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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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Dingen im Leben erfolgreich gewesen: Sei es bei ihrem Anwaltsstudium, das sie mit magna cum laude abgeschlossen hatte, oder die aufstrebende Kanzlei, die sie mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern eröffnet hatte und nun mit zwei Partnern erfolgreich führte. Es gelang ihr, den anspruchsvollen Job und die Familie relativ gut unter einen Hut zu bringen, sie hatte einen wundervollen Sohn und mit Alex ihre große Liebe gefunden.
    Sie erinnerte sich, wie die Ankündigung ihrer Verlobung mit Alex Sailer ihren Vater damals völlig aus der Fassung gebracht hatte. In den Augen ihrer Eltern war der ehrgeizige, doch damals weit unter ihren Verhältnissen lebende Freund ihrer Tochter nicht gut genug, um in ihre Familie aufgenommen zu werden. Von Beginn an hatten sie Alex abgelehnt und ihn das ungeniert spüren lassen. Es kam oft zum Streit, denn Deborah war nicht bereit, sich in Liebesdingen von ihren Eltern reinreden zu lassen, und außerdem fand sie den mangelnden Respekt ihrem Partner gegenüber stillos, ihr missbilligendes Verhalten machte sie ungeheuer wütend. Umso mehr hatte sie sich hinter Alex und ihre Entscheidung gestellt, diesen Mann zu heiraten. Es hatte einfach alles zwischen ihnen gestimmt und das konnte Deborah ohne Übertreibung sagen, denn vor ihm war sie keine Heilige gewesen, hatte viele Beziehungen gehabt – keine konnte der mit Alex nur annähernd das Wasser reichen. In allen Belangen.
    Je weiter Alex sich in den vergangenen Jahren nach oben gearbeitet und sich einen Namen in der PR-Branche gemacht hatte, desto weniger hatten ihre Eltern an ihm auszusetzen und ihre Abneigung bröckelte allmählich, bis sie ihn schließlich als Schwiegersohn ohne Wenn und Aber akzeptierten. Eine eigene PR-Agentur und ein Einkommen über 165.000 Euro hatte es benötigt. Typisch Villeneuve.
    Wie zur Bestätigung glitzerte ihre mit Brillanten besetzte Cartier-Armbanduhr im Abendlicht. Ein Geschenk zu Michels Geburt. Deborah sah die Zeiger auf 18:15 Uhr stehen, was sie wieder in die Realität zurückholte. Verflixt, hätte sie doch die U-Bahn zum Flughafen genommen! Weiter vorne musste ein Unfall passiert sein, normalerweise kam sie trotz Feierabendverkehr zügiger voran. Sie fuhr gerade erst durch Charlottenburg und wenn sich der Stau nicht bald auflöste, würde sie auch die nächste Maschine verpassen.
    Ihre Gedanken wanderten zurück zu Alex. Obwohl sie eine behütete Kindheit verbracht hatte und sich als Mädchen nie bei irgendetwas richtig beweisen musste, steckte in ihr eine Kämpfernatur und sie gab sich einer Sache bis zum Letzten hin, selbst wenn sie dabei auf Hindernisse stieß. Sie war sich bewusst, dass sie im Büro oder unter Bekannten als kühle Person mit einem Hang zur Arroganz wahrgenommen wurde, doch was man ihr als Arroganz ankreidete, war eine Art Schutzwall, denn einem alteingesessenen Berliner Adelsgeschlecht zu entstammen, war nicht immer so leicht gewesen, wie es für manche vielleicht schien.
    Deborah wurde schon als Kind eingetrichtert, dass der Stärkere gewann und man im Leben nichts erreichte, wenn man sich immer nur hinten anstellte, und wartete, bis die Dinge auf einen zukamen. Man musste seine Chance beim Schopfe packen, wenn sie da war, falls nötig unter Einsatz der Ellbogen. Sie musste nicht von allen geliebt, aber sie wollte von allen respektiert werden. Besonders im Berufsleben, wo sie es als gut aussehende, junge Frau aus reichem Hause doppelt so schwer gehabt hatte, ihre Intelligenz und ihr Können zu beweisen. Die Achtung hatte sie sich in den letzten Jahren erarbeitet und der lange, mühsame Kampf hatte sie geprägt: Sie war zu einer gradlinigen, furchtlosen Frau mit hohen Ansprüchen – an andere, aber vor allem an sich selbst – gereift, die ihr Leben im Griff hatte. Bis jetzt. Jetzt war ihr zum ersten Mal die Kontrolle abhanden gekommen und das jagte ihr Angst ein.
    Dieses beklemmende Gefühl war erstmals Anfang der Woche in ihr hochgekrochen, als sie gesehen hatte, dass Alex in einem Chatroom eingeloggt war und sie in den Nachrichten immer wieder auf den Namen SECRETS stieß. ›Room2Chat‹! Und sie hatte immer geglaubt, er verheimlichte ihr Sportwetten oder sah sich Pornofilmchen an. Damit konnte sie leben, er war schließlich auch nur ein Mann. Aber als sie dann die Zeilen überflog, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Leider war es bloß möglich, die eingehenden Chats von SECRETS nachzulesen – die ausgehende Post wurde nicht gespeichert – und selbst das

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