagte er und begann zu erzählen. »Zuerst war da so ein Mädchen, kaum zwanzig Jahre alt, das mir erzählte, dass es ihre innere Uhr laut ticken hörte und es bei ihr bald zu spät sei.«
»Sie wollte ein Kind von dir?«, platzte es aus mir heraus.
»Von mir oder einem anderen ihrer Dates.« Simon rollte mit den Augen. »Bevor sie mich auf den Boden werfen und vergewaltigen konnte, bin ich schnell mit einer Ausrede geflüchtet.«
»Himmel.« Ich wollte mich bekreuzigen – ein Überbleibsel aus der Zeit auf meiner alten Schule, aber ich konnte mich gerade noch zurückhalten. Simon hätte mich dadurch viel zu leicht erkennen können. »Und die anderen?«
Dann erzählte er mir von einem Mädchen, das zwanzig Minuten lang ununterbrochen von Alex geschwärmt hatte – zum Glück wusste Zoey nicht, dass ihr Freund bei einigen Mädchen anscheinend immer noch hoch im Kurs stand. Statt Alex anzuschnauzen, vertrieb sie jetzt mit ihrer scharfen Zunge die Mädels, die es auf ihren Freund abgesehen hatten.
Sein drittes Date war Simon so zugetan gewesen, dass er auch bei ihr die Flucht ergriffen hatte.
»Und wie bist du die alle losgeworden?«, fragte ich. »Oder war einfach die Zeit um?«
Simon grinste mich breit an. »Willst du meinen Abmach-Spruch hören?«
» Abmach ?«, fragte ich irritiert.
»Das Gegenteil von Anmach«, erklärte er mir. »Anti-Anmach-Spruch ist mir zu lang.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Lass hören.«
»Willst du meine Schlange sehen?« Er zwinkerte mir zu, stand auf und begann, an seinem abgewetzten Nietengürtel herumzufummeln.
»Oh nein, Serena will das nicht!«
Eigentlich schon, aber das musste er ja nicht
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