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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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scharfe Oberärztin steckte ihren Kopf zur Tür herein und kokettierte mit ihrem Lächeln. Er hatte gerade seine Visite abgeschlossen und saß nun im Büro, um den lästigen Papierkram zu erledigen. Melanie Gubser war eine der angesehensten Ärztinnen der Hirslanden Klinik und kaum einer seiner Kollegen wollte nicht mit ihr ausgehen. Da sie jedoch meist ablehnte, wie er hörte, hatte sie den Ruf einer arroganten Zicke.
    »Liebend gerne, Melanie«, erwiderte er und zeigte dabei seine Grübchen. »Nur hab ich für heute bereits Pläne, nämlich diese Aktenberge abzuarbeiten.« Er blickte mit verzweifeltem Gesicht auf die hohen Stapel. Er war sich Melanies Zuneigung schon lange bewusst, nur hatte er den richtigen Moment für eine heiße Nacht mit ihr abwarten wollen. Trotz ihres sportlichen Bodys war sie mit ihren 38 Jahren eigentlich zu alt für ihn. Er war 34 und suchte sich seine Gespielinnen gern bei den unter 30-Jährigen. Dass sie ihm – und ausgerechnet heute – zuvorgekommen war, überrumpelte ihn etwas, aber wirklich überrascht war er nicht.
    Melanie konnte ihre Enttäuschung schlecht verbergen, eine Abfuhr zu kassieren, war für die Verwöhnte wohl nicht alltäglich. Ihr Gesicht glich nun demjenigen eines winselnden Hundes und sie hatte absolut nichts Erotisches mehr an sich.
    »Tja, nichts für ungut. War ja sehr spontan.«
    Sven überlegte, wie er sie trotz seines Planes heute Abend noch sehen konnte. Eine Belohnung nach seiner vollbrachten Tat schien ihm angemessen. »Melanie, weißt du, ich muss hier nicht die ganze Nacht bleiben. Vielleicht können wir uns später noch treffen, so gegen 22 Uhr?« Ihr Gesicht hellte sich wieder auf. Notgeil, dachte Sven. Wie einfach. Wenn er sie heute nicht als Honorar für seine geleistete Arbeit bräuchte, hätte sie ihn angewidert.
    »Klar, kein Problem.« Sie kramte in ihrer Handtasche und holte eine Visitenkarte hervor.
    »Ruf mich an, wenn du fertig bist. Dann sehen wir weiter.«
    »Ja, mach ich. Cool.« Nochmals schenkte er ihr ein Lächeln und beugte sich über die Akten.
    »Also, bis später.« Sie ging zur Tür.
    »Ja, bis bald«, murmelte er und weg war sie. Sven wartete sicherheitshalber zehn Minuten, dann ging er auf die Toilette, zog zwei Linien Koks und machte sich auf den Weg.
     
    Nachdem er sich die längste Zeit durch den Samstagabendverkehr geschlängelt, geschlagene 20 Minuten im Scheißseefeldquartier um die Häuser gekurvt und nach einem Parkplatz gesucht hatte, schloss er die Tür zu Mairas Wohnung auf. Den Zweitschlüssel besaß er, seit er das letzte Mal während ihrer Abwesenheit die dämlichen Viecher füttern musste. Er versicherte sich, dass der Kater nicht entwischt war, zog die Tür hinter sich zu und wickelte die Flasche ›Absolut‹ aus dem Packpapier.
    Gestern hatte er einem Kollegen in der Toxikologie die Geschichte vom ›Nachbarn mit den vergifteten Fischen‹ aufgetischt. Er wollte von ihm wissen, welche Substanz ein solch grausames Massensterben bei Fischen anrichten konnte. Robi Heinimann hatte ihm alle möglichen Toxika aufgezählt und erwähnte ganz nebenbei, dass man Fische auch töten konnte, indem man reinen Alkohol ins Becken goss. Das sei die einfachste und diskreteste Methode, bei der niemand so schnell Verdacht schöpfte. Außerdem war der Wodka im Wasser geruchsneutral, Maira würde so also nichts riechen, wenn sie die toten Fische später entsorgte.
    Sven hatte sich für die wertvolle Information bedankt und da der Aufwand, den Kater umzubringen, einiges größer gewesen wäre, hatte er sich für die Fische entschieden und sich einen Liter Wodka besorgt.
    Er lief ins Wohnzimmer und nahm den Opiumduft war, der von abgebrannten Räucherstäbchen stammte. Sie hatte also meditiert, bevor sie sich auf den Weg nach München gemacht hatte. Bilder von Maira und dem Unbekannten im Hotelzimmer zogen an seinen Augen vorüber und bereiteten ihm Übelkeit. Er fühlte, wie sein Puls raste. Er musste sich unbedingt auf seine Arbeit hier konzentrieren, sonst würde er durchdrehen.
    Sven schwankte ein wenig, als er sich übers Aquarium beugte. Schade nur, dass er mit der Aktion seine eigenen Geschenke zerstörte, aber was soll’s. Bauernopfer. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Verdammt heiß in dieser Altbauwohnung, bei der Affenhitze ohne Lüftung zu wohnen war ja kaum erträglich. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie der Kater auf die Couch sprang und ihn beobachtete. Er wischte sich den Schweiß mit dem Hemdärmel

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