Blind Date mit Folgen - Roman
sie hatte erst einen Viertel ihres Textes zusammen. Maira war frustriert und auch die Bestätigung, Borer hinter sich zu wissen, machte es nicht besser.
»Hi, Eve, wie geht’s dir?« Maira freute sich, die Stimme ihrer Freundin zu hören.
»Die Frage ist, wie geht es dir?« Eveline klang gestelzt. »Warum hast du gestern nicht mehr angerufen? Ich bin doch so gespannt auf die Erzählung!«
»Ja, ja, tut mir leid! Sven ist bis spät abends bei mir geblieben, du weißt, die Fische und so, und um die Zeit wollte ich dich schlafen lassen. Aber ich hab einiges zu erzählen, meine Liebe …«
»Uhhh, bin gespannt! Ich hoffe, nur Gutes. Muss dir ebenfalls was berichten.«
»Okay. Wann? Heute, Lunch?«
»Absolut. Sagen wir 12:15 Uhr im Don Marco’s? Ich reserviere.«
»Passt perfekt!« Beim Gedanken an Eve ging es ihr gleich besser. »Also bis später.«
»Bis dann.«
Das Don Marco’s war ein kleines, belebtes Restaurant im Zürcher Seefeld-Quartier und zählte zu Mairas und Evelines Lieblingslokalen.
»Haben Sie reserviert?«, fragte eine groß gewachsene, schlanke Hostess mit endlosen Beinen am Eingang. Ihr Minirock dürfte bis knapp über den Po reichen.
»Ja, der Name ist Rohner oder Fabien.« Maira wusste nicht auf welchen Name die Reservation lautete. Die junge Frau ging die Liste durch und blickte auf.
»Rohner, da habe ich es!« Sie lächelte Maira triumphierend an. Maira lächelte zurück und fragte sich, warum eine Frau, die ein Salatblatt pro Tag aß, ausgerechnet in einem Restaurant arbeitete. ›The Body‹ blickte auf Mairas tropfenden Schirm und zeigte auf einen Schirmständer. »Bitte folgen Sie mir.«
Maira verstaute den Schirm und lief ihr nach. Dabei war ihr Blick gefangen von den nicht enden wollenden Beinen. Obwohl sie selbst relativ schlank war, führte sie einen ständigen Kampf gegen ein paar – in ihren Augen – überschüssige Pfunde, wofür sie von Eve und Sven ständig Sprüche kassierte. Die beiden fanden ihre Diäten total unnötig und ihren Hang zum Perfektionismus einfach nur übertrieben. Aber egal. Und als ob die Zuviel-Kilos nicht genug wären, hatte Gott auch noch bei ihrer Oberweite gegeizt. Aber zum Glück gab es den Push-up-Bh, der zauberte aus ihren bescheidenen zwei Halbäpfelchen einen eindrucksvollen Busen im Mittelformat.
Bei einem gemütlichen Tischchen in der hinteren Ecke des Restaurants blieben die Stelzen stehen und die Hostess zeigte auf einen Platz.
»Bitte sehr, und ich wünsche einen guten Appetit.«
»Danke.« Maira entschloss sich, in Zukunft etwas weniger zu essen und nebst dem Joggen das Gym wieder regelmäßig aufzusuchen. Der Kellner kam auch schon vorbei und obwohl ihr die normale Cola viel besser schmeckte, bestellte sie eine Diät-Cola. Insgeheim verwünschte sie ›The Body‹. Im nächsten Moment ging die Tür auf und Eve kam herein. Als sie Maira erspähte, winkte sie ihr kurz zu, steckte ihren Knirps in den Schirmständer und bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch. Bei Regenwetter kräuselte sich Eves Haar leicht, was ihr gut stand.
»Ist ja ewig her!« Eveline drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange, dann hängte sie ihren schicken Burberry-Trenchcoat an die Garderobe und setzte sich.
»Sorry nochmals, dass ich nicht mehr angerufen habe«, sagte Maira, »aber Sven bekommt man manchmal fast nicht mehr los … und ich konnte ihn schlecht aus der Wohnung werfen.«
»Logisch. Bevor wir über München reden: Was ist eigentlich genau mit deinen Fischen passiert?«, wollte sie wissen. »Weißt du inzwischen mehr?« Der Kellner kam mit ihrem Getränk und brachte die Speisekarte. Eveline orderte ein Mineralwasser, dann erzählte Maira ihr vom Moment, als sie heimgekommen war und die Fische tot vorgefunden hatte.
»Und Sven hat die Tiere dann die Toilette runtergespült. Wenn ich ihn nicht hätte. Es ist nicht das erste Mal, dass er für mich die Drecksarbeit erledigt.«
»Mmh …«
»Wir vermuten, dass ein Fisch einen Virus hatte und die anderen damit ansteckte. Ich hab heute früh einen Kadaver zum Tierarzt gebracht, aber der hat selbst keinen Schimmer, was passiert ist. Echt rätselhaft.«
Der Kellner kam mit Eves Getränk und sie bestellten beide eine Pizza. Maira besann sich auf den soeben gefassten Vorsatz und nahm eine mit Rucola Salat. Dass sie bis vor Kurzem über Rucola-Pizza-Esser gespottet und diese ›Wiederkäuer‹ genannt hatte, verdrängte sie. Man konnte ja nicht ernsthaft glauben, dass eine
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