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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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Geistesmangel nicht ihre eigenen Blumen zu essen.
    Frau Moser schien beruhigt und bedankte sich bei ihm. Er verabschiedete sich und verließ das Zimmer, um sich dem Rest des Tages zu stellen.
     

9
    Der Wecker summte und riss Deborah aus einem verwirrenden Traum. Sie konnte sich an nichts Konkretes erinnern, fühlte sich aber völlig niedergeschmettert. 7:15 Uhr. Sie schaltete den Wecker aus und sah zu Alex hinüber, der noch immer schlief, sein Alarm würde erst in einer Dreiviertelstunde losgehen. Sie horchte nach Geräuschen aus dem Kinderzimmer, aber alles war ruhig.
    Leise stand sie auf und ging in das ans Schlafzimmer grenzende Bad. Behutsam schloss sie die Tür hinter sich, damit Alex nicht aufwachte. Er brauchte seine acht Stunden Schlaf, sie selbst kam gut mit sechs aus. Während sie die Zähne putzte, kam ihr die Diskussion von gestern wieder in den Sinn. Was war bloß mit ihm los? So teilnahmslos und desinteressiert hatte sie ihn selten erlebt. Normalerweise war er engagiert, packte Dinge wie Urlaub, Umzug, was auch immer, ohne ihre Einflussnahme und ständiges Zureden an, und das schätzte sie an ihm. Und wenn sie Pläne schmiedeten, konnte sie sich darauf verlassen, dass er sich daran hielt und einen Weg fand, Job und Golf drum herum zu organisieren.
    Seit Monaten hatten sie die kleine Reise geplant, immer wieder hinausgeschoben und nun machte es den Anschein, als ob er nun überhaupt nicht mehr begeistert war von ihrem Italien-Urlaub. Jetzt im Sommer wären ein paar Tage Toskana ideal und sie könnte Michel problemlos aus der Spielgruppe nehmen, die während der Schulferien sowieso nur mit einer Aufsichtsperson besetzt und mit zwei Drittel weniger Kindern als sonst praktisch leer war.
    Deborah zog ihr Negligé aus und stieg unter die Dusche. Sie drehte das Wasser eine Spur kälter als sonst, denn heute stand ein wichtiges Telefonat mit einem potenziellen Mandanten aus England und dessen Schweizer Anwalt an und sie musste hellwach sein. Den Auftrag an Land zu ziehen, würde eine enorme Profilierung für ihre Kanzlei bedeuten, denn Herr Jonessy war einer der angesehensten Geschäftsmänner Londons und benötigte für seine neue Firmenniederlassung in Berlin eine Rechtsvertretung. Der Kontakt zu Herrn Jonessy war über ihren Vater zustandegekommen, der durch seinen Adelsstand und seinen früheren Tätigkeiten als Bankier einen guten Draht ins britische Establishment hatte. Nun lag es an ihr, ihn von der Kanzlei Kaulitz, Sailer & Partner zu überzeugen. Obwohl sie sich seit Tagen auf dieses Gespräch vorbereitet und an einer Strategie gearbeitet hatte, war sie nervös. Es ging um das komplexe Gebiet des Steuer- und Firmenrechtes, auf das sie zwar spezialisiert war, dessen Gesetze jedoch – wegen der ganzen Steueraffären – immer wieder revidiert wurden. Zudem hatte sie nicht genügend Kenntnis von den Schlupflöchern für Steuerhinterziehung in der Schweiz und wie man im kleinen, südlichen Nachbarland von ihnen profitieren konnte (nachdem man sie erst einmal gefunden hatte). Um diese Grauzonen ging es in dem Fall und sie hatte die letzten Tage und Wochen benötigt, sich Einblick ins Schweizer Steuergesetz zu verschaffen. Nicht nur, dass es Neuland für sie war, sie musste die Konferenzschaltung mit Herrn Jonessy und dessen Anwalt auch noch auf Englisch führen, was ihr mit dem komplizierten Fall trotz ihrer Beherrschung der Sprache Schwierigkeiten bereiten könnte.
    Das kalte Wasser fröstelte sie nun. Deborah beendete die Dusche und trocknete sich ab. Dem Wandschrank entnahm sie ein dunkelgraues Sommerkostüm mit passender Seidenbluse, dazu schwarze Spitzenunterwäsche. Nach dem Ankleiden legte sie etwas Make-up auf, dann bürstete sie ihre Mähne. Sie sah ihr Spiegelbild – was sie sah, gefiel ihr, ihre Miene hellte sich etwas auf. Sie würde das schon packen. Sie zwinkerte sich zu und begab sich in die Küche, wo sie Kaffee aufsetzte und das Frühstück – kleine Butterschnittchen für den Kleinen, Toast und Aufschnitt für den Großen, dazu frisch gepressten O-Saft – vorbereitete. Sie selbst beschränkte sich morgens auf ihren schwarzen Kaffee, sie mochte das Gefühl, mit leerem Magen ins Büro zu kommen. Am Morgen für ihre beiden Männer zu sorgen und sie gestärkt in den Tag zu schicken, war für sie wie die Bestätigung, dass sie ihre Sache als Ehefrau und Mutter recht machte.
    Nur fühlte sie sich derzeit auch wie eine Ehefrau im Ring, die sich ihre Ansprüche und Wünsche erkämpfen

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