Blind Date mit Folgen - Roman
uns morgen einen Abend nur zu zweit und bestellen das Kindermädchen für Michel, okay?«
»Ja, Boss!« Er war erleichtert und lächelte sie an. »Soll ich dir nachher helfen, Schatz, mit dem Essen, wenn ich das fertig habe?« Die Frage hatte er mehr aus Höflichkeit gestellt, denn meistens wollte sie seine Hilfe in der Küche nicht.
»Nein, schon gut, mach du nur weiter, ich ruf dich später.« Deborah wandte sich ab und verschwand wieder in der Küche. Er stand auf und öffnete das Fenster, um etwas kühle Luft hereinzulassen, die Unterhaltung hatte einen mittleren Hitzestau in ihm ausgelöst.
SECRETS:
Hallo! Noch da …?
von FEUER33 an SECRETS:
Sorry, war grad weg …
Er scrollte rasch nach oben, um die letzten Worte vor der Unterbrechung nachzulesen. Er hatte sie gefragt, ob sie glücklich war.
SECRETS:
Eigentlich schon … Sagen wir mal so: Ich bin zufrieden, mit meinem Job und meinem Leben. Aber es fehlt etwas. Und ich glaube, erst wenn alles so ist, wie ich es mir vorstelle, kann ich sagen, dass ich glücklich bin.
So, so. Eine ehrliche Ansage, irgendwie sympathisch. Er scrollte wieder nach unten.
von FEUER33 an SECRETS:
Ich frage mich immer wieder, warum Menschen selten ›richtig glücklich‹ sein können.
Für eine tiefsinnige Diskussion war dies weiß Gott nicht der Moment, aber er hatte Mühe loszulassen.
SECRETS:
Weil wir zu viel erwarten, von anderen, aber auch von uns selber. Wir setzen uns ständig unnötig unter Druck, dabei haben wir ja das Wesentliche. ›The grass is always greener somewhere else.‹ Wir hoffen auf etwas Besseres und vergessen dabei, das Jetzt zu genießen. Beim Schreiben dieser Zeilen wird mir bewusst, dass ich wohl selber einer dieser Menschen bin. Mir scheint, du zählst dich auch nicht zu den ganz Glücklichen, oder irre ich? Weshalb nicht?
Er zog die Augenbrauen hoch. Die Frage kam überraschend. Wie kam sie darauf? Und war es tatsächlich so, wie diese unbekannte Frau es andeutete? War er unglücklich …? Gern hätte er den Chat vertieft, doch wenn er kein Donnerwetter provozieren wollte, musste er die Unterhaltung jetzt unbedingt beenden. Vielleicht konnte er sich später nochmals einloggen.
Er entschloss sich, ihr noch einmal zu antworten.
von FEUER33 an SECRETS:
Eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Ich habe immer geglaubt, ich wär’s. Nun bin ich selber gerade dran, einiges über mich herauszufinden. Was fehlt dir denn zum Glücklichsein?
Er würde das Thema das nächste Mal wieder aufgreifen.
»Schatz, kannst du den Wein öffnen, bitte?« Deborah rief aus der Küche. Höchste Zeit. Er war hin- und hergerissen zwischen Chat und Ehepflichten.
SECRETS’ Pseudonym blinkte wieder auf, doch statt einer Antwort auf seine Frage teilte sie ihm lediglich mit, dass sie arbeiten müsste und sich deshalb ausloggte.
Was war denn jetzt los? Hatte er etwas Falsches gesagt? Er war sich nicht sicher und so schrieb er völlig überstürzt einen Satz, den er eigentlich gar nicht hatte schreiben wollen.
von FEUER33 an SECRETS:
Ich habe übrigens heute erfahren, dass ich am Wochenende geschäftlich in München sein werde …
Natürlich musste er am Wochenende nicht nach München und auch nicht in nächster Zeit, seine Finger hatten es aus unerklärlichen Gründen einfach eingetippt.
Was würde sie dazu sagen? Würde sie nochmals schreiben? Ungeduldig starrte er weiter auf den Bildschirm. Aber es kam nichts mehr. Erst jetzt bemerkte er auf der Benutzerliste, dass sie nicht mehr eingeloggt war. Seinen letzten Satz hatte sie wohl gar nicht mehr gelesen. Ausgerechnet, wo er ihr so ein Angebot gemacht hatte ….
Vielleicht auch besser, denn wollte er sie wirklich treffen? Er wusste nicht mehr, was er wollte und was nicht. Alex schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 19:30 Uhr, vielleicht würde er später nochmals online gehen.
11
Maira lackierte sich die Zehennägel mit bordeauxroter Farbe, während sie auf das Signal der Mikrowelle wartete. Wie gern wäre sie jetzt mit Pink Flamingo-Zehen in ihren Flip Flops herumgelatscht, aber Eve hatte sich wegen des Nagellacks nicht mehr gemeldet. Pacino, dem der chemische Gestank in die Nase drang, sprang genervt vom Sofa und verzog sich ins Schlafzimmer. Draußen dämmerte es bereits und sie knipste die Stehlampe neben sich an, um nicht daneben zu malen.
Er würde geschäftlich in München sein, so, so. Und das war ihm so nebenbei eingefallen, gerade, als er merkte, dass sie
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