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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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sich die Kolonne längst wieder in Bewegung gesetzt hatte.
     
    Minuten später passierte sie die U-Bahnstation Bismarckstraße in Charlottenburg. Die Ampel vor ihr schaltete auf rot und Deborah kramte in ihrer Handtasche nach dem Lipgloss. Als sie in den Rückspiegel sah, bemerkte sie die leuchtend roten Flecken auf ihrem Hals und ein Seufzer entfuhr ihr. Die alten Symptome kehrten zurück! Immer wenn sie besonders angespannt war – zum Beispiel bei Auseinandersetzungen –, bildeten sich große, rote Flächen auf Hals und Dekolleté, die sie mit normalem Make-up nicht zu kaschieren vermochte und darum stets ein Halstuch für den Notfall mit sich trug. Es hätte sie beinahe verwundert, wären ihre unliebsamen Begleiter heute nicht aufgetaucht.
     

20
    Ihre Silhouette wurde sichtbar, als die Tür langsam aufging und sie das Zimmer betrat.
    Mehr als eine schwarze Gestalt konnte er nicht erkennen, aber er sah genug und war erleichtert.
    »Hallo«, sagte er. »Ich sitze auf dem Bett. Wenn du geradeaus gehst, gibt es dort, äh, ein Sofa und Stühle.« Das war alles, was er hervorbrachte. Toll. Regelmäßig hielt er Vorträge oder stellte seine Konzepte vor Dutzenden von Menschen vor, und jetzt stotterte er nur.
    »Okay«, meinte sie mit heiserer Stimme, »dann nehme ich das Sofa.« Er hörte kaum, wie sie in Richtung Sofa lief, aber als sie Platz nahm, knisterte es leise. »Darf ich mich vorstellen: Secrets aus dem Chat, schön dich endlich kennenzulernen, Feuer. Und bitte entschuldige meine Stimme, ich war erkältet und bin noch immer ein wenig heiser.«
    »Kein Problem, ich verstehe jedes Wort. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Secrets. Ich hoffe, du hattest eine gute Reise. Bist du mit dem Auto gekommen?« Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Ja. Ich hab etwa dreieinhalb Stunden benötigt, auf dem Weg habe ich jemanden in Esslingen besucht, den ich schon lange sehen wollte. Geschäftlich.«
    Ihre Stimme krächzte und er lächelte darüber. Trotz der angenehmen Zimmertemperatur war ihm warm.
    »Und du?«, fragte sie.
    »Ich, was? Ob ich mit dem Auto …?«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Bist du sicher nicht, das würde ja viel zu lange dauern. München liegt natürlich nicht in der Mitte, wie du im Chat geschrieben hast, München–Berlin beträgt praktisch die doppelte Distanz im Vergleich zu München–Zürich. Deshalb danke ich dir, dass du die längere Strecke auf dich genommen hast.«
    »Kein Problem, mit dem Flieger hab ich’s in etwas weniger als zwei Stunden hergeschafft.« Sie räusperte sich wieder.
    »Tut’s weh beim Reden? Soll ich die Klimaanlage ausschalten? Sie ist auf ›low‹ gestellt.« Er merkte, dass er immer noch kerzengerade auf dem Bett saß und brachte sich in eine etwas komfortablere Lage. Schwach nahm er ihr verführerisches Parfüm wahr.
    »Nein, nein, ist gut, du kannst sie anlassen. Tut nicht weh, einfach dumm, dass es ausgerechnet heute ist. Normalerweise klingt meine Stimme ganz normal, ehrlich.«
    Er musste wieder lächeln. »Macht doch nichts, klingt irgendwie sexy.«
    Es war stockdunkel im Zimmer, er konnte gar nichts mehr von ihr erkennen, nicht mal ihre Umrisse. Sie strahlte aber eine ungeheure Wärme aus. Sie schwiegen nun. War das peinlich?
    »Du bist also bereits im Bett …«, meinte sie dann und Alex wusste, dass sie genau das dachte, was er zu vermeiden versuchte.
    »Ich wollte dir das Sofa überlassen, damit … ja, damit wir … ach, ich weiß auch nicht, es schien mir einfach besser.« Müll, er ließ wirklich nur Müll heraus. Es ging ihm alles Mögliche durch den Kopf, nur nicht das, was er eigentlich sagen wollte.
    »Aha, so ist das, und ich dachte schon …« Er glaubte, dass sie lächelte.
    »Was dachtest du denn?«
    »Na ja«, sie brach ab und stieß hörbar die Luft aus. Auch sie schien etwas überfordert von der Situation.
    »Auf dem Tisch vor dir steht eine Flasche Champagner und zwei Gläser, wenn du möchtest, und daneben eine kleine Schachtel mit Pralinen.« Er war froh, an diese Aufmerksamkeit gedacht zu haben. »Oder soll ich dir etwas aus der Minibar holen?« Minibar? Wie sollte er quer durch den Raum zur Minibar gelangen, ohne über Tisch und Stühle zu stolpern? Außerdem würde das Licht im Kühlschrank alles verraten. Alex konnte es kaum fassen, wie dämlich er sich anstellte. Wo war bloß sein Charme geblieben?
    »Nein, danke. Champagner ist gut, cool, dass du daran gedacht hast. Bist du eigentlich schon lange hier, ich meine, im

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